
Invasive Art Aggressive Ameise auf dem Vormarsch
Eine invasive Ameisenart aus dem Mittelmeerraum wird in Deutschland zum Problem. Sie dringt in Häuser ein, legt das Internet lahm und sorgt für Stromausfälle. Ein Forschungsprojekt soll Abhilfe verschaffen.
Für den Menschen sind sie wohl ungefährlich, an Gebäuden und technischer Infrastruktur jedoch können sie massive Schäden anrichten: Ameisen der Art Tapinoma magnum, die eigentlich im Mittelmeerraum angesiedelt ist, breiten sich in Deutschland aus. Die Krabbler kämen nicht nur im Süden, sondern inzwischen auch in Köln und Hannover vor, sagte der Ameisenfachmann Manfred Verhaagh vom Karlsruher Naturkundemuseum bei einer Konferenz im badischen Offenburg.
Besonders betroffen seien Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und das ostfranzösische Elsass. Der Fachmann warnte vor "Superkolonien" mit Hunderttausenden bis Millionen von Tieren. "Wir werden sie nicht mehr ausrotten können", sagte Verhaagh. Die Ameisenart sei bereits 2009 in Rheinland-Pfalz nachgewiesen worden. Die Wissenschaft vermute, dass das Insekt mit Pflanzentransporten aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland gelangt sei.
Ameise legt Internet lahm
In der badischen Stadt Kehl unweit der französischen Grenze gab es bereits Strom- und Internetausfälle. Auch ein Spielplatz in der Kommune am Oberrhein wurde wegen Unfallgefahr geschlossen - Ameisen hatten den Boden unterhöhlt.
Die Bekämpfung gilt auch deshalb als schwierig, weil die Tapinoma magnum aussieht wie eine normale heimische Ameise. Der Name trüge, sagen Experten: Besonders groß sei die Ameise nicht.
Ein vom Land Baden-Württemberg gefördertes Forschungsprojekt der Staatlichen Naturkundemuseen in Stuttgart und Karlsruhe soll nun die Basis für geeignete Gegenmaßnahmen liefern. Fachleute aus dem Südwesten und Behörden arbeiten erstmals zusammen, um die Ausbreitung der als aggressiv und bissig geltenden Insekten einzudämmen.
Große Drüsenameise – invasiver Schädling?
Behördenvertreter machten deutlich, dass Tapinoma magnum, die auf Deutsch Große Drüsenameise genannt wird, bisher offiziell nicht als invasiv gelistet wird. Das Bundesamt für Naturschutz sehe derzeit Ökosysteme nicht als gefährdet an, sagte der Landrat des Ortenaukreises, in dem auch die Stadt Kehl liegt, Thorsten Erny. Ameisen tragen in der Regel zum Schutz von Ökosystemen bei. Der baden-württembergische Umweltstaatssekretär Andre Baumann (Grüne) sagte, die Ameise Tapinoma magnum sei für ihn aber "ein Schädling" - auch wenn sie rechtlich nicht so bezeichnet werde. Ein Mittel gegen Tapinoma gibt es Experten zufolge noch nicht.
Die Insekten können Fachleuten zufolge keine Krankheiten übertragen. Demnach ist aber nicht ausgeschlossen, dass sie bei Menschen zu kurzfristigen Allergien führen. Vorkommen von Tapinoma-Ameisen sind Fachleuten zufolge etwa über zahlreiche Sandhügel an Bordsteinen und Gehwegen zu erkennen. Zudem treten die Insekten massenhaft auf und riechen beim Zerdrücken nach ranziger Butter, sagt Experte Verhaagh.