Zügelpinguine Fast 10.000 Nickerchen am Tag
Zügelpinguine schlafen viele Tausend Mal am Tag - aber immer nur für wenige Sekunden am Stück. Am Tag kommen sie trotzdem auf bis zu elf Stunden Schlaf. Diese Ergebnisse sind auch für Fachleute überraschend.
Schlaf ist überlebenswichtig - wir brauchen ihn zur Erholung, denn Körper und Gehirn regenerieren sich dabei. Das gilt für Tiere genauso wie für Menschen.
Unklar ist aber, wie lang die Ruhephase dauern muss. Bisher ging die Fachwelt davon aus, dass längere Schlafphasen am Stück für ein gesundes Leben notwendig sind.
Sekundenschlaf statt längerer Ruhephase
Eine neue Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, zeigt jedoch, dass das zumindest bei Zügelpinguinen nicht stimmt: Sie schlafen nämlich im Schnitt nur für vier Sekunden - das aber bis zu 10.000 Mal am Tag. So kommen sie insgesamt auf eine Schlafdauer von durchschnittlich elf Stunden am Tag.
Ein französisch-koreanisches Forschungsteam hatte die Schlafgewohnheiten von wildlebenden Zügelpinguinen in der Antarktis dafür genau dokumentiert. Um herauszufinden, wann die Tiere wach waren und wann sie schliefen, maßen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei 14 Tieren die Gehirnströme von beiden Hirnhälften mit Elektroden. Außerdem wurden die Vögel mit Sensoren ausgestattet, um nachvollziehen zu können, wo sie sich aufhielten und wie tief sie bei der Futtersuche tauchten. Zusätzlich wurde das Verhalten der Tiere mit Videokameras beobachtet.
Ständige Wachsamkeit ist wahrscheinlich überlebenswichtig
Das Ergebnis: Die Tiere nickten immer wieder ein, die Augen fielen zu, der Kopf kippte kurz nach unten. Nach wenigen Sekunden waren sie jedoch wieder wach. Eine Überraschung für die Fachleute: Zwar schlafen viele Tierarten nicht wie Menschen mehrere Stunden am Stück. Doch die Zeitspanne von nur wenigen Sekunden bei den Zügelpinguinen sei extrem kurz, so die Biologen.
Dieser ständige Sekundenschlaf der Tiere könnte eine Anpassung an die Lebensbedingungen der Vögel sein. Denn ihre Nester und Nachkommen sind durch Raubvögel bedroht und auch innerhalb der Kolonie haben die Tiere keine Ruhe.
Gefahren lauern auch innerhalb der Kolonie
Denn Zügelpinguine sehen zwar possierlich aus, doch sie gelten als sehr streitlustig. Im Zentrum der Kolonie schliefen die Vögel laut der aktuellen Studie sogar noch kürzer und weniger tief als Tiere am Rand. Das könnte daran liegen, dass sie in Gegenwart der Artgenossen sehr wachsam sein müssen. Vielleicht wurde der ohnehin schon kurze Schlaf aber auch durch den Lärm und die Bewegungen der anderen Tiere gestört, die dicht beisammen leben.
Für Fachleute ist dieser ungewöhnliche Schlafrhythmus der Zügelpinguine ausgesprochen spannend. Hinzu kommt: Bisher wurde das Schlafverhalten von Tieren fast nur im Labor untersucht. Doch in der künstlichen Umgebung fehlen wichtige äußere Einflüsse, die Ergebnisse sind also nur bedingt aussagekräftig.
Auf den Menschen sind die Ergebnisse aber nicht übertragbar: Unsere Hirnstruktur und Schlafmuster unterscheiden sich von denen bei Vögeln. Bei Menschen weiß man, dass häufige Unterbrechungen des Tiefschlafs - zum Beispiel durch Atemaussetzer - ungesund und gefährlich sind: Das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt.