Protest gegen Ruanda Demonstranten greifen Botschaften im Kongo an
Die Spannungen in der Demokratischen Republik Kongo haben die Hauptstadt Kinshasa erreicht. Gewalttätige Demonstranten griffen Auslandsvertretungen an. Im Osten des Landes droht eine humanitäre Katastrophe.
Bei den Ausschreitungen in der Demokratischen Republik Kongo sind die Botschaften Frankreichs, Ruandas, Belgiens und der Niederlande angegriffen worden. Eine unmittelbare Gefahr für Botschaftsmitarbeiter und Besucher habe zu keinem Zeitpunkt bestanden, teilte das Außenministerium der ehemaligen belgischen Kolonialmacht mit. Laut niederländischem Außenamt scheint sich die Lage bereits wieder zu stabilisieren, lokale Sicherheitstruppen würden das Gebäude schützen.
Die deutsche Botschaft in Kinshasa ist nach Angaben des Auswärtigen Amtes bisher nicht betroffen. "Die Kolleginnen und Kollegen der Botschaft in Kinshasa stehen mit unserem Krisenreaktionszentrum im engen Austausch und haben Vorsorgemaßnahmen getroffen", teilte das Außenministerium mit.
Das Bundesentwicklungsministerium sagte geplante Regierungskonsultationen mit Ruanda ab. "In der aktuellen Eskalation kann es kein Business as usual geben", sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Er forderte ein Ende der Eskalation durch Ruanda und die Rebellengruppe M23 sowie den Rückzug aus Goma.
Plünderungen in der Hauptstadt Kinshasa
In der Hauptstadt Kinshasa kam es zu Plünderungen und Brandstiftungen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Die Demonstranten in Kinshasa forderten, die internationale Gemeinschaft müsse Druck auf Ruanda ausüben, damit dieses die Unterstützung der Rebellen beende. Die ruandische Regierung weist eine Einmischung zurück.
Auslöser der Unruhen war ein Vormarsch der Rebellengruppe M23 im Osten des Landes. Die Miliz hatte nach eigenen Angaben zu Beginn der Woche die Großstadt Goma mit rund zwei Millionen Einwohnern eingenommen.
Auch UN-Blauhelmsoldaten sind in die Kämpfe verwickelt worden. Südafrika teilte mit, drei seiner Soldaten seien in einem Kreuzfeuer zwischen Regierungstruppen und Rebellen getötet worden. Der unabhängige UN-Expertenrat für den Kongo ging in seinem jüngsten Bericht Ende 2024 von mindestens 3.000 bis 4.000 ruandischen Soldaten im Ostkongo aus. Ruanda bestreitet, die Rebellen zu unterstützen.
Humanitäre Hilfen teilweise unterbrochen
Auch die Internationalen Kontaktgruppe für die Afrikanischen Großen Seen forderte ein Ende der Offensive und den ungehinderten Zugang zu Goma für humanitäre Helfer. Der Kontaktgruppe gehören neben Vertretern aus Deutschland auch Vertreter aus Dänemark, Belgien, der Europäischen Union, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz, den USA und Großbritannien an.
Die UN warnten, dass die Nahrungsmittelhilfe in und um Goma vorübergehend eingestellt worden sei. Die Hilfsorganisation Caritas international kündigte an, trotz der gefährlichen und unübersichtlichen Lage in Goma weiterhin humanitäre und medizinische Hilfe zu leisten - beispielsweise auch in der Geburtshilfe.
Vergewaltigungen in Goma - Virenlabor in Gefahr?
Es gebe Berichte über Vergewaltigungen, Plünderungen und Angriffe auf medizinische Einrichtungen in Goma, sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros OCHA. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) warnte vor einem Austritt von Virenproben aus einem Labor in der Stadt - darunter solche des Ebola-Virus.
Der IKRK-Regionaldirektor für Afrika, Patrick Youssef, äußerte Sorgen um die "Situation im Labor des Nationalen Instituts für biomedizinische Forschung, in dem die Gefahr eines Stromausfalls besteht". Ein Austritt könne "unvorstellbare Konsequenzen" haben.
Hunderttausende Menschen vertrieben
Am Montag wurden in Goma mehr als 360 Menschen in Krankenhäusern behandelt, die bei den Kämpfen verletzt wurden. Nach Zählung der Nachrichtenagentur AFP gab es an diesem Tag mindestens 17 Tote. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit Monatsbeginn durch die Kämpfe 400.000 Menschen in der Region vertrieben.
Im Dezember 2024 waren Friedensverhandlungen zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda unter Vermittlung Angolas gescheitert. Die an Bodenschätzen reichen kongolesischen Provinzen Nord- und Süd-Kivu im Osten des zentralafrikanischen Landes sind seit drei Jahrzehnten von Konflikten geprägt.