
Boom der Rüstungshersteller So viele Aufträge für Rheinmetall wie noch nie
Mehr Geld fließt in Verteidigung - und davon profitiert Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall stark. In der Firmenzentrale stapeln sich die Bestellungen, Tausende sollen jedes Jahr eingestellt werden.
So etwas hat Armin Papperger in seinen 35 Jahren bei Rheinmetall auch noch nicht erlebt. Allein während der Münchener Sicherheitskonferenz vor wenigen Wochen hätten 50 Staatschefs und Minister den Kontakt gesucht zu Deutschlands größtem Rüstungskonzern. In der Düsseldorfer Firmenzentrale liegen mittlerweile Anfragen und Bestellungen im Wert von 55 Milliarden Euro vor. Das sind 17 Milliarden mehr als im Vorjahr - und so viel wie nie zuvor.
Aufträge für Munition und Panzer sind das, für Militär-Lkw, Raketen, Luftverteidigungssysteme, Drohnen und digitale Waffentechnik. "Die USA, und das ohne Vorwürfe, wird Europa zwingen, mehr zu investieren in die Sicherheit. Das ist ein Wechsel", sagte Papperger heute bei der Präsentation der Jahresbilanz in Düsseldorf. "Aber es ist für die Industrie in Europa, glaube ich, ein ganz gutes Zeichen, um hier unabhängiger zu sein. Und übrigens auch für die Politik."
Starkes Wachstum angepeilt
in Europa habe eine Epoche der Aufrüstung begonnen, sagte der Rheinmetall-Chef. Und davon profitiert seine Firma wie kaum ein anderes deutsches Unternehmen: Umsatz und Gewinn sind um rund 35 Prozent gestiegen. Dieses Jahr soll es in ähnlichen Regionen weitergehen, und das könnte erst der Anfang gewesen sein.
Papperger hat simulieren lassen, was es für sein Unternehmen bedeuten könnte, wenn die Nato-Staaten künftig wirklich 2,5 bis 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben würden. Das Ergebnis: Schwindelerregende Zahlen. "Das Potenzial bis zum Jahr 2030 sehen wir bei Rheinmetall zwischen 300 und 400 Milliarden Euro", so der Konzernchef.
Neue Werke in ganz Europa
Etwa ein Drittel seines Geschäfts macht Rheinmetall bislang mit der Bundeswehr. Wegen der massiv gestiegenen Nachfrage auch aus vielen anderen Staaten baut der Konzern schon jetzt neue Werke in ganz Europa. Außerdem soll ein Teil der 22 zivilen Werke, die bislang für die Autoindustrie produzieren und an Bedeutung verlieren, auf Militärtechnik umgestellt werden.
Am Standort Berlin soll das mit 350 Mitarbeitern passieren, und vermutlich auch in Neuss bei Düsseldorf - dort arbeiten 1.500 Beschäftigte. Gleichzeitig sucht der Waffen- und Technologiekonzern für das angestrebte Wachstum dringend neues Personal. Dafür wurden schon Jobangebote gemacht für Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze bei Autozulieferern gefährdet sind. Aktuell arbeiten weltweit rund 32.000 Menschen für den Rüstungskonzern, Tendenz aber stark steigend.
"Eine Job-Maschine"
"Es ist tatsächlich eine Job-Maschine", sagte Papperger. Es gebe auch eine gewisse Fluktuation, es gingen Leute in Rente, und so werde sein Unternehmen "bis zu 8.000 Leute pro Jahr einstellen. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten zwei Jahren so bis zu 40.000 Menschen beschäftigen." Dazu kämen rund 120.000 Beschäftigte bei rund 1.000 Zulieferern in Deutschland.
Die größten Produktionsstätten und Werke hierzulande sind in Unterlüß in Niedersachsen, zwischen Hannover und Hamburg. Außerdem produziert Rheinmetall in Kassel, Kiel, Bremen und München.
Und nicht nur dort merken sie, dass das Geschäft mit der Rüstung derzeit boomt wie nie zuvor. Das zeigt sich auch am Aktienkurs: Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat sich der Firmenwert von Rheinmetall als Rüstungskonzern verzehnfacht.
Manager unter strenger Bewachung
"Die Kursentwicklung ist sicherlich phänomenal", so Papperger. "Wir haben eine Steigerung von über 2.000 Prozent in den vergangenen zehn Jahren, damit gehören wir wirklich zum Olymp der größeren Unternehmen. Es gibt wenige Unternehmen, die diese Steigerungsrate hatten."
Doch als Manager zahlt Armin Papperger auch einen persönlichen Preis für den wirtschaftlichen Erfolg: Weil Rheinmetall einer der wichtigsten Waffenlieferanten für die Ukraine ist, steht der 62-Jährige permanent unter Polizeischutz. Auch weil es zwischendurch Gerüchte über angebliche russische Attentatspläne gab.