Satirezeitung in Paris angegriffen Terroralarm nach Anschlag mit zwölf Toten
Bei einem Überfall auf die Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris haben mindestens zwei Bewaffnete zwölf Menschen getötet, darunter vier Karikaturisten. Präsident Hollande sprach von einem Terrorakt. In Paris wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Die Täter sind auf der Flucht.
Bei dem Überfall mindestens zweier bewaffneter Männer auf die Pariser Redaktion der Satirezeitung "Charlie Hebdo" sind zwölf Menschen getötet worden. Nach Angaben der Ermittler sind vier bekannte französische Karikaturisten unter den Opfern: der Chefredakteur der Zeitung, Charb, sowie seine Kollegen Cabu, Wolinski und Tignous. Auch ein Mitarbeiter des Rundfunksenders France Inter ist unter den Todesopfern. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden sieben Personen verletzt, vier von ihnen schwer.
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sprach von drei Kriminellen, die die Tat begingen. Er äußerte sich aber nicht darüber, wer von den Gesuchten bei der Tat welche Rolle übernommen hatte. Die französische Zeitung "Libération" berichtet von einem Fahrer, der die beiden Bewaffneten in einem schwarzen Citroen zum Tatort brachte.
"Ein Schock für Frankreich"
Frankreichs Präsident François Hollande bezeichnete den Angriff als Terroranschlag. Es seien in den vergangenen Wochen bereits mehrere Anschläge vereitelt worden. Die "außergewöhnlich barbarische Tat" sei ein "Schock für Frankreich", sagte Hollande, nachdem er sich am Tatort ein Bild der Lage gemacht hatte. Für 21.00 Uhr kündigte er eine Rede an die Nation an.
Premierminister Manuel Valls rief für den Großraum Paris die höchste Terrorwarnstufe aus. Der Anti-Terror-Plan "Vigipirate" sei auf die Stufe "Anschlagsalarm" angehoben worden, hieß es aus seinem Büro.
Für Mediengebäude, große Kaufhäuser, Kirchen und den öffentlichen Nahverkehr wurde der Schutz verstärkt. Das Kabinett trat zu einem Krisentreffen zusammen.
Zwei Polizisten erschossen
Die Tat im elften Pariser Arrondissement ereignete sich nach Angaben der Polizei gegen 11.30 Uhr. Mindestens zwei vermummte Männer seien in die Räume der Zeitung eingedrungen und hätten das Feuer eröffnet. Der Zeitung "Libération" zufolge fand zu diesem Zeitpunkt gerade eine Redaktionskonferenz statt.
Entgegen früheren Angaben hätten die Attentäter doch nicht über einen Raketenwerfer, sondern über zwei Kalaschnikows verfügt, so die Polizei. Auch zwei Polizisten wurden während des Schusswechsels mit den Angreifern getötet. Diese seien in zwei Fahrzeugen entkommen, erklärte ein Polizeisprecher. Bei ihrer Flucht hätten die Angreifer einen Polizisten angeschossen und später einen Fußgänger überfahren.
Bei ihrem Überfall auf das Satiremagazin sollen beide Männer mehrfach "Allah ist groß" und "Wir kommen, um den Propheten zu retten" skandiert haben.
Augenzeugen sprachen von einem "Gemetzel" und "Blutbad". Auch der Cartoon-Zeichner Renaud Luzier war Zeuge der Tat. Er sprach davon, dass auch automatische Waffen eingesetzt worden seien.
Tatmotiv - neues Houellebecq-Buch?
Der Hintergrund der Tat ist noch unklar. Polizei und Staatsanwaltschaft äußerten sich bislang nicht zu der Frage, ob die Täter bei ihrer Tat im Redaktionsgebäude ihr Motiv erkennen ließen.
Ob die heute erschienene Ausgabe ein Grund für die Attacke gewesen ist, kann bislang ebenso wenig eindeutig beantwortet werden. Sie ist dem neuen Roman des französischen Skandal-Autors Michel Houellebecq gewidmet, der darin die Machtübernahme durch einen muslimischen Präsidenten in Frankreich im Jahr 2022 beschreibt.
Bereits früher Ziel eines Angriffs
Die Satirezeitung "Charlie Hebdo" hatte in der Vergangenheit mehrmals mit provokanten Mohammed-Karikaturen für Schlagzeilen gesorgt. Das Blatt hatte im September 2012 mit der Veröffentlichung teils derber Mohammed-Karikaturen wütende Reaktionen von Muslimen ausgelöst, die Abbildungen des Religionsgründers ablehnen.
Nach der Veröffentlichung einer "Scharia"-Sonderausgabe mit einem "Chefredakteur Mohammed" waren bereits im November 2011 die Redaktionsräume in Flammen aufgegangen. Wegen mehrfacher Morddrohungen stand Chefredakteur Charb schon länger unter Polizeischutz.