Livestream-Shopping in China Verkaufen im Sekundentakt
Reis, Würstchen, Spielzeugautos: Auf chinesischen Online-Plattformen wie Douyin verkaufen Livestream-Shopper Waren im Sekundentakt. Ein riesiger Markt mit geschätzt umgerechnet 450 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr.
Die Livestreamerin Zheng Xiangxiang schaffte es mit ihren Verkaufsauftritten sogar in die sozialen Medien außerhalb von China. Sie wurde bekannt dafür, dass sie die Waren immer nur ein paar Sekunden in die Kamera hält. Von ihren Assistenten bekommt sie Schuhe, Kleidung, Kosmetik und so weiter angereicht, macht kurz die Box auf, nennt den Preis und weiter geht’s.
Zheng Xiangxiang hat auf Douyin, dem chinesischen Pendant der Kurzvideo-App TikTok, etwa fünf Millionen Follower. Berichten zufolge hat die junge Livestreamerin umgerechnet mehr als zehn Millionen Euro in der Woche eingenommen. Im Oktober untersagte die Plattform Douyin zwar solche Art von Livestreaming, in der man gar nichts über das Produkt erfährt, doch der Markt ist riesig und für viele berühmte Influencer in China ist Livestream-Shopping eine Neben- oder sogar die Haupteinnahmequelle.
Integrierte Shopping-Funktion in sozialen Medien
In Social-Media-Plattformen wie Douyin, Xiaohongshu, Kuaishou und Bilibili sind die Shopping-Funktionen direkt integriert. Das heißt, Nutzerinnen und Nutzer, die auf einem Live-Stream-Shopping-Kanal gelandet sind, können mit wenigen Klicks direkt in der Smartphone-App die Produkte kaufen. Verkaufsplattformen wie Taobao haben eigene Livestreaming-Kanäle, genauso wie die Messenger-App WeChat.
Verkauft wird fast alles live in China, auf einem WeChat-Kanal bereitet eine Frau Würste zu und bietet diese gleichzeitig zum Verkauf an. Einmal nach oben gewischt zum nächsten Kanal, verkauft ein Mann live Spielzeugautos, die er mit seinen Händen in große Eimer abfüllt.
Livestreamer in Verkaufsboxen
In vielen Städten gibt es spezielle Gebäude, in denen sich zum Teil über mehrere Stockwerke hinweg Dutzende kleine Boxen ohne Fenster aneinanderreihen, in denen Livestreamer sitzen, die ihre Produkte online verkaufen. Viele sind bei einer der fast 20.000 E-Commerce-Livestreaming-Firmen angestellt, andere sind selbstständig.
Live-Shopping im Internet gibt es in China seit etwa acht Jahren, seitdem ist der Markt immer weiter gewachsen - besonders während der Pandemie, als in China fast drei Jahre lang besonders strikte Covid-Regeln galten. Laut dem Bericht "China Live Streaming E-Commerce Market Data Report" gibt es in der Volksrepublik inzwischen geschätzt rund 500 Millionen Live-Shopping-User, die online einkaufen - mehr als jeder Dritte in China. Umgesetzt wurden mit Livestream-Shopping demnach im vergangenen Jahr umgerechnet rund 450 Milliarden Euro. Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Österreichs.