Rohstoff für E-Autos Lithium-Mine ab 2027 in Frankreich
Das Rohstoffunternehmen Imerys plant, bis 2027 das für die Verkehrswende entscheidende Leichtmetall Lithium in Zentralfrankreich abzubauen. Das soll auch "die industrielle Souveränität Europas stärken".
Bis 2027 soll in Zentralfrankreich das für Elektroautos wichtige Leichtmetall Lithium in bedeutenden Mengen gefördert werden. Das französische Bergbau-Unternehmen Imerys kündigte heute die Eröffnung einer Mine im Département Allier an. Die Vorkommen in der Region sollen den Angaben zufolge ausreichen, um ab 2028 jährlich 34.000 Tonnen Lithiumhydroxid zu produzieren - genug für die Produktion von 700.000 Elektrofahrzeugen.
Lithium-Mine soll "industrielle Souveränität Europas stärken"
Lithium wird zur Herstellung der in E-Autos verbauten Lithium-Ionen-Batterien benötigt und in vielen Ländern gefördert - vor allem in Südamerika, Australien und China. Die Verarbeitung des Rohstoffs findet derzeit jedoch fast ausschließlich in der Volksrepublik statt. Angesichts der Umstellung der Autoindustrie auf Elektrofahrzeuge wird deshalb zunehmend vor einer neuen Importabhängigkeit gewarnt.
Imerys erklärte, die Mine in Allier werde "die industrielle Souveränität Europas stärken". Der Konzern investiert nach eigenen Angaben rund eine Milliarde Euro in das "Emili" getaufte Projekt. Die Lithiumsalze sollen danach unterirdisch abgebaut werden, um die Umweltschäden an der Oberfläche zu begrenzen. In Europa gibt es derzeit knapp ein Dutzend derartiger Projekte - unter anderem in Österreich, Deutschland, Tschechien und weitere in Frankreich. Der Konkurrent von Imerys, Eramet, untersucht etwa ein Vorkommen im Elsass.
Die Mine in Zentralfrankreich soll vom Umfang her bislang die zweitgrößte werden. An dem Standort in Allier wird seit dem 19. Jahrhundert Porzellanton gewonnen. Dass dort auch Lithiumsalze vorhanden sind, war bereits seit Jahrzehnten bekannt. Zu Anfang des vergangenen Jahres begann Imerys mit Untersuchungen, ob sich der Abbau lohnt. Das Ergebnis: Die "Konzentrationen und Mengen" seien "sehr attraktiv".
Französische Regierung unterstützt das Projekt
Bislang ist nach Angaben des Unternehmens eine Betriebszeit der Mine von 25 Jahren geplant, aber es könnte noch größere Vorkommen geben als bislang bekannt. "Wir werden die Untersuchungen fortsetzen, um zu sehen, ob wir 30 oder 35 Jahre Betrieb haben könnten", sagte Imerys-Chef Alessandro Dazza. Der Abbau soll unterirdisch erfolgen, wodurch die Staubbelastung an der Oberfläche minimiert wird. Für den Transport sind Rohrleitungen und Schienenwege geplant, um Lkw-Verkehr zu vermeiden.
Imerys rechnet mit einem CO2-Ausstoß von weniger als acht Tonnen pro Tonne Lithium im Vergleich zu 15 bis 18 Tonnen bei bestehenden Hartgesteinprozessen. "Dieses Projekt, das in Bezug auf Umwelt und Klima beispielhaft ist, wird unseren Bedarf an Lithiumimporten drastisch reduzieren", erklärte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire in der Mitteilung der Bergbaufirma. Die Regierung unterstütze das Projekt.
Das französische Rohstoffunternehmen will durch das neue Bergbauprojekt führender Anbieter von Lithium in Europa werden. Die Aktien des Unternehmens stiegen an der Euronext in Paris zeitweise um mehr als fünf Prozent.
Größtes Lithiumvorkommen im Rheintal
Den Abbau der größten Fördermenge in Europa plant derzeit das Startup Vulcan aus Karlsruhe im pfälzischen Rheintal. Im Oberrheingraben im Südwesten Deutschlands schwimmt ein riesiges Lithiumvorkommen tief unter der Erde in Thermalwasser. Derzeit laufen Forschungsprojekte, um das Lithium im industriellen Maßstab extrahieren zu können. In Zukunft soll das Oberrhein-Lithium umweltfreundlich und CO2-neutral gefördert werden. Denn mit dem heißen Thermalwasser sollen gleichzeitig Fernwärmenetze versorgt und Strom produziert werden.
Lithium ist ein zentraler Rohstoff für moderne Speichertechnologien und damit existenziell für die E-Mobilität. Die Förderung müsse in den kommenden Jahren global um den Faktor vier bis sieben erhöht werden, damit der Umstieg auf die Elektromobilität gelingen kann, schätzen die Fachleute der Deutschen Rohstoffagentur. Wollte man die gut 50 Millionen Verbrenner in Deutschland künftig alle durch E-Autos ersetzen, bräuchte man dafür schätzungsweise 500.000 Tonnen an Lithium. Zum Vergleich: Weltweit wurden 2021 insgesamt rund 100.000 Tonnen Lithium abgebaut.
Außerdem sind auch in Smartphones, PCs und Tablets Lithium-Ionen-Batterien verbaut. Daher hat sich der Preis für das Element seit Beginn des vergangenen Jahres beinahe verachtfacht. Laut Rohstoffagentur befinden sich 75 Prozent der Kapazitäten für die Lithiumförderung in Chile und Australien.