Sparkassen und Volksbanken Mehr Filial-Zusammenlegungen geplant
Immer mehr Sparkassen und Volksbanken wollen ihre Filialen zu "FinanzPunkten" zusammenlegen. Damit macht ein Modell aus Frankfurt am Main Schule. Gut ein Jahr später zogen beide Institute nun eine positive Bilanz.
Es begann am 19. Dezember 2019: An diesem Tag eröffneten Deutschlands zweitgrößte Volksbank, die Frankfurter Volksbank, und die deutlich kleinere Taunus Sparkasse ihre erste gemeinsame Filiale mit neuer Gestaltung. Diese sogenannten "FinanzPunkte" sind seither immer an drei oder vier Wochentagen geöffnet. Durch ein Lichtkonzept in rot oder blau ist für den Kunden sofort erkennbar, welche Bank an diesem Tag "FinanzPunkt" ist.
Positive Bilanz
Gut ein Jahr später haben beide Institute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz nun eine positive Bilanz gezogen. Die Kunden hätten das FinanzPunkt-Modell mit überwältigendem Erfolg angenommen, berichteten die Vorstandschefin der Frankfurter Volksbank, Eva Wunsch-Weber, und ihr Kollege von der Taunus Sparkasse, Oliver Klink.
Befragungen von Kunden zeigten, dass das Konzept der FinanzPunkte gut ankomme und die Präsenz der Banken vor Ort gewährleistet sei, sagte Wunsch-Weber. Auch Firmenkunden begrüßten das Angebot. Mittlerweile sind alle 26 geplanten hessischen FinanzPunkte umgebaut.
Projekt mit Leuchtturm-Charakter
Nach ihrem Start in Hessen könnte die Idee der FinanzPunkte nun sogar bundesweit Schule machen. Insgesamt vier Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben sich der Initiative bereits angeschlossen: die Sparkasse Tauberfranken und die Volksbank Main-Tauber in Baden-Württemberg sowie die Sparkasse Oberpfalz Nord und die Raiffeisenbank Oberpfalz Nord-West in Bayern.
Man spreche zur Zeit mit mehr als zehn weiteren Interessenten aus ganz Deutschland, sagten die Chefs von Taunus Sparkasse und Frankfurter Volksbank. Schon bald könnte es also weitere FinanzPunkte in ganz Deutschland geben.
Corona als Katalysator des Filialsterbens?
Dass Geldhäuser aus unterschiedlichen Lagern in so großem Stil so eng zusammenarbeiten, ist ein Novum. Das Konzept ist eine Antwort darauf, dass viele Bankkunden kaum noch in die Filiale gehen. Der Trend zum Online-Banking hat sich in der Corona-Pandemie noch verstärkt.
Das Virus dürfte damit auch den Prozess des Filialsterbens weiter beschleunigen. Viele Banken müssen in ländlichen Gebieten Zweigstellen schließen, weil zunehmend die Laufkundschaft fehlt und sie Kosten sparen müssen.
Eine Lösung für Senioren?
Allein die Volks- und Raiffeisenbanken haben 2020 fast zehn Prozent ihrer Geschäftsstellen geschlossen. Die 349 Volks- und Raiffeisenbanken, die dem regionalen Genossenschaftsverband angehören, gaben im vergangenen Jahr 425 Geschäftsstellen auf. Auch die Sparkassen schlossen im Corona-Jahr wieder etliche Institute.
Man kann FinanzPunkte daher auch als Antwort der Sparkassen und Volksbanken auf das bundesweite Filialsterben sehen. FinanzPunkte könnten sich für all jene als akzeptable Lösung entpuppen, die beim Digitalisierungsprozess bislang weitgehend außen vor gelassen wurden beziehungsweise für die Online-Banking oftmals keine Alternative ist: die Seniorinnen und Senioren.