Forderung der Autokonzerne Ruf nach massivem Ladenetz-Ausbau
Geht es nach den Plänen von EU-Kommissar Frans Timmermans, droht den Verbrennermotoren ab 2035 das Aus. Dafür sei aber ein massiver Ausbau der Ladestationen nötig, fordert die Autoindustrie.
An diesem Mittwoch will die EU-Kommission ihre neuen CO2-Ziele für die Autoindustrie veröffentlichen. Während sich Klimakommissar Frans Timmermans für ein Verbrenner-Aus im Jahr 2035 ausspricht, will Binnenmarktkommissar Thierry Breton dieses Ziel frühestens 2040 erreichen.
Doch auf welches Datum sich die Kommission auch festlegt, die gewünschte Reduktion der CO2-Emissionen kann nur mit einer ausreichenden Ladeinfrastruktur erreicht werden. Das hat BMW-Chef Oliver Zipse, der zugleich Präsident des europäischen Autoherstellerverbands Acea ist, noch einmal klar gemacht. Für jeden weiteren Prozentpunkt der Zielverschärfung benötige man zusätzlich mindestens 200.000 weitere öffentliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge - über die bereits erforderlichen drei Millionen Stück im Jahr 2030 hinaus, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
27 mal mehr Ladestationen nötig
Dass das E-Ladenetz massiv ausgebaut werden muss, weiß auch die EU-Kommission. Ihren Berechnungen zufolge erfordert eine weitere Verringerung der CO2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent bereits rund sechs Millionen öffentliche Ladepunkte. "Mit heute weniger als 225.000 Stück müsste das einer Steigerung um den Faktor 27 in weniger als zehn Jahren entsprechen", sagte Zipse. Der BMW-Chef betonte, es gehe nicht nur darum, ambitionierte Klimaschutzziele zu formulieren, die Politik müsse auch die Voraussetzungen dafür schaffen, sie umzusetzen. Dazu sei es erforderlich, verbindliche Vorgaben für mehr Ladeinfrastruktur zu schaffen.
Auch Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat eine "massive Beschleunigung" beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos gefordert. "Ich halte zehn Milliarden Euro für die adäquate Größenordnung an öffentlichen Investitionen, die wir zügig für den Ausbau der Ladesäulen tätigen müssen", sagte Hofreiter dem "Business Insider". Die Klagen der Chefs von VW, BMW und Daimler wegen der "kümmerlichen Dichte" an öffentlichen Ladestationen könne er nachvollziehen. Das Verkehrsministerium habe sich hier zu wenig gekümmert.
Fast 15 Prozent wollen E-Auto kaufen
Derweil erfreuen sich Elektroautos wachsender Beliebtheit. So sind im Laufe von zwölf Monaten in Deutschland weit über eine halbe Million Fahrzeuge mit rein elektrischem oder Plug-in-Hybridmotor neu zugelassen worden - mehr als in sämtlichen Vorjahren zusammen. Damit sind E-Autos kein Nischenprodukt mehr.
Einer Umfrage des Portals Verivox zufolge wollen 14,6 Prozent der potenziellen Autokäufer zwischen 18 und 69 Jahren, dass ihr nächstes Auto ein reines Elektroauto ist. Damit liegen die E-Autos in der Beliebtheit zwar nach wie vor mit großem Abstand hinter Benzinmotoren, die von knapp 38 Prozent bevorzugt werden, aber vor dem Diesel mit zwölf Prozent. Für die repräsentative Online-Umfrage befragte das Marktforschungsinstitut Innofact im Juni 1000 Menschen.