Ausgaben von Eltern Was die Schulzeit Familien kostet
Staatliche Schule ist kostenfrei. Doch Eltern zahlen viel Geld für Ranzen, Malkasten, Sportzeug, Schulessen oder Klassenfahrten. Bis zur Abschlussfeier können pro Kind viele Tausend Euro zusammenkommen.
Schreibwaren- und Schulbedarfsläden haben dieser Tage Hochkonjunktur. Egal, ob die Schule bereits begonnen hat oder ob noch Ferienzeit ist: Jetzt wird Geld ausgegeben. Allein 800.000 Jungen und Mädchen kommen dieser Tage in die erste Klasse. Und der Umsatz hört da lange noch nicht auf.
Im nordhessischen Bad Hersfeld hat sich das Schulbedarfsgeschäft von Harald Lassner auch auf die spezielle Zielgruppe der Kinder, die in die weiterführende Schule wechseln, spezialisiert. Auch hier sind natürlich ganz klar Schulranzen und Schulrucksäcke die Renner. Der elfjährige Maximilian gehört zu denjenigen, die dieser Tage in die weiterführende Schule kommen: "Da muss was Neues her", erklärt Maximilian selbstbewusst. Und so bezahlt sein Vater mal eben über 240 Euro für den Schulrucksack inklusive Sporttasche.
Ranzen-Preise kennen nur eine Richtung
Schulrucksäcke und -ranzen sind im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent teurer geworden - wieder einmal. Die Grundausstattung für Erstklässler legte um acht Prozent zu. Die Gründe sind vielschichtig, meint Florian Kriegel vom Vergleichsportal idealo: "Die Hersteller zahlen mehr für Material, Personal und Entwicklungskosten, das geben sie an die Kunden weiter."
Doch gerade der Ranzen ist auch längst zum Statussymbol geworden. Ranzen heißt heute Ergobag und wird ergänzt mit sogenannten Patches, mit per Klett haftenden Dinos oder Einhörnern. Früher war es der bunte Kasten von Scout. Gerade Kinder wollen gegenüber anderen nicht zurückstecken, das ergeben Studien immer wieder. Und beim Ranzen gehen dann moderne Trends oder Kooperationen mit Animationsfilmen oder Spielzeugherstellern schnell ins Geld.
Doch das hört beim Schulranzen nicht auf. Ordner, Hefte, jede Menge Stifte, Malkasten dazu Pinsel, Füller, Zeichenblöcke - nur ein paar Beispiele von Verbrauchsmaterialien. Innerhalb von zwölf Schuljahren können die Kosten laut Experten etwa 3.000 Euro erreichen. Und das ist nur der Anfang - Ausflüge, Klassenfahrten, Fahrtkosten, Sportzeug, Bücher, Schreibutensilien, Ganztagsbetreuung, Schulessen und immer häufiger auch digitale Geräte machen ein Schulleben kostspielig.
Lernmittelfreiheit von großzügig bis teuer
Schule generell ist zwar kostenfrei. Echte Lernmittelfreiheit gibt es aber nur in fünf Bundesländern. Es fängt schon bei den Schulbüchern an. In Hessen werden die gestellt; in Berlin müssen Eltern für Bücher ab der 7. Klasse einen festgesetzten Zuschuss zahlen, in Niedersachen werden sie gegen eine Gebühr ausgeliehen. Bekommen Kinder Kopien zum Unterricht, kassieren bayerische Schulen eine Kopierpauschale. Bremen zeigt sich großzügig, weder Bücher noch Kopien kosten. Die Schulkosten variieren also in Deutschland stark.
Kommt dann in den oberen Klassen noch die Nachhilfe dazu, können sich Kinder glücklich schätzen, deren Eltern zahlen können. Schulförderprogramme für Mathematik existieren gerade in weiterführenden Schulen oftmals nicht. "Schulkosten werden dann schnell zum Problem", sagt Yasmin Alinaghi vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Hessen. Sie warnt davor, "dass Kinder automatisch ausgeschlossen werden, wenn Eltern finanziell schlecht gestellt sind".
Zwölf Jahre Schule kosten rund 21.000 Euro
Wie viel ein Schulleben insgesamt wirklich kostet, variiert stark. Legt man Zahlen zu Grunde, die das Preisvergleichsportal idealo und Organisationen wie der Paritätische Wohlfahrtsverband ausgerechnet haben, und berücksichtigt man dann noch die Preissteigerungen, so kommt man in Bundesländern mit Lernmittelfreiheit auf rund 21.000 Euro - ausgehend von einem Schulleben von zwölf Jahren. Und dann gibt es eben noch die Bundesländer ohne die Lernmittelfreiheit.
Für Familien ist das ein Spagat zwischen den Wünschen der Kinder und eigenem Geldbeutel. Familie Wagner aus Bad Hersfeld muss bei ihren Zwillingen Annabell und Isabell alles im Doppelpack finanzieren. Das heißt Sparen, wie der Vater erzählt: "Wir verzichten selbst, um das mit der Schule hinzubekommen." Die Wunschliste für den Unterricht ist lang. "Und gerne Markenartikel", hat die neue Lehrerin von Annabell und Isabell hinzugefügt. Die Eltern sind Normalverdiener, haben keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung.
Hohe Schulkosten verstärken die Bildungsarmut
Zwar gibt es die Möglichkeit, dass Bürgergeldempfänger für ihre Kinder über das Bildungs- und Teilhabepaket Unterstützung beantragen können. Schülerinnen und Schüler erhalten seit dem 1. Januar 2024 pauschal 195 Euro für den Schulbedarf. Im ersten Schulhalbjahr werden 130 Euro ausgezahlt, im Februar sind es dann noch einmal 65 Euro.
Doch das sei zu wenig, sagt die Geschäftsführerin vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Hessen. Erst durch die geplante Kindergrundsicherung könne dieses Missverhältnis abgefedert werden.