Karoline Leavitt vor Pressemitgliedern im Weißen Haus.

Trumps Presse-Strategie "Neue Medien" ins Weiße Haus

Stand: 02.02.2025 07:16 Uhr

Unter Trump soll alles anders werden. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit den Medien. Seine Pressesprecherin Leavitt kündigte nun an, im Weißen Haus verstärkt auf Podcaster, Blogger und soziale Medien zu setzen.

Karoline Leavitt schritt diese Woche ans Pult im Briefing Room vom Weißen Haus, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Die 27-jährige neue Pressesprecherin von Donald Trump referierte in weitgehend freier Rede die ersten Maßnahmen, die der Präsident gleich zu Beginn seiner Amtszeit ergriffen hat und erklärte: "Präsident Trump ist zurück, und das goldene Zeitalter von Amerika hat definitiv begonnen."

Und weil jetzt alles anders werden soll, kündigte Leavitt eine fast revolutionäre Neuerung an: Einer der begehrten Stühle im meist überfüllten Presseraum soll künftig für Vertreter sogenannter "Neuer Medien" reserviert werden.

Einladung an TikToker, Blogger, Podcaster

"Egal, ob Sie bei TikTok Content kreieren, ob Sie Blogger oder Podcaster sind: Wenn Sie legitime nachrichtliche Inhalte produzieren, egal für welches Medium, können Sie sich um eine Akkreditierung bewerben", erklärte Leavitt.

Schließlich sei es doch ein Fakt, dass vor allem junge Amerikaner ihre Nachrichten zunehmend von verschiedenen Internet-Plattformen bekommen und nicht nur von den "legacy media", also traditionellen Medien, so Leavitt.

"Und als die jüngste Regierungssprecherin aller Zeiten, dank Präsident Trump, bin ich stolz darauf, diesen Raum für junge Medien-Stimmen zu öffnen. Um die Botschaft des Präsidenten mit so vielen Amerikanern wie nur möglich zu teilen."

Wahl auch dank Podcastern gewonnen?

Doch die Einladung an die "jungen Medien-Stimmen" dürfte noch einen anderen Grund haben: Leavitts Chef ist überzeugt, dass er die Wahl 2024 auch dank dieser Medien gewonnen hat.

Donald Trump gab im Wahlkampf Dutzenden Podcastern Interviews. Vor allem solchen, die von jungen Männern gehört werden, die kaum Fernsehen oder Zeitung lesen, sich wenig aus Politik machen oder eher selten wählen gehen.

Auf die Idee habe ihn sein Sohn Barron gebracht, so Trump bei einer Party zur Amtseinführung stolz: "Er hat gesagt: 'Geh zu Joe Rogin, geh zu diesen ganzen Jungs'. Und das haben wir gemacht." Auch sein Herz für TikTok hatte Trump durch den Wahlerfolg entdeckt. Statt die Plattform zu verbieten, will er sie jetzt retten.

Zweite Frage ging an Breitbart

Mit der Einladung scheint Leavitt, die schon im Wahlkampf Trumps Sprecherin war, einen Nerv getroffen zu haben: Allein in den ersten Tagen bewarben sich laut US-Medien mehr als 7.000 Medienvertreter um eine Akkreditierung.

"Die Frage ist jetzt: Wer bekommt die Sitze?", sagt Tom Jones vom Medieninstitut Poynter in Florida im ARD-Interview. "Wenn es nur rechte Verschwörungstheoretiker sind oder Leute, die nur da sind, um ihre Agenda zu fördern, dann ist das ein Problem", meint der Journalist. "Denn es geht hier ja um eine Pressekonferenz, nicht um eine Wahlkampfveranstaltung."

Einen ersten Vorgeschmack, wem Leavitt ein Forum bieten will, lieferte sie schon bei ihrer ersten Pressekonferenz. Denn gleich die zweite Frage durfte ein Reporter von Breitbart News stellen. Die ultrarechte Webseite mit Verbindungen in die Identitäre Bewegung war lange die Spielwiese von Trumps Ex-Berater Steve Bannon. "Dass sie Breitbart drangenommen hat, war eine klare Botschaft: nicht nur an ihren Chef, sondern auch an die Amerikaner und alle Medienvertreter im Raum", glaubt Tom Jones.

Warnungen und Grenzen

Zumal Leavitt auch eine Warnung an die etablierten Medien hatte, von Trump stets nur als "Fake-News Media" geschmäht: die hätten viele Lügen verbreitet, über den Präsidenten und seine Familie. "Wir werden das nicht akzeptieren", erklärte Leavitt. "Wir werden euch zur Rede stellen, wenn wir das Gefühl haben, dass ihr falsch berichtet oder es Desinformationen über dieses Weiße Haus gibt."

So forsch das Auftreten - die Macht der Regierungssprecherin hat jedoch auch Grenzen. Und die fangen schon mit der Sitzordnung an, die sie jetzt revolutionieren will. Die Hoheit über die mit Namensschildern versehenen Sitzreihen hat die White House Correspondents' Association, das Gegenstück zur deutschen Bundespressekonferenz.

Der Stuhl für die Vertreter "Neuer Medien" steht gleich links vom Podium. Und war bislang - ausgerechnet - für das Presseteam des Präsidenten reserviert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 02. Februar 2025 um 09:00 Uhr.