Quartalszahlen Tesla mit zweitem Gewinnrückgang in Folge
Die Preisschlacht auf dem Elektroauto-Markt hinterlässt Spuren in der Bilanz von Tesla. Der US-Elektroautobauer erzielte die niedrigste Marge seit mehr als fünf Jahren, der Gewinn sackte um fast die Hälfte ab.
Bereits das zweite Quartal in Folge hat Tesla mit einem deutlichen Gewinnrückgang abgeschlossen. In den Monaten April bis Juni verdiente der Elektroauto-Pionier rund 1,48 Milliarden Dollar (1,36 Milliarden Euro) - 45 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Marge fiel so gering aus wie seit über fünf Jahren nicht mehr. Tesla-Chef Elon Musk sprach von einer vorübergehenden Nachfrageflaute nach Elektroautos.
Erwartungen vier Quartale in Folge verfehlt
Nach Vorlage der Zahlen versuchte der Tech-Milliardär abermals, Investoren mit Versprechen einer großartigen Zukunft dank selbstfahrender Autos und des humanoiden Roboters "Optimus" zu beschwichtigen. Gleichzeitig verschob aber die Vorstellung des Robotaxi-Prototypen von Anfang August auf den 10. Oktober. Und die Herstellung der "Optimus", die zunächst in der Produktion eingesetzt werden sollen, stellte er nun bis Ende kommenden Jahres in Aussicht. 2026 sollen sie dann auch an andere Unternehmen verkauft werden.
Musk hatte angekündigt, sein Unternehmen verstärkt auf Robotaxis und Künstliche Intelligenz auszurichten. In der Vergangenheit war er jedoch oft zu optimistisch bei solchen Vorhersagen. Entsprechend waren die Anlegerinnen und Anleger dieses Mal schwer zu überzeugen: Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel um fast acht Prozent.
Tesla habe vier Quartale in Folge die Erwartungen der Analysten verfehlt, sagte Dan Coatsworth, Analyst bei AJ Bell. "Tesla muss jetzt schnell einen besseren Weg finden, auch in einem schwierigen Umfeld für Elektroautos zurechtzukommen." "Vielleicht mehr als je zuvor in der jüngeren Geschichte des Unternehmens brauchen die Tesla-Investoren Ergebnisse", meinte auch Thomas Monteiro, Analyst bei Investing.com. "Diese müssen schnell kommen - sowohl bei den humanoiden Robotern als auch beim Robotaxi."
Nach wie vor keine Absatzprognose für 2024
Teslas Quartalsumsatz stieg um zwei Prozent auf 25,5 Milliarden Dollar (23,5 Milliarden Euro). Das lag vor allem an dem wachsenden Geschäft mit Energie und Stromspeichern, das sich auf drei Milliarden Dollar verdoppelte. Im Autogeschäft fielen die Erlöse dagegen um sieben Prozent auf rund 19,9 Milliarden Dollar (18,3 Milliarden Euro). Der Elektroautobauer, der lange jedes gebaute Fahrzeug verkaufen konnte, bekommt mittlerweile die Abkühlung des Marktes und zunehmende Konkurrenz anderer Hersteller zu spüren.
So fielen im zweiten Quartal die Auslieferungen um knapp fünf Prozent auf knapp 444.000 Elektroautos. Das war allerdings noch besser als von Analysten erwartet. Zudem schnitten wiederholte Preissenkungen in den Gewinn. Für das dritte Quartal sagte Tesla eine höhere Produktion voraus. Im vergangenen Jahr lieferte der Konzern insgesamt rund 1,8 Millionen Fahrzeuge aus. Für 2024 gibt es immer noch keine konkrete Prognose - sondern nur das Eingeständnis, dass das Wachstumstempo langsamer sein werde.
Unklarheit herrscht nach wie vor auch über Teslas Pläne für ein günstigeres Modell, das die Verkäufe ankurbeln könnte. Musk stellte nun ein "erschwinglicheres" Fahrzeug für das erste Halbjahr 2025 in Aussicht. Allerdings dürften die Kostenvorteile geringer ausfallen als ursprünglich erwartet. Zuletzt hatte er ein neues Einstiegsmodell auf Eis gelegt, stattdessen sollen die bestehenden Modelle angepasst werden.
Fortgeschrittene "Autopilot"-Software auch in Europa?
Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer schätzt, dass Tesla in diesem Jahr nur rund 1,6 Millionen Fahrzeuge verkaufen werde. Damit würden die Produktionskapazitäten zu weniger als 70 Prozent ausgelastet. "Klassische Autobauer wären bei dieser Kapazitätsauslastung deutlich in roten Zahlen", betonte Dudenhöffer. Im ersten Halbjahr habe unter anderem der Personalabbau geholfen, die Kosten im Zaum zu halten.
In den USA lässt Tesla Autofahrer derweil bereits seit Monaten eine fortgeschrittene Version des Assistenzsystems "Autopilot" testen. Der Konzern nennt sie schon lange "Full Self-Driving" (FSD, komplett selbstfahrend). Allerdings darf ein Tesla in der Realität auch damit aktuell nicht als autonomes Auto betrieben werden, und der Fahrer muss stets die Kontrolle behalten. Daher bekam die aktuelle FSD-Version den Zusatz "beaufsichtigt".
Mehrere Autohersteller hätten Interesse gezeigt, FSD in ihre Autos zu integrieren, so Musk. Er räumte zugleich ein, dass selbst bei Abschluss eines Deals Jahre vergehen könnten, bis Tesla Lizenzerlöse aus einer solchen Kooperation sieht. Der Tesla-Chef zeigte sich zugleich überzeugt, dass FSD möglicherweise noch in diesem Jahr nur noch selten ein Eingreifen des Menschen am Steuer erfordern werde. "Ich wäre schockiert, wenn wir es nicht kommendes Jahr schaffen."