Kakaobohnen

Schokoladenkrise Leere Kakaolager, kein Nachschub in Sicht

Stand: 14.02.2025 14:38 Uhr

Leere Lager und schwache Ernteerträge treiben den Preis für Kakao wieder in Richtung der jüngsten Rekordstände. Für viele Verbraucher könnten Schokoladenprodukte bald zum Luxusgut werden.

Von Thomas Spinnler, ARD-Finanzredaktion

Die Kakaolager in London und New York sind leer wie selten, der Preis für die Tonne Kakao klettert in Richtung bisheriger Höchststand. Bis ins Jahr 2023 pendelten die Notierungen etwa um die Marke von 2.000 Dollar. Seitdem ging der Preis nach oben. Im vergangenen Jahr vor Weihnachten dann der Rekord: "Eine Woche vor dem Fest kostete die Tonne Kakao knapp 13.000 US-Dollar, soviel wie nie zuvor", heißt es von den Experten des Investmenthauses Vontobel.

Aktuell bewegt sich der Preis entlang der Marke von 10.000 Dollar. Ausgerechnet am Valentinstag und vor der Osterzeit müssen sich die Verbraucher also auf teure Schokoladenwaren einstellen.

Leere Lager, kein Nachschub

Der Grund: Die Vorräte sind dramatisch geschrumpft. Wie die Financial Times berichtet, seien die Lagerbestände der Londoner Rohstoffbörse Intercontinental Exchange von mehr als 100.000 Tonnen nutzbarem Kakao vor einem Jahr auf etwa 21.000 Tonnen in den letzten Monaten gesunken.

Das sei der niedrigste Stand, den man je erlebt habe, sagte Jonathan Parkman, Co-Leiter der Agrarabteilung beim Rohstoffmakler Marex der FT. Auch die unabhängigen lizenzierten Lager in New York würden besorgniserregend leer aussehen, stellt Parkman fest.

Spektakulärer Preisanstieg

Geringes Angebot, große Nachfrage: "Der Preisanstieg für Kakao ist absolut spektakulär, jetzt seit zweieinhalb Jahren", zitiert die Nachrichtenagentur AP Philippe de Sellier, Chef des belgischen Schokoladenherstellers Leonidas und des belgischen Schokoladenverbands Choprabisco.

"Der Grund für den Preisanstieg ist eine Kombination aus steigender Nachfrage und einem Rückgang des Angebots", heißt es von den Experten von Vontobel. Das Angebot sei durch den Klimawandel, Pflanzenkrankheiten und einen anhaltenden Rückgang der Investitionen in den Anbau beeinträchtigt worden, schreiben sie in einem Marktkommentar. "Wir sehen beispiellose Preise", meint auch Bart Van Besien, Politikberater der Fair-Trade-Gruppe Oxfam.

Die steigende globale Nachfrage nach Kakaoprodukten hat auch damit zu tun, dass ein wachsender Anteil der Weltbevölkerung den Sprung aus der Armut geschafft hat. So wächst beispielsweise in China der Hunger nach einstigen Luxusgütern wie Schokolade.

Knappheit dürfte andauern

Derzeit sieht es so aus, als würde die aktuelle Ernte keine Entlastung bringen, denn die klimatischen Bedingungen beim weltweit größten Kakaolieferanten Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) und in Ghana bleiben schwierig. In Deutschland stammen beispielsweise rund 50 Prozent des importierten Rohkakaos aus Côte d’Ivoire, heißt es vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Derzeit macht den Bauern dort die Trockenperiode zu schaffen. Die Landwirte warnen längst vor Bohnen schlechter Qualität und einer möglichen Knappheit im April.

Deshalb richten die Marktbeobachter den Blick schon jetzt weit nach vorn: Sollte die Kakao-Ernte tatsächlich an Fahrt verlieren, drohe der wichtige Schokoladen-Rohstoff mit Blick auf Weihnachten 2025 noch knapper zu werden, heißt es von Vontobel.

Wenn die Schokoladenkrise anhält, müssen sich Verbraucher laut Parkman darauf einstellen, "dass sie weniger Kakao in ihrer Schokolade haben werden, und sie werden für eine erhebliche Zeit mehr dafür bezahlen".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Dezember 2024 um 12:26 Uhr.