Rede in Westminster Hall Charles III. will Vorbild der Queen folgen
König Charles III. hat bei seiner Antrittsrede vor Abgeordneten angekündigt, dem Beispiel "selbstloser Pflichterfüllung" von Elizabeth II. zu folgen. Danach flog er nach Edinburgh, wohin der Leichnam der verstorbenen Monarchin unter großer Anteilnahme gebracht wurde.
Die Westminister Hall atmet Geschichte. In diesem ältesten Teil des Westminister Palastes wurden in den vergangenen 900 Jahren Kriege erklärt, Krönungen vollzogen und Könige, Königinnen und Premierminister aufgebahrt. An eben diesem Ort, an dem in den kommenden Tagen auch Elizabeth II. aufgebahrt werden wird, saß heute ihr Sohn, King Charles III., neben seiner Gemahlin Camilla auf dem Thron.
Beide Häuser des Parlaments waren in der Westminster Hall zusammengekommen, um dem König ihr Beileid zu bekunden und Elizabeth II. zu würdigen. Lindsay Hoyle, der Sprecher des Unterhauses, der in zeremonieller Robe mit üppiger Goldstickerei gekleidet war, verband dies in seiner Rede aber auch mit einer aktuellen Erwartung - formuliert in der Sprache vergangener Jahrhunderte:
Gnädigster Souverän, wir, die pflichtbewussten und loyalen Untertanen Ihrer Majestät, drücken unser tief empfundenes Beileid aus […] und unsere Loyalität Ihnen gegenüber - und unsere Überzeugung, dass Sie danach streben werden, die Freiheiten der Menschen aufrechtzuerhalten und das Glück der Menschen voranzutreiben in allen Ihren Gebieten, jetzt und auf Jahre hinaus.
König Charles III. und seine Frau Camilla, Queen Consort, nehmen an einer feierlichen Zeremonie zur Beileidsbekundung beider Kammern des britischen Parlaments in der Westminster Hall teil.
"Der lebende und atmende Apparat unserer Demokratie"
Das Parlament wollte seine Rolle bestätigt wissen und King Charles III. lieferte in seiner Antrittsrede diese Bestätigung. Gleich zu Beginn sagte er mit Blick auf das Alter der Westminster Hall: "Ich kann nicht anders, als das Gewicht der Geschichte zu spüren, die uns umgibt und uns an die grundlegenden parlamentarischen Traditionen erinnert."
Das Parlament sei der "lebende und atmende Apparat unserer Demokratie", so Charles III. Die Queen, habe in sehr jungen Jahren gelobt, ihrem Land und ihrem Volk zu dienen und die kostbaren Prinzipien der von der Verfassung vorgesehenen Regierung zu wahren. "Dieses Gelöbnis hat sie mit unübertroffener Hingabe gehalten", sagte der König. Sie sei ein Vorbild "selbstloser Pflichterfüllung" gewesen. "Und ich bin fest entschlossen, diesem Vorbild mit Gottes Hilfe und der Unterstützung von Ihnen treu zu folgen."
Stundenlanges Warten am Straßenrand
Danach flog King Charles nach Edinburgh. Gestern war der Sarg der Queen von Schloss Balmoral nach Edinburgh zum Holyroodhouse-Palast überführt worden, der offiziellen königlichen Residenz in Schottland. Von dort aus wurde er heute in einer stillen Prozession zur St. Giles Cathedral gebracht. Stundenlang hatten die Menschen zuvor am Straßenrand gewartet, um den Leichenzug vorbeikommen zu sehen.
Diese Frau wollte auf Nummer sicher gehen und war sogar schon in der Nacht vor Ort: "Ich habe nicht genug Geld für ein Hotel dabei, also musste ich in einer Gasse schlafen. Aber es ist viel Polizei hier, daher habe ich mich total sicher gefühlt. Und ich hab‘ nur gesagt: 'Behaltet mich bitte ein bisschen im Auge'. Und das haben die gemacht."
Nach einem Gottesdienst in der St. Giles Kathedrale verbleibt der Sarg der Queen dort nun für 24 Stunden, damit die Schotten die Möglichkeit haben, sich von ihrer Königin zu verabschieden. Morgen wird der Leichnam dann nach London geflogen.