Bericht zur Deutschen Bahn Schienennetz verschlechtert sich weiter
Das Schienennetz der Deutschen Bahn hat sich laut Netzzustandsbericht weiter verschlechtert. Mehr als die Hälfte der Strecken muss instandgesetzt werden. Das sorgt für Verspätungen.
Das Schienennetz der Deutschen Bahn ist auch im Jahr 2022 schlechter geworden. Das geht aus dem Netzzustandsbericht hervor, den die Bahn-Gesellschaft InfraGo (ehemals DB Netz) veröffentlicht hat. Das Unternehmen gibt seiner eigenen Infrastruktur demnach die Note 3,01. Im Jahr zuvor lag die Note bei 2,93. Daten für das abgelaufene Jahr liegen noch nicht vor.
Mehr als die Hälfte der untersuchten Strecken habe sich 2022 laut Bericht in mittelmäßigem, schlechtem oder mangelhaftem Zustand befunden und sei damit mindestens instandsetzungsbedürftig. Viele Verspätungen der Züge gingen auf die schlechte Infrastruktur zurück. Besonders anfällig waren demnach Strecken mit höchster Auslastung, die für Stabilität und Pünktlichkeit im gesamten Netz wichtig sind.
Besonders stark belastete Strecken in schlechtem Zustand
"Der Zustand der Schieneninfrastruktur hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert, da nicht ausreichend Mittel zur Verfügung standen, um genügend Anlagen zu erneuern“, schreibt InfraGo-Chef Philipp Nagl. Der hochausgelastete Teil umfasst rund 3.500 Streckenkilometer. Das entspricht etwa zehn Prozent des gesamten Streckennetzes. Dieser Bereich wurde sogar nur mit 3,15 bewertet.
In diesem Teil des Netzes seien insbesondere Gleise und Weichen in einem schlechteren Zustand. Mehr als ein Viertel der Gleise müsse mittelfristig erneuert werden. Alle Infrastrukturanlagen seien jedoch verkehrssicher. Um die bereits geltenden Standards einhalten zu können, müsse bei "pünktlichkeitsrelevanten Anlagen zum Teil unverzüglich" gehandelt werden, heißt es von der Bahn.
Großes Gefälle zwischen einzelnen Regionen
Im regionalen Vergleich schneidet der Bereich Nord mit einer Netzzustandsnote von 3,2 am schlechtesten ab. Die unterdurchschnittliche Bewertung liege vor allem am Netz Kiel mit einer Note von 3,52. Keines der sechs Teilnetze in der Region Nord sei besser als Note 3,0 bewertet worden.
Die Region Südost, insbesondere Sachsen, schneidet mit einer Note von 2,6 am besten ab. Die Bahn hebt dabei besonders den sehr guten Zustand der Ausbaustrecke zwischen Leipzig und Ebensfelde hervor, die mit 1,76 bewertet wurde. Der Abschnitt sei von 2015 bis 2019 umfassend saniert worden.
Deutsche Bahn urteilt hart über eigenes Netz
Unter den verschiedenen Anlagentypen des Gesamtnetzes wurden die Zustände von Stellwerken (3,75) und Bahnübergängen (3,62) am schlechtesten bewertet. Die besten Noten gab es für Tunnel (2,03) und Stützbauwerke (2,10). Die Bahn fällt in dem Bericht ein hartes Urteil: "Die Infrastruktur kann mit dem rasanten Verkehrswachstum nicht mithalten." Das Schienennetz sei zu alt, zu störanfällig und habe zu wenig Kapazität, die durch viele Baustellen weiter eingeschränkt werde.
Neue Strategie: Ganze Korridore werden gesperrt
Mit der Generalsanierung Dutzender hochbelasteter Strecken will die Bahn die Probleme in den kommenden Jahren angehen. Nach den Plänen sollen 40 stark befahrene Bahnstrecken bis 2030 jeweils für rund fünf Monate komplett gesperrt und dann rundum saniert werden.
Start ist im Juli auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Jeder siebte Fernverkehrszug in Deutschland müsse durch diesen Korridor, heißt es vom Bundesverkehrsministerium. Im Jahr darauf sind die Strecken Berlin-Hamburg und Emmerich-Oberhausen dran.
Bauindustrie hat Zweifel am Plan der Bahn
Die Bauindustrie hat Zweifel, ob sich dieses Vorhaben wie geplant umsetzen lässt. "In fünf Monaten 600 Millionen Euro Auftragsvolumen umzusetzen, ist kaum bis gar nicht machbar", hatte Bauindustrie-Präsident Peter Hübner der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt. Die Idee der Sperrung von ganzen Korridoren sei grundsätzlich gut.