Metall- und Elektroindustrie Gewerkschaft kündigt harte Tarifverhandlungen an
Im größten deutschen Industriezweig startet die neue Tarifrunde - und die Zeichen stehen auf Konfrontation. Die IG Metall droht mit unbefristeten Streiks, die Arbeitgeber weisen die Forderungen der Gewerkschaft zurück.
Die IG Metall will bei den Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie ihre Forderungen im Zweifel auch mit unbefristeten Streiks durchsetzen. Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Lohn für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche. Die regional geführten Tarifverhandlungen im größten deutschen Industriezweig starten heute zunächst in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen.
"Wir bereiten eine Tarifrunde auch mit Arbeitskampf extremst intensiv vor", sagte Knut Giesler, Bezirksleiter der nordrhein-westfälischen IG Metall, wo die Tarifrunde am Donnerstag beginnt. "Ob wir einen Arbeitskampf brauchen, entscheiden die Arbeitgeber." Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, dann sind Warnstreiks möglich.
Gewerkschaft will sieben Prozent mehr Geld
Die IG Metall fordert sieben Prozent höhere Monatsentgelte bei zwölf Monaten Laufzeit, 170 Euro mehr für Auszubildende und eine "soziale Komponente" für die unteren Einkommensgruppen. Zudem will die Gewerkschaft erreichen, dass eine größere Zahl von Beschäftigten zwischen mehr Freizeit oder mehr Geld wählen kann.
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat die Forderung bereits als viel zu hoch zurückgewiesen. Eine solche Steigerung der Arbeitskosten würde das Wirtschaften für die Betriebe weiter erschweren und sei keine Hilfe, um eine De-Industrialisierung abzuwenden, so die Arbeitgeber. Die Industrie wird durch die derzeitige Konjunkturflaute in Deutschland belastet. Mancherorts werden Standorte geschlossen und Stellen abgebaut, etliche kleinere Firmen haben schon aufgegeben.
"Forderung ernsthaft nicht zu hoch"
Gewerkschaftsvertreter Giesler verteidigte das Vorgehen der IG Metall mit Verweis auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten. "Ich halte unsere Forderung ernsthaft nicht für zu hoch." Die schwache Konjunktur brauche die Stütze des privaten Konsums.
Der bayerische IG-Metall-Chef Horst Ott sagte dem br, höhere Löhne seien ein Wirtschaftsfaktor. Die Wirtschaft brauche eine starke Inlandsnachfrage. Für die schwierige wirtschaftliche Lage der Branche machte Ott das Management in den Firmen und strategische Entscheidungen verantwortlich. "Aber die Löhne und Gehälter der Menschen, die da arbeiten, haben damit nichts zu tun."
Verhandlungen unter neuer IG-Metall-Leitung
Die Verhandlungen werden unter neuer Leitung der größten deutschen Gewerkschaft geführt. Mit Christiane Benner übernahm im vergangenen Jahr erstmals eine Frau den Vorsitz der IG Metall. Ihr zur Seite steht Tarifvorständin Nadine Boguslawski.
Die Gespräche laufen parallel dezentral in elf Tarifbezirken. In Baden-Württemberg, wo oft die Pilotabschlüsse erzielt wurden, tritt die Gewerkschaft ebenfalls mit einer neuen Chefin an, der erfahrenen Tarifverhandlerin Barbara Resch.