
Umweltschäden befürchtet Trump fördert Tiefseebergbau per Dekret
US-Präsident Trump hat ein Dekret unterschrieben, das das Schürfen nach seltenen Metallen in nationalen und internationalen Gewässern ermöglichen soll. Die Folgen für den Lebensraum Meer könnten verheerend sein.
US-Präsident Donald Trump hat ein Dekret zur Förderung der Tiefseebergbau-Industrie unterschrieben. Unter anderem wies er darin seine Regierung an, die Verfahren zur Erteilung von Genehmigungen für den kommerziellen Abbau von Rohstoffen auf dem Meeresboden sowohl in internationalen als auch in US-Gewässern zu beschleunigen.
Die Verordnung ziele darauf ab, "die Vorherrschaft der USA bei entscheidenden Offshore-Mineralien und -Ressourcen wiederherzustellen" und Chinas Einfluss entgegenzuwirken, teilte das Weiße Haus mit.
Damit machte Trump einen Schritt hin zum erstmaligen kommerziellen Betrieb des wegen Umweltbedenken umstrittenen Tiefseebergbaus.
China reagiert verärgert
Die US-Administration stützt sich laut einem Bericht der New York Times auf ein Gesetz aus dem Jahr 1980, das die Regierung ermächtigt, Genehmigungen für den Abbau von Bodenschätzen in internationalen Gewässern zu erteilen.
Ihr kommerzieller Abbau steckt technologisch noch in den Kinderschuhen, wegen der wachsenden Bedeutung der Rohstoffe ist der wirtschaftliche Druck jedoch groß. Das Weiße Haus hofft für die US-Wirtschaft auf Milliarden Tonnen wertvoller Mineralien.
Mit dem Vorstoß Trumps soll vor allem dem Einfluss Chinas entgegengewirkt werden. Die Volksrepublik dominiert bei wertvollen Stoffen wie Seltenen Erden momentan den Weltmarkt, hielt sich beim Tiefseeabbau jedoch in Erwartung internationaler Bestimmungen bisher zurück. Entsprechend verärgert reagierte die chinesische Regierung auf die Ankündigung Trumps.
Große Gefahr für die Ökosysteme
Beim Tiefseebergbau geht es vor allem um den Abbau sogenannter Manganknollen auf dem Boden der Hohen See. Diese entstehen über Millionen Jahre und enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, die unter anderem zur Herstellung von Batterien etwa für Elektroautos verwendet werden können.
Studien zeigen große Gefahren für die noch wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee. Zudem stellen einige Experten die Notwendigkeit des Tiefseebergbaus für die Energiewende infrage. Aus diesen Gründen wird bisher kein kommerzieller Bergbau auf dem Meeresboden betrieben.
"Trotz weltweitem Widerstand plant die US-Regierung mit Tiefseebergbau zu beginnen - und nimmt sich damit das Recht heraus, den letzten unberührten Lebensraum der Erde zu zerstören", kommentierte die Umweltorganisation Greenpeace das Dekret. Sie warf Trump vor, die Tiefsee "in den Wilden Westen" zu verwandeln. Und mehr noch: die US-Regierung konterkariert mit dem Dekret Bemühungen um ein internationales Regelwerk zum Tiefseebergbau.
Ein Rückschlag für die internationale Kooperation
Durch ein 1994 in Kraft getretene UN-Seerechtsübereinkommen entstand die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) mit Sitz in Jamaika zur Verwaltung des Meeresbodens der Hohen See. ISA-Mitglieder sind neben der Europäischen Union 168 weitere Staaten - die USA zählt nicht dazu.
Bei der UN-Behörde wird seit den 1990er Jahren über ein Tiefseebergbau-Regelwerk verhandelt, das die wirtschaftlichen Profite gegen die Umweltschäden abwägen soll. Anlass der Diskussionen stellte die Ankündigung des Unternehmens The Metals Company dar, das die ersten kommerziellen Unterwasser-Schürfungen durchführen wollte.
Dutzende Staaten - darunter Deutschland - fordern, keine Lizenzen zu erteilen, solange die Umweltfolgen nicht besser erforscht sind. Bislang sind die Verhandlungen über ein Abkommen allerdings ohne Erfolg, Regierungen und Firmen hielten sich mit ihren Entscheidungen über den Tiefseeabbau dennoch weitgehend zurück.
Unternehmen will Schürferlaubnisse beantragen
Nun möchte The Metals Company einen Antrag bei den USA stellen, um eine Schürferlaubnisse zu erhalten, durch die die ISA umgangen würde. Das Unternehmen will im östlichen Pazifik Manganknollen abbauen - Trump hat mit seiner Dekret-Unterzeichnung den Weg dafür frei gemacht.
Greenpeace forderte die Bundesregierung auf, sich bei der nächsten ISA-Verhandlung im Juli für ein globales Moratorium für Tiefseebergbau einzusetzen.