
Landesweiter Streik in Griechenland Keine Fähren und keine Flüge
Inseln sind abgeschnitten, Touristen bleiben an Flughäfen hängen oder können gar nicht erst anreisen. Die Gewerkschaften in Griechenland haben zum Streik aufgerufen. Sie fordern mehr Lohn, denn der Aufschwung kommt bei vielen nicht an.
Das öffentliche Leben ist weitgehend lahmgelegt. In Athen fahren nur vereinzelt Busse, Züge, Straßenbahnen und U-Bahnen. Der Ausstand trifft auch viele Touristen: Fähren bleiben in den Häfen vertäut und laufen nicht aus.
Eineinhalb Wochen vor dem griechischen Osterfest, das in diesem Jahr auf denselben Sonntag wie das deutsche Ostern fällt und den Auftakt der Tourismus-Saison markiert, sind die Streiks für Reisende besonders ärgerlich. Viele Touristen mussten ihre Flüge umbuchen, blieben auf Inseln oder an Flughäfen hängen oder konnten gar nicht erst wie geplant anreisen.
Für Kritik sorgte vor allem der Streik der Fluglotsen, der wegen der beginnenden Saison gerichtlich untersagt werden sollte. Am späten Dienstagabend erklärte eine Richterin den Streik aber für legal. Flughäfen und Airlines hatten ohnehin längst alle Flüge annulliert.

Demonstration in Athen für höhere Löhne während eines landesweiten Streiks in Griechenland
Aufschwung kommt nicht bei den Menschen an
Zu den 24-stündigen Streiks haben die großen Gewerkschaftsverbände der Privatwirtschaft und des öffentlichen Dienstes aufgerufen. Sie fordern kräftige Lohnerhöhungen. Ein großer Teil der Bevölkerung gebe mehr als 40 Prozent seines Einkommens für Wohnen und Heizen aus. Zudem verlangen die Gewerkschaften die Rückkehr zu den Tarifverhandlungsrechten. Sie waren im Rahmen der Rettungsmaßnahmen während der Finanzkrise abgeschafft worden. In Athen und vielen anderen Städten waren Protestmärsche geplant.
Wirtschaftlich steht Griechenland nach der jahrelangen Finanzkrise mittlerweile recht gut da. Kürzlich lobte auch der Internationale Währungsfonds die Fortschritte des Landes: Griechenland liegt derzeit mit einem Wirtschaftswachstum von mehr als zwei Prozent im EU-Vergleich weit vorn. Doch bei den Reallöhnen und der Kaufkraft gehört Griechenland in der EU zu den Schlusslichtern.
Die internationalen Finanzwächter warnen: insbesondere starke Lohnerhöhungen könnten die Inflation vorantreiben. Die Regierung befindet sich dadurch in einem Dilemma. Zwar geht es wirtschaftlich bergauf, aber die Fortschritte kommen noch längst nicht bei den Menschen an.