
Landesweiter Streik Griechenland steht still
Ein Generalstreik aus Protest gegen die hohen Lebenshaltungskosten in Griechenland hat den Verkehr landesweit zum Erliegen gebracht. Die Gewerkschaften fordern mehr Lohn, während zahlreiche Touristen an Flug- und Fährhäfen hängenbleiben.
Das öffentliche Leben in Griechenland ist wegen eines landesweiten Streiks weitgehend lahmgelegt. In Athen fahren nur vereinzelt Busse, Züge, Straßenbahnen und U-Bahnen. Schulen, Gerichte, Banken und andere Einrichtungen blieben geschlossen. Auch die Fähren auf die griechischen Inseln blieben in den Häfen. Flüge von und nach Griechenland fielen aus.
Proteste in mehreren griechischen Städten
Der Ausstand nur eineinhalb Wochen vor dem griechischen Osterfest betrifft auch viele Urlauber. Das Fest markiert auch den Auftakt der Tourismussaison. Viele Touristen mussten ihre Flüge umbuchen, blieben auf Inseln oder an Flughäfen hängen oder konnten gar nicht erst wie geplant anreisen.
Für Kritik sorgte daher vor allem der Streik der Fluglotsen, der wegen der beginnenden Saison gerichtlich untersagt werden sollte. Am späten Dienstagabend hatte eine Richterin den Streik aber für legal erklärt. Flughäfen und Airlines hatten ohnehin längst alle Flüge annulliert.
In der Hauptstadt Athen gingen nach Polizeiangaben am Mittwoch mehr als 10.000 Demonstranten auf die Straße. In Griechenlands zweitgrößter Stadt Thessaloniki protestierten rund 5.000 Menschen. Auch in anderen Städten des Landes waren Proteste geplant.

Demonstration in Athen für höhere Löhne während eines landesweiten Streiks in Griechenland
Forderung nach höheren Löhnen bei steigenden Mieten
Zu den 24-stündigen Streiks haben die großen Gewerkschaftsverbände der Privatwirtschaft und des öffentlichen Dienstes aufgerufen. Sie fordern angesichts hoher Mieten und Lebenshaltungskosten kräftige Lohnerhöhungen.
Adedy, die Gewerkschaft für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, forderte in einer Erklärung eine deutliche Erhöhung der Reallöhne nach "zehn Jahren Stagnation" und kritisierte die Regierung von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis.
Die steigenden Mietpreise etwa seien Folge eines "anarchischen Tourismus", der zu einer Wohnungskrise führe. Ein großer Teil der Bevölkerung gebe mehr als 40 Prozent seines Einkommens für Wohnen und Heizen aus.
Zudem verlangen die Gewerkschaften die Rückkehr zu den Tarifverhandlungsrechten. Sie waren im Rahmen der Rettungsmaßnahmen während der Finanzkrise abgeschafft worden.
Wirtschaftswachstum und hohe Inflation
Griechenland verzeichnete im vergangenen Jahr ein hohes Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent. Die Löhne blieben aber trotz steigender Steuern und einer Inflation von 3,5 Prozent niedrig.
Zugleich warnen die internationalen Finanzwächter: insbesondere starke Lohnerhöhungen könnten die Inflation vorantreiben. Die Regierung befindet sich dadurch in einem Dilemma. Zwar geht es wirtschaftlich bergauf, aber die Fortschritte kommen noch längst nicht bei den Menschen an.
Der zweite Generalstreik innerhalb von wenigen Wochen fiel zusammen mit dem Inkrafttreten von US-Zöllen in Höhe von 20 Prozent auf Einfuhren aus der Europäischen Union, die auch Griechenland treffen.