Verbrannte Häuser in Palisades

Studie zu Los Angeles Wie der Klimawandel die Brände begünstigt hat

Stand: 28.01.2025 23:06 Uhr

Die Waldbrände in und um Los Angeles haben enorme Flächen zerstört. Aber welchen Anteil hatte daran der Klimawandel? Eine neue Studie gibt Auskunft. 

Von Yasmin Appelhans, NDR

Mindestens 29 Tote, Tausende zerstörte Gebäude - das ist die vorläufige Bilanz der Waldbrände in und um die US-Metropole Los Angeles, die inzwischen weitgehend unter Kontrolle gebracht sind.   

Eine neue sogenannte Attributionsstudie hat nun berechnet, wie viel wahrscheinlicher das Ausmaß der Brände durch den Klimawandel geworden ist. Attributionsstudien berechnen die Auswirkungen des Klimawandels auf bestimmte Extremwetterereignisse. Die aktuelle Studie ist noch nicht von nicht beteiligten Fachleuten begutachtet worden, basiert aber auf wissenschaftlich anerkannten Methoden und wird von unabhängigen Forschenden als solide eingeschätzt.

Das Ergebnis: "Der Klimawandel hat das Risiko der verheerenden Waldbrände erhöht", so eine der Studienautorinnen, Clair Barnes, vom Imperial College in London. Die heißen, trockenen und windigen Bedingungen, die zu den Bränden führten, sind zu 35 Prozent auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen.

Und auch in Zukunft werden die Bedingungen Waldbrände in Kalifornien begünstigen. Brände in diesem Gebiet werden laut der Studie um weitere 35 Prozent wahrscheinlicher, wenn die globale Erwärmung 2,6 Grad Celsius erreicht - eine Temperaturerhöhung, die wir bis zum Jahr 2100 erreichen werden, wenn nicht massiv gegengesteuert wird. 

Längere Trockenheit trifft auf Winde

Dass der Klimawandel bei den Waldbränden eine Rolle spielt, liegt vor allem daran, dass sich durch den Klimawandel bestimmte Wetterbedingungen stärker überlappen, so Barnes: "Die Trockenheit reicht immer häufiger weiter in den Winter hinein. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei starken Santa-Ana-Winden die kleinen Brände in tödliche Infernos verwandeln können." 

Die Karte zeigt die Santa Ana Winde im US-Bundesstaat Kalifornien

Denn die Santa-Ana-Winde, die auch in diesem Fall das Feuer stark angefacht haben, erreichen im Schnitt zwischen Ende Dezember und Anfang Januar ihren Höhepunkt. Vor dem Klimawandel haben sich die Hochphasen der Winde und die anhaltende Dürre noch nicht so stark überschnitten. Doch je höher die globalen Temperaturen steigen, desto wahrscheinlicher wird es, dass Dürre und Winde zusammen auftreten. So gab es seit Monaten in Kalifornien besonders wenig Regen - und damit optimale Bedingungen für Waldbrände.    

Kleine Veränderungen - große Wirkung

Gemessen an der Größe dieser Brände mögen die 35 Prozent, die laut Studie auf den Klimawandel zurückzuführen sind, nicht besonders hoch erscheinen. Davon sollte man sich allerdings bei Attributionsstudien grundsätzlich nicht täuschen lassen. Denn die Effekte, die auf uns zukommen, wenn die Temperaturen um 1,5 Grad ansteigen, können laut Friederike Otto, Mitbegründerin der Attributionsforschung, mit einem Menschen mit Fieber verglichen werden.

"Wenn Ihre Körpertemperatur bei 37 Grad liegen sollte und sie dann aber bei 38,5 Grad liegt, macht das einen großen Unterschied für Ihren Körper und Ihr Wohlbefinden. Und so wirken sich auch diese scheinbar kleinen Veränderungen im Klimasystem auf Menschen und soziale Systeme in unseren Gemeinschaften aus." 

Für uns Menschen könnten also schon kleine Veränderungen im Klima der sprichwörtliche Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Eine Erhöhung des Risikos schwerer Waldbrände um 35 Prozent könnte also den Unterschied ausmachen zwischen einem zu erwartenden und schnell eindämmbaren Waldbrand, der auch in Kalifornien regelmäßig auftritt und einer Katastrophe, die viele Menschenleben kostet.   

In Bezug auf die aktuellen Extremwetterereignisse sagt Friederike Otto: "Von heftigen Wirbelstürmen im Osten bis hin zu Waldbränden im Westen - die Amerikaner erleben die verheerenden Folgen der Erwärmung durch fossile Brennstoffe."

Auch Europa betroffen

Nicht nur die USA, auch wir in Europa müssen uns auf massive Veränderungen einstellen. Auch hier werden Waldbrände mit voranschreitendem Klimawandel wohl verheerende Folgen haben. Und nicht nur das: Eine ebenfalls kürzlich veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass gerade Hitzewellen hier künftig noch zu mehr Toten führen werden. In den Jahren von 2015 bis 2099 könnten demnach insgesamt etwa 2.345.000 Menschen in Europa temperaturbedingt sterben.  

Otto sagt deshalb: "Im Jahr 2025 stehen die Staats- und Regierungschefs der Welt noch immer vor der gleichen Wahl: entweder bohren und weiterhin Öl, Gas und Kohle verbrennen und immer gefährlichere Wetterbedingungen erleben oder auf erneuerbare Energien umsteigen, um eine sicherere und gerechtere Welt zu schaffen." 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 29. Januar 2025 um 07:38 Uhr.