Trump-Auftritt in Washington "Unser Land ist am Boden"
Erstmals nach seiner Amtszeit ist Ex-Präsident Trump in Washington aufgetreten. Er attackierte die Regierung Biden, schloss eine erneute Kandidatur nicht aus - überzeugte aber nicht alle.
Donald Trump lässt sich bei seinem ersten Auftritt in Washington seit dem Ende seiner Präsidentschaft Zeit. Bevor er im Konferenzsaal des Marriott-Hotels bei einer Tagung des America First Policy Institute - einer Denkfabrik, die von ehemaligen Wahlmanagern gegründet worden war, um Trumps Politik voranzutreiben - ans Rednerpult tritt, geht er immer wieder hin und her, lächelt, nickt freundlich und grüßt den einen oder anderen im Publikum.
Dann beginnt er seine Rede mit einer Bestandsaufnahme der Biden-Regierung, und die fällt - wenig überraschend - vernichtend aus.
Unser Land ist am Boden. Wir haben die höchste Inflation und die höchsten Benzinpreise. Der amerikanische Traum ist zerstört. Wenn wir im November nach den Wahlen im Kongress die Mehrheit haben und dann auch die nächste Präsidentschaft gewonnen haben, müssen wir alles daran setzen, die Zukunft unseres Landes retten.
"Kriminellen freie Hand gelassen"
Dass sowohl Inflation als auch Benzinpreise sehr wohl schon einmal höher waren, scheint Trump nicht zu interessieren. Er hat eine lange Liste mit weiteren Ideen dabei und nimmt sich gut eineinhalb Stunden Zeit dieses auszuführen. Besonders tragisch und desaströs ist es laut Trump um die Sicherheit des Landes bestellt:
Die demokratisch Führung hat den Kriminellen freie Hand gelassen. Nichts sei wichtiger als die Straßen wieder sicher zu machen, und um wieder Recht und Ordnung herzustellen."
Wie dieses Sicherheitskonzept aussehen soll, das beschreibt Trump ausführlich in mehreren Punkten. Die Polizei soll massiv ausgebaut werden. Des Weiteren soll die US-Nationalgarde mehr Kompetenzen bekommen und auch eigenmächtig einschreiten können, vor allem in den meist demokratisch geführten Großstädten. Dort sei die Situation besonders schlimm. Für Drogendealer schlägt er gar die Todesstrafe vor.
"Er ist etwas fahrig und verwirrt"
Beim Vortragen seiner Ideen bleibt Trump eher monoton und kommt erst dann in Fahrt, wenn es um kleine Anekdoten aus seiner Amtszeit oder Spinnereien geht - etwa wie der, dass er mit NBA-Star LeBron James eine Frauenbasketballmannschaft gründen wolle. Dazwischen startet Trump immer neue Schimpftiraden über die Biden-Regierung.
Trump habe bei seiner Rückkehr nach Washington keinen überzeugenden Auftritt abgeliefert, urteilt der ehemalige republikanische Kongressabgeordnete Carlos Corbello bei NBC News: "Er scheint nicht so dynamisch wie sonst, er ist etwas fahrig und verwirrt. Er ist nicht gerade eine Hoch-Zeit für ihn."
Trump schlägt Kandidatur nicht aus
Zum Ende seines Auftritts hin schießt Trump gegen alle, die ihn wegen des Kapitolsturms zur Rechenschaft ziehen wollen. Was im Untersuchungsausschuss passiere, habe seiner Meinung nach nur ein Ziel: ihn von einer weiteren Kandidatur abzuhalten.
Ob er nun tatsächlich kandidieren wird? Diese Frage lässt Trump an diesem Abend unbeantwortet. Klar ist aber geworden. Er schlägt es keinesfalls aus:
Ich habe bei meiner ersten Präsidentschaftskandidatur 2016 gewonnen und bei der zweiten Kandidatur 2020 noch viel besser abgeschnitten. Wisst ihr was? Wir müssen es vielleicht einfach nochmal machen.