Versunkener Luxusliner Wrack der "Titanic" zerfällt am Meeresgrund
Seit 112 Jahren ruht das Wrack der "Titanic" in 3.800 Metern Tiefe. Der Zerfall lässt sich nicht aufhalten, warnen Forscher nach einer Expedition - so gebe es massive Schäden am Bug. Die jüngsten Tauchgänge förderten auch Kleinodien zutage.
Die "Titanic" verfällt unaufhaltsam am Grund des Nordatlantiks. Deutlich sichtbar ist das am Bug des Schiffes, wie Fotos und Videoaufnahmen von der jüngsten Tauchexpedition zum Wrack zeigen. An der vorderen Spitze des Luxusliners, der 1912 sank, klafft auf der Backbordseite des Schiffs eine große Lücke.
Der Bug habe mittlerweile einen rund viereinhalb Meter langen Teil seiner Reling eingebüßt, der nun auf dem Meeresboden liege, erklärte das Unternehmen RMS Titanic Inc., das Besitzer des wohl berühmtesten Schiffswracks der Welt ist, in einem X-Post.
Jahrzehntelang sei er ein Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit der "Titanic" gewesen. Die drastische Veränderung auf den Bildern erinnere daran, dass das Schiff tatsächlich zerfalle. "Nach 112 Jahren auf dem Grund des Nordatlantiks fordert die feindliche Ozeanumgebung ihren Tribut", so das Unternehmen.
Bakterien und Rost setzen Hülle zu
Der langsame Zerfall des Wracks bereitet den Forschern schon länger Sorge. Mikroorganismen zersetzen das Metall, aus dem das Schiff gebaut wurde, wie RMS Titanic Inc. schon 2010 mitteilte. Laut der Firma setzen neben den Bakterien, die sich durch die Schiffshülle fressen, auch Rost und Ozeanströmungen dem Wrack zu.
Trotz aller Bemühungen: Der Zerfall des Wracks sei unabwendbar, schreibt das Unternehmen. Das bestärke die Forscherinnen und Forscher jedoch bloß in ihrer Mission, die Zeugnisse der Vergangenheit zu dokumentieren und zu erhalten, bevor es zu spät sei.
Forscher erstellten zwei Millionen Fotos
Das Unternehmen RMS Titanic Inc., mit Sitz in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, hatte sich Anfang der 1990er Jahre die Rechte an der Verwaltung der Wrackstelle gesichert. Seitdem organisierte die Firma mehrere Expeditionen. Bislang wurden dabei vor allem technische Gerätschaften, Schmuck, Münzen und andere Erinnerungsstücke geborgen. Sie wurden restauriert und zum Teil ausgestellt.
Bei der Expedition im Juli und August - der ersten des Unternehmens seit 2010 - wurden demnach mehr als zwei Millionen Fotos des Wracks gemacht. Das Trümmerfeld am Ort der tragischen Katastrophe ist für Forscher eine Schatzgrube. Bei den jüngsten Tauchgängen wurden nach Angaben von RMS Titanic Inc. zahllose Artefakte ausfindig gemacht, die in künftigen Missionen gehoben werden sollen.
Bronze-Statue auf Meeresboden entdeckt
Darunter befindet sich ein Kleinod, dessen Wiederentdeckung auf dem Meeresboden die Forscher regelrecht beglückte: Es handelt sich um eine rund 60 Zentimeter hohe Bronze-Statue der römischen Göttin Diana, die einst auf dem Kaminsims einer Erste-Klasse-Lounge thronte.
Die Kabine sei beim Sinken des Schiffes aufgebrochen und die Statue herausgespült worden, heißt es in einer Mitteilung. Am letzten Tag des jüngsten Tauchgangs sei sie in dem Trümmerfeld gesichtet und fotografiert worden.
1.500 Menschen starben beim Schiffsunglück
Die "Titanic", die bei ihrer Inbetriebnahme als unsinkbar beworben worden war, war auf ihrer Jungfernfahrt 1912 von Southampton nach New York mit einem Eisberg zusammengestoßen und gesunken. Dabei starben rund 1.500 der mehr als 2.200 Menschen an Bord. Das Wrack wurde 1985 südöstlich der kanadischen Provinz Neufundland in rund 3.800 Metern Meerestiefe gefunden.