Kiew fordert Flugabwehrsysteme Russland greift Energienetz der Ukraine massiv an
Erneut hat Russland die Stromversorgung der Ukraine massiv attackiert. Von einem der "größten Angriffe auf unser Energiesystem" sprach Präsident Selenskyj. Er forderte mehr Flugabwehrsysteme von den Verbündeten.
Russland hat erneut einen großangelegten Angriff auf die Energieinfrastruktur des Landes gestartet. "Der Feind setzt seinen Terror fort", schrieb der ukrainische Energieminister German Galuschtschenko auf Facebook. "Erneut steht der Energiesektor in der gesamten Ukraine unter massivem Beschuss." Nach Angaben des nationalen Netzbetreibers Ukrenergo war die Stromversorgung in der ganzen Ukraine eingeschränkt.
In mehreren Regionen wurden vorsorglich Stromsperren eingeführt, um eventuellen Überlastungen des Netzes vorzubeugen. Landesweit gab es Luftalarm.
Russland bestätigte die Angriffe, das Verteidigungsministerium sprach laut Interfax von einer Antwort auf den Einsatz von US-amerikanischen ATACMS-Raketen durch die Ukraine.
Das russische Militär habe auch mehrere MiG-31-Kampfflugzeuge gestartet, die mit Hyperschallraketen des Typs "Kinschal" ausgestattet waren, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Militärbeobachtern zufolge wurden Kinschal auf Ziele in der Westukraine im Bereich des Wärmekraftwerks Burschtyn und den Militärflughafen Starokostjantyniw abgeschossen. Mehrere Einschläge von Marschflugkörpern habe es im südukrainischen Gebiet Odessa gegeben.
Vier Menschen seien bei einem Angriff in der Region Charkiw verletzt worden, schrieb der Militärgouverneur der Region, Oleh Synjehubow, bei Telegram. In der Stadt Charkiw traf eine Drohne nach Angaben des Bürgermeisters Ihor Terechow ein Wohnhaus.
Mehr als 90 Raketen
Insgesamt soll das russische Militär nach ukrainischen Angaben mehr als 90 Raketen auf Ziele im Land abgefeuert haben. "Es gelang, 81 Raketen abzuschießen", schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Telegram. Davon seien elf Marschflugkörper von aus dem Westen gelieferten F-16-Kampfflugzeugen abgefangen worden.
Vor der Raketenattacke seien zudem knapp 200 Kampfdrohnen von Russland eingesetzt worden. "Das ist einer der größten Angriffe auf unser Energiesystem", konstatierte der Staatschef.
Das ukrainische Energiesystem wurde in diesem Jahr bereits von elf russischen Angriffswellen heimgesucht, die landesweit erhebliche Schäden und langanhaltende Stromausfälle verursacht haben. Im dritten Kriegswinter zielt die russische Strategie offensichtlich darauf ab, die ukrainische Zivilbevölkerung zu zermürben.
"Nur so wird der Terror gestoppt"
Selenskyj erneuerte seine Aufrufe an die westlichen Verbündeten, mehr Flugabwehrsysteme zu liefern. Auch seien wirksamere Sanktionen gegen Russland nötig. "Erdöl gibt Putin ausreichend Geld, um an die eigene Straflosigkeit zu glauben", betonte der Präsident. Auf massive russische Angriffe müsse es eine massive Reaktion geben. "Nur so wird der Terror gestoppt", unterstrich Selenskyj.
Auch Außenminister Andrij Sybiha appellierte an Partnerländer. "Russland zielt darauf ab, uns die Energie zu nehmen. Stattdessen müssen wir ihm die Mittel des Terrors entziehen. Ich wiederhole meinen Aufruf zur dringenden Lieferung von 20 Luftabwehrsystemen des Typs NASAMS, HAWK oder IRIS-T", schrieb Sybiha auf X.