
Nach Brand im Lager Moria Sechs Verdächtige festgenommen
Nach dem Feuer im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos hat die Polizei sechs mutmaßliche Brandstifter festgenommen. Tausende obdachlos gewordene Migranten weigern sich, in neue Unterkünfte zu ziehen.
Die griechischen Sicherheitskräfte haben sechs mutmaßliche Brandstifter festgenommen, die vergangene Woche das Lager Moria in Brand gesetzt haben sollen. Das teilte der griechische Minister für Bürgerschutz, Michalis Chrysochoidis, mit. Zunächst waren fünf Verdächtige festgesetzt worden. "Die Brandstifter sind festgenommen. Es sind junge Migranten.", sagte Chrysochoidis im Staatsradio ERT. Aus Kreisen der Polizei hieß es, die mutmaßlichen Brandstifter seien Afghanen, deren Asylanträge abgelehnt worden waren.
"Sie wollen die Insel verlassen"
Tausende obdachlos gewordene Migranten weigern sich unterdessen, neu errichtete Behelfsunterkünfte zu beziehen. Stattdessen forderten sie erneut, dass sie die Insel verlassen dürfen. "Wir haben sie informiert, dass sie in die Einrichtung gehen müssen, aber sie lehnen das ab", sagte ein Polizeivertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. "Sie wollen die Insel verlassen."
In das neue vorläufige Lager in der Region Kara Tepe, das bereits mit 5000 Betten ausgestattet ist und erweitert wird, hätten bislang nur 1000 Migranten gehen wollen, teilte die Regierung mit. Tausende andere - Männer, Frauen und Kinder - verbrachten die Nacht außerhalb der Anlage am Straßenrand. Sie fürchten, dass in dem neuen Lager die Lebensbedingungen genauso schlecht sind wie in Moria.
Mehr als 12.000 Menschen, die vor allem aus Afghanistan, Syrien und Afrika stammen, waren in dem völlig überfüllten Lager untergebracht. Doch seit es vergangene Woche niederbrannte, harren die meisten von ihnen ohne Obdach, Sanitäranlagen und Lebensmittelversorgung aus.
"Niemand wird Lesbos vorerst verlassen"
Die griechischen Behörden gehen davon aus, dass die Feuer absichtlich von Flüchtlingen gelegt wurden, um eine Verlegung aus dem völlig überfüllten Lager zu erzwingen. Erste Berichte deuteten darauf hin, dass an verschiedenen Stellen des Lagers Feuer ausbrachen, nachdem mehrere Flüchtlinge isoliert werden sollten, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
"Niemand wird Lesbos verlassen, ohne vorher in dem Übergangslager gewesen zu sein", sagte der Bürgerschutzminister im Hörfunksender Skai.
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis forderte mit Blick auf die Lage der Flüchtlinge europäische Solidarität ein. Nun sei es an der Zeit, diesen Geist in der Praxis auszudrücken, sagte Mitsotakis.