Rundungsregeln statt Kleingeld? Bundesbank hält an Ein- und Zwei-Cent-Münzen fest
Die Bundesbank hat Berichte dementiert, wonach sie erwägt, auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen zu verzichten. Ein Mitarbeiter hatte zuvor vorgeschlagen, nach niederländischem Vorbild Endpreise im Einzelhandel zu runden. Die Münzen seien durch den hohen Stahlpreis in der Herstellung teurer als ihr Nennwert.
Die Bundesbank sieht derzeit keinen Grund, auf die Ein- und Zwei-Cent-Münzen zu verzichten. Allerdings werde die Stückelung zurzeit geprüft, sagte ein Sprecher. Damit widersprach er einem Zeitungsbericht, wonach die Bundesbank die kleinen Münzen überflüssig findet.
Entsprechende Äußerungen des Zentralbereichsleiters Bargeld, Wolfgang Söffner, gegenüber dem "Handelsblatt" seien nur dessen persönliche Meinung gewesen, sagte der Sprecher in Frankfurt. Söffner hatte der Zeitung gesagt, die Bundesbank könne sich vorstellen, die Preise in Deutschland künftig so zu runden, dass Ein- und Zwei-Cent-Münzen dadurch überflüssig würden. Wegen des gestiegenen Stahlpreises seien die Münzen in der Herstellung teurer als ihr Nennwert. Zudem fielen hohe Transport- und Bearbeitungskosten an, sagte Söffner.
Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf
Die Bundesbank hat über die Münzen zwar nicht zu entscheiden, ist als Verantwortliche für die Bargeldversorgung aber ein wichtiger Ratgeber des Finanzministeriums. Dort sieht man derzeit jedoch keinen Handlungsbedarf. "Nur wenn von den Hauptakteuren - vor allem vom Einzelhandel - der Wunsch an uns herangetragen würde, würden wir das prüfen", sagte Ministeriumssprecher Stefan Giffeler. Die für die Münzen zuständige Bundesregierung könnte ohne Zustimmung aller Regierungen der Euro-Zone einzelne Münzstückelungen ohnehin nicht abschaffen, mit einer Preisregelung den Bedarf nach Kleingeld aber steuern.
Andere Länder runden bereits
In den Niederlanden ist die Abschaffung der kleinen Münzen beschlossene Sache. Ab dem 1. September werden dort aber nicht die Einzelpreise, sondern nur die Endpreise gerundet. Auch in Belgien prüft derzeit eine Arbeitsgruppe unter Notenbankgouverneur Guy Quaden, ob die Verwendung von Kleingeld wirtschaftlich ist. In Finnland gibt es bereits seit Mitte 2002 ein "Rundungsgesetz", das auch für Kartenzahlungen gilt.
Einzelhandel fürchtet um Kundenvertrauen
Der deutsche Einzelhandel wehrt sich vehement gegen eine Rundungsregelung. Das nach der "Teuro-Hysterie gerade er wiedergewonnene Kundenvertrauen darf nicht schon wieder in Mitleidenschaft gezogen werden", sagte der Geschäftsführer des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Robert Weitz. Nach seinen Worten würden die Verbraucher "Aufrundungen viel stärker registrieren als Abrundungen".
HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr forderte ein Machtwort des Kanzlers gegen solche Überlegungen. "Es ist zu D-Mark-Zeiten auch keiner auf die Idee gekommen, den Pfennig abzuschaffen", sagte Pellengahr. Es dürfe nicht sein, dass dem Bürger von oben das Kleingeld entzogen werde.