Robert F. Kennedy Junior Großer Name, abstruse Theorien
Ein Kennedy will Präsident werden - das allein sorgt in den USA für Schlagzeilen. Doch der Sohn des ermordeten Bobby Kennedy verbreitet wilde Verschwörungstheorien. Für die Demokraten ist das heikel, könnte aber auch Republikaner ansprechen.
Pumpen für die Präsidentschaft? Kein Problem für Robert F. Kennedy Junior. In engen Jeans und mit nacktem Oberkörper geht er in den Liegestütz und presst sich hoch. Einmal, zweimal - beim achten Mal fängt er an zu schnaufen, nach dem neunten Mal bricht er ab und richtet sich auf.
Fit, muskulös und braungebrannt, nicht schlecht für einen Mann von 69 Jahren: So zeigt ihn ein Handy-Video, das inzwischen über 15 Millionen mal angeschaut worden ist.
Robert F. Kennedy ist fit und durchtrainiert. Das jedenfalls soll die öffentlichkeitswirksame Leibesübung zeigen (Screenshot).
Bewerbung um Kandidatur für US-Demokraten
Keine Frage: Robert F. Kennedy Jr., der Sohn des ermordeten Bobby Kennedy und Neffe des ebenfalls ermordeten John F. Kennedy, zieht die Aufmerksamkeit auf sich - spätestens, seitdem er Anfang April ankündigte, für die demokratische Partei als US-Präsidentschaftskandidat antreten zu wollen.
Die stattliche Erscheinung, der klangvolle Name und die legendenumflorte Familie sind es aber nicht allein. Kennedy hat sich jahrzehntelang als Anwalt für die Umwelt und für Minderheiten einen Namen gemacht. Er hat gegen Ölkonzerne, Chemiegiganten, Fleischfabriken und das Militär gekämpft.
Vertreter wilder Verschwörungstheorien
Doch spätestens seit der Pandemie fällt "RFK Jr." vor allem durch Verschwörungstheorien auf. Angeblich soll zum Beispiel seit den frühen 1980er-Jahren die Mittelschicht ausgerottet werden. "Der Gnadenstoß war der Lockdown", behauptet er; der sei die größte Wohlstandsverschiebung der menschlichen Geschichte gewesen.
Immer wieder behauptet er auch, dass die Impfstoffe gegen Covid-19 gefährlich seien und bei Kindern zu Autismus führen könnten. Antidepressiva seien schuld an Schulmassakern, und WLAN verursache Krebs.
Vor allem aber seien die USA auf dem Weg in den Faschismus, ein autoritäres Land, in dem man sich nicht mehr vor den Übergriffen der Regierung verstecken könne. Sogar in Hitler-Deutschland habe man noch die Alpen überqueren oder sich auf einem Dachboden verstecken können, wie Anne Frank, sagte Kennedy bei einer Impfgegner-Demo - eine Bemerkung, für die er sich später entschuldigte.
Vor wenigen Tagen legte er in Sachen Corona-Virus nach. Es sei ethnisch so ausgerichtet worden, dass es Weiße und Schwarze angreife, Chinesen und die Mehrheit der Juden aber verschone. Das sei falsch und niederträchtig, sagte nicht nur die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, auch etliche Familienmitglieder sind von ihm abgerückt.
In Umfragen bei bis zu 20 Prozent
Und doch sehen Umfragen Kennedy bei bis zu 20 Prozent. Das habe sicher etwas mit dem bekannten Namen zu tun, sagt Todd Belt, Politikprofessor an der George-Washington-Universität.
Aber die Zustimmungsrate ist auch nicht ungewöhnlich. Wenn Menschen ihre Bewerbung ankündigen oder damit spielen, schnellen sie oft in den Umfragen auf zehn bis 20 Prozent hoch. "Das bedeutet, dass nicht jeder in der Partei mit der Arbeit des amtierenden Präsidenten zufrieden ist", sagt Belt.
Für Republikaner attraktiv
Im Moment hat Biden nur zwei Herausforderer in seiner Partei: Neben Robert F. Kennedy Jr. bewirbt sich Marianne Williamson, eine Buchautorin, die in Umfragen bei acht Prozent liegt. Professor Belt glaubt, dass Biden sich gegen die beiden durchsetzen kann und Spitzenkandidat der Demokraten wird: "Wenn sich die Vorwahlen nähern, wird die Frage der Wählbarkeit vorrangig. Und dann werden wir sie rausfallen sehen."
Doch Robert F. Kennedy Jr. hat eine gut gefüllte Wahlkampfkasse, und was er sagt, macht ihn auch für Republikaner attraktiv. Fox News lädt ihn immer wieder ein, und Donald Trump hält ihn für einen "schlauen, guten Kerl". Auch wenn Kennedy diesmal womöglich nicht gewinnen kann: So schnell wird er nicht von der Bühne verschwinden.
Hinweis der Redaktion: Kennedy hat inzwischen seine Bewerbung als Kandidat der Demokraten zurückgezogen und will nun als unabhängiger Kandidat antreten.