Internationale Konferenz Kann nachhaltiger Walfang funktionieren?
Nur noch drei Länder auf der Welt jagen Wale: Japan, Norwegen und Island. Auf der heute beginnenden IWC-Konferenz wollen einige Staaten nachhaltigen Walfang legalisieren. Kann das funktionieren?
In der Internationalen Walfangkommission IWC stehen sich zwei Lager gegenüber. Die eine Seite will den kommerziellen Walfang komplett verbieten. Die andere drängt auf eine Legalisierung und schlägt dafür einen Kompromiss vor: Nachhaltigen Walfang. Doch das ist ein Vorwand, kritisiert Nicolas Entrup. Er ist Direktor für Internationale Beziehungen bei der Schweizer Naturschutzorganisation OceanCare: "Es gab immer wieder Staaten, über die Jahre hinweg, den Kompromiss als Vorwand zu benutzen. Wir wissen aber, dass eine nachhaltige Bejagung von Walen einfach nicht möglich ist."
Fangquoten - schwierig zu bestimmen und überprüfen
Alle Versuche der IWC, Rahmenbedingung für einen nachhaltigeren Walfang zu schaffen, sind bislang gescheitert. Auch Sandra Altherr von der Naturschutzorganisation Pro Wildlife sieht ein solches Vorhaben kritisch: "Es gibt theoretische Rechenmodelle, welche Walfangquoten nachhaltig wären. Die sind aber so komplex und so schwer vorhersehbar, dass sie nie verabschiedet wurden." Zu kontrovers sei die Diskussion rund um den kommerziellen Walfang.
Zudem würde eine Legalisierung ein Kontrollsystem erfordern: "An Bord der Walfangschiffe bräuchte es unabhängige Beobachter. Und es müssten zusätzliche Kontrollinstanzen installiert werde", erklärt Altherr. Die Kosten dafür wären aber so hoch, dass der kommerzielle Walfang dadurch nicht mehr rentabel wäre.
Nur drei Länder jagen überhaupt noch
Weltweit gibt es aktuell nur noch drei Walfangnationen: Japan, Norwegen und Island. Im vergangenen Jahr erlegte Norwegen rund 580 Zwergwale. Damit erzielten sie die höchsten Fangzahlen weltweit. "In den letzten zehn Jahren haben Norwegen und Island unfassbare 14 Millionen Kilogramm Walfleisch exportiert. Fast alles davon ging nach Japan. Das sind solche Berge, das kann man sich gar nicht vorstellen, wo das in Japan hinsoll, denn in Japan mag das kaum noch jemand essen", berichtet die Umweltschützerin. Was genau mit dem Fleisch passiere, sei nicht klar. Sie ergänzt: "Man muss mit allem rechnen. Vielleicht sogar, dass Walfleisch als Tierfutter endet"
Die aktuelle Regierung Islands plant den Walfang ab 2024 nicht weiter zu unterstützen. Anders sei es in Norwegen, sagt Altherr. Dort werde der Walfang durch die Regierung weiterhin aktiv unterstützt. Für die Internationale Walfangkommission ist das ein Problem: Sanktionsmöglichkeiten gibt es nicht. Denn Norwegen und Island haben dem Moratorium zum Artenschutz nicht zugestimmt. Daran wird auch eine mögliche Entscheidung auf der Walfangkonferenz nichts ändern können.
Klimakrise und Müll werden zum Problem
Die Klimaerwärmung und globale Umweltprobleme gefährden die Walpopulationen zunehmend stark. Naturschützer Entrup sieht die Gefahr in der Kombination der vielen einzelnen Einflussfaktoren: "Wir vermüllen den Lebensraum der Wale. Wir vertreiben Tiere aus ihren angestammten Paarungs- oder Nahrungsgebieten. Klimatische Veränderungen, die vom Menschen verursacht werden, beeinflussen Meeresströmungen und die Temperatur. Es führt zur Versauerung der Meere. Wir haben hier einen Cocktail an unterschiedlichen Gefahren - das macht mir Sorgen."
Die IWC hat 2018 beschlossen, sich auch diesen Themen zu widmen. Umweltschützer fordern jetzt, dort anzuknüpfen. "Auch privat kann man wirklich sehr viel tun. Wir wissen, dass eine langsamere Schifffahrt schon helfen würde", appelliert Entrup. So würde weniger Lärm und CO2 entstehen. Auch Kollisionen von Walen und Schiffen könne man so vorbeugen. Der Experte rät: "Für die Personenschifffahrt sollte man auf Schnellfähren verzichten. Da sollte man sich auch einfach Zeit nehmen, um das Meer zu genießen."
Außerdem sei der Lärm auch ein Grund für die vielen Strandungen von Walen in der letzten Zeit: „Bedenken Sie, Wale leben in einer akustischen Welt. Je lauter die Meere werden, desto mehr beeinflussen wir die Tiere in ihrer Kommunikation. Wir schränken sie hier ein. Im intensiven Ausmaß kann Lärm sogar töten“, erklärt Walexperte Entrup.
"Das letzte, was die Walbestände brauchen"
In diesem Jahr steht die Walfangkommission noch vor einer anderen Hürde: Ein fixes Budget muss festgelegt werden. Damit will sie wichtige Initiativen vorantreiben. Allerdings gebe es Gegenwind, sagt Entrup: "Es gibt Initiativen, der walfangunterstützenden Staaten, die sagen: 'Wir stimmen einem Budget nur dann zu, wenn auch unsere Interessen entgegengekommen wird'. Das heißt, wir sind hier eigentlich einer erpresserischen Situation ausgesetzt."
Für den Direktor der IWC sei ein einstimmiges Ergebnis eine Grundlage für eine gute Atmosphäre innerhalb der Kommission. Besonders deswegen warnt Entrup auch davor, sich nicht in belanglosen Diskussionen über die Legalisierung des kommerziellen Walfangs zu verstricken: "Das halte ich für fatal und es ist wirklich das letzte, was Walbestände weltweit brauchen."