Dyson, iRobot und Google Roboter für das bisschen Haushalt
Geschirrspülmaschine einräumen, Wäsche waschen, Kinderzimmer aufräumen: Haushaltsroboter könnten den Alltag massiv erleichtern. Die Staubsaugerfirma Dyson hegt große Pläne - und nicht nur sie.
"Das bisschen Haushalt macht sich von allein..." Der Schlager von Johanna von Koczian aus den 1970er-Jahren könnte schon bald Wirklichkeit werden. Zumindest wenn man den Zukunftsplänen von Firmen wie Dyson, Samsung, Google oder iRobot Glauben schenken darf.
Dyson errichtet Robotikzentrum auf Flugplatz
Die bisher vor allem für ihre Staubsauger bekannte britische Firma Dyson hat nun auf der International Conference on Robotics and Automation (ICRA) in Philadelphia angekündigt, ihr Geschäft auf Roboter für den Haushalt auszuweiten. Dazu will das Unternehmen allein in diesem Jahr 250 Robotik-Ingenieure in den Bereichen Computer Vision, maschinelles Lernen, Sensoren und Mechatronik einstellen. In den kommenden Jahren fünf Jahren sollen 700 weitere Robotik-Spezialisten folgen.
Ein Film, der auch in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, zeigt von Dyson entwickelte Roboterhände, wie sie nach Gegenständen greifen. Das Unternehmen gibt sich ehrgeizig: "Der Masterplan sieht vor, auf dem Flugplatz Hullavington das größte und fortschrittlichste Robotikzentrum Großbritanniens zu errichten und die Technologie bis zum Ende des Jahrzehnts in private Häuser zu bringen", heißt es in der Pressemitteilung. Geleitet werden sollen die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten von Dyson-Chefingenieur Jake Dyson.
Dyson hat Roboterhände für einen künftigen Haushaltsroboter entwickelt.
Das Elektroauto-Debakel von Sir Dyson
Der Erfinder und Designer Sir James Dyson gilt als reichster Brite. Dem US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" zufolge verfügt Dyson, der zwar eine Kunstschule in London besuchte, aber keinen Ingenieursabschluss hat, über ein Vermögen von acht Milliarden Dollar. Staubsaugern, Ventilatoren, Handtrocknern, Haarföhns und Heizlüftern sei Dank. Der Selfmade-Milliardär ist das Paradebeispiel dafür, dass Scheitern Teil des kreativen Prozesses ist.
2019 musste Dyson die Entwicklung seines Elektroautos einstampfen. Auch hier hegte der Erfinder dereinst große Pläne: Sein SUV hätte rund 2,6 Tonnen gewogen, wäre aber dank eines leistungsstarken Akkus trotzdem 1000 Kilometer weit gekommen und hätte in unter fünf Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigt. Am Ende blieb es bei großartigen Ideen - und Kosten von angeblich rund 500 Millionen Pfund.
Das Battery Electric Vehicle von Dyson hat nie die Marktreife erreicht.
Markt für Haushaltsroboter wächst rasant
Auch wenn Haushaltsroboter für die Staubsaugerfirma Dyson nun vielleicht ein etwas naheliegenderer Schritt sind als Elektroautos, so ist der noch neue Markt nicht weniger hart umkämpft. Bislang umfasste der Markt für Haushaltsroboter vor allem Staubsauger- oder Fensterreinigungs-Roboter. Doch nun kommen perspektivisch weitere Tätigkeiten wie Geschirrspülmaschine ein- und ausräumen, Kinderzimmer aufräumen und Wäsche waschen hinzu.
Der Markt für die digitalen Haushaltshilfen wächst rasant. Die International Federation of Robotics beziffert das Umsatzpotenzial in diesem Jahr auf 8,2 Milliarden Dollar. Bereits im kommenden Jahr soll die 10-Milliarden-Dollar-Grenze geknackt werden. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren betrugen die Erlöse mit Haushaltsrobotern noch fünf Milliarden Dollar.
Auch iRobot arbeitet an Haushaltsrobotern mit Händen
Kein Wunder also, dass die Firma Dyson nicht die einzige ist, die von diesem Kuchen ein Stück abhaben will. Auch der Saugroboter-Spezialist iRobot arbeitet an mechanischen Haushaltshelfern, die Hände haben. "Wir sind an einem Punkt, an dem wir die Umgebung, in der wir agieren, allmählich soweit verstehen, dass wir so etwas machen können", sagte iRobot-Chef Colin Angle im vergangenen Jahr. In der Industrie rätsele man aber noch, was die Aufgabe eines ersten Haushaltsroboters mit Armen sein werde, schränkte Angle ein. "Die Wäsche machen? Geschirr abwaschen? Oder das Zimmer vor dem Staubsaugen aufräumen?"
Derweil hat sich der südkoreanische Elektronikriese Samsung die Marke "Samsung Bot" längst schützen lassen. Es gibt bereits erste Ankündigungen und Videos eines Roboters namens "Samsung Bot Handy", der eine Geschirrspülmaschine einräumt, herumliegende Wäsche einsammelt und den Tisch deckt. Die Videos zeigen, dass der Roboter über Mustererkennung verfügt. Dabei dürfte Samsung sicherlich auch von seiner KI-Kompetenz profitieren, die der Konzern bei der Smartphone-Entwicklung gewonnen hat.
Der Samsung Bot Handy kann die Geschirrspülmaschine einräumen.
"Everyday Robots" arbeiten bei Google
Doch auch die großen Technologiefirmen haben den Trend Haushaltsrobotik natürlich längst erkannt: Die Google-Schwester "X" ist in diesem Bereich aktiv. Die "Everyday Robots" kommen bereits auf dem Goolge-Campus zum Einsatz: Sie öffnen Türen, putzen Fenster, reinigen die Tische in der Cafeteria und leeren den Papierkorb.
Noch ist das Rennen um die Marktführerschaft für den ersten Haushaltsroboter, der mehr kann als nur Staubsaugen, völlig offen. Wie schnell sich "das bisschen Haushalt" künftig wirklich "von allein" macht, dürfte dabei nicht zuletzt davon abhängen, wie viel die Verbraucher bereit wären, für eine solche Innovation zu zahlen.