Gemischte Bilanz in Südamerika Zwischen Soja-Desaster und Rekordernte
Neben Getreide ist Soja eine der wichtigsten Rohstoffe für die weltweite Ernährungsindustrie. Vor allem als Futtermittel aber beispielsweise auch als Öl. Wie stark Soja von der Witterung abhängig ist, zeigt die diesjährige Ernte.
Der weltweiten Sojamarkt ist in Bewegung. Der drittgrößte Produzent Argentinien steht vor einem Ernteeinbruch, während der hinter den USA zweitgrößte Hersteller Brasilien auf eine Rekordernte zusteuert. Argentinien leidet im Zusammenhang mit dem Wetterphänomen "La Niña" unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren. Die Getreidebörse in Rosario geht daher für die laufende Saison von einem Ernteeinbruch von 13 Prozent auf 37 Millionen Tonnen aus.
Diese für das Agrarland Argentinien bitteren Einbußen werden auf dem globalen Sojamarkt allerdings durch die in Brasilien erwartete Rekordernte mehr als wettgemacht. Angesichts der Ausweitung der Anbaufläche und günstiger Wetterbedingungen dürfte Argentiniens Nachbar nach Einschätzung des Analyseunternehmens Safras & Mercado in dieser Saison rund 150 Millionen Tonnen Soja produzieren, was einer Steigerung von mehr als 20 Prozent entsprechen würde.
Sinkende Preise erwartet
Die Nachfrage dürfte allerdings ebenfalls steigen. Das Analysehaus S&P Global erwartet, dass allein China in diesem Jahr 98 Millionen Tonnen Soja importieren wird, das wären 8,3 Prozent mehr als 2022. Angesichts des Krieges in der Ukraine wird das ausfallende Sonnenblumenöl zunehmend durch Sojaöl ersetzt. Auch Deutschland ist auf Soja-Importe angewiesen. Zuletzt führte Deutschland 3,9 Millionen Tonnen Soja ein, vor allem aus den USA und Brasilien.
Insgesamt dürfte der globale Soja-Markt aber auf einen Angebotsüberschuss zusteuern. "Ich weiß nicht, ob die Welt wirklich 100 Millionen Tonnen Soja aus Brasilien braucht", sagte der Agraranalyst Kory Melby. Das könnte die Preise unter Druck setzen. "Wir gehen davon aus, dass die Sojapreise im Jahr 2023 unter dem Druck einer größeren südamerikanischen Produktion und makroökonomischer Probleme fallen werden", sagte Daniele Siqueira vom Marktforschungsunternehmen AgRural.
Vor allem als Futtermittel verwendet
Soja wird vor allem als Futterzusatz in der Viehhaltung verwendet. Auch deutsche Bauern verfüttern in der Mast große Mengen des wichtigen Eiweißlieferanten an Schweine, Rinder und Geflügel. Laut einer Studie der Universität Maryland hat sich die Anbaufläche für Soja in Südamerika in den vergangenen zwei Jahrzehnten verdoppelt. Umweltschutzverbände kritisieren, dass dadurch Wälder abgeholzt werden und natürliche Lebensräume verloren gehen. Nach Berechnungen der Naturschutzorganisation WWF entfallen auf jeden Menschen in der EU und Großbritannien über 60 Kilo Soja im Jahr - das meiste davon als Futtermittel in der Viehzucht.