Schilder zum Räumungsverkauf hängen in einem Schaufenster.

Krise der deutschen Wirtschaft So viele Firmenpleiten wie zuletzt 2015

Stand: 16.12.2024 11:26 Uhr

Die Konjunkturkrise hat zu deutlich mehr Insolvenzen in Deutschland geführt. Die Zahl der Pleiten ist zum Vorjahr um rund ein Viertel gestiegen. Dabei traf es zuletzt auch einige große Unternehmen.

Die wirtschaftliche Dauerflaute in Deutschland hat in diesem Jahr zu so vielen Firmenpleiten geführt wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr. Wie Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigten, dürfte die Anzahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 24,3 Prozent auf 22.400 zugenommen haben. Zuletzt gab es 2015 mit 23.180 Fällen eine höhere Zahl. "Mit einiger Verzögerung schlagen die Krisen der vergangenen Jahre nun als Insolvenzen bei den Unternehmen durch", sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch.

Auch andere Experten hatten für 2024 einen deutlichen Anstieg der Firmenpleiten vorhergesagt. Geschwächt von den Corona-Jahren, hohen Energiepreisen und gestiegenen Zinsen geraten immer mehr Unternehmen in Schieflage. Zudem sind Ausnahmeregelungen ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle während der Pandemie abzuwenden.

"Der wirtschaftspolitische Stillstand und die rückläufige Innovationskraft haben den Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt", so der der Creditreform-Experte. Daher sei im kommenden Jahr mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. "Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen, als über 32.000 Unternehmen in die Insolvenz gingen", sagte Hantzsch.

Alle Branchen betroffen

Die Insolvenzen nahmen in allen Wirtschaftsbereichen zu. Besonders betroffen waren den Angaben nach die Dienstleister mit einem Anstieg von 27,1 Prozent, gefolgt vom Verarbeitenden Gewerbe mit 23,9 Prozent. Die höchste Insolvenzquote, gemessen an den Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen, entfiel auf das Baugewerbe mit 97.

Die Mehrheit der Insolvenzen im zu Ende gehenden Jahr betrifft den Angaben zufolge Kleinstunternehmen mit höchstens zehn Beschäftigten. Diese machten 81,4 Prozent aller Fälle aus. Auffällig sei jedoch der überdurchschnittliche Anstieg bei größeren Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten. Hier seien die Fallzahlen um 44,4 Prozent gestiegen. "Ihr Anteil am Insolvenzaufkommen bleibt zwar gering, doch die Folgen von Großinsolvenzen sind erheblich: hohe Forderungsausfälle und Arbeitsplatzverluste", sagte Creditreform-Geschäftsführer Bernd Bütow.

Schadenssumme deutlich gestiegen

Besonders besorgniserregend sei die Zunahme sogenannter "Ketteninsolvenzen". Die anhaltenden Krisen der vergangenen Jahre, von Corona bis hin zur Inflation, hätten zahlreiche Unternehmen ausgezehrt und förderten nun diese Dynamik.

Die Analyse zeigt auch einen deutlichen Anstieg der Gläubigerschäden. Die geschätzte Schadenssumme beläuft sich auf 56 Milliarden Euro, nach 31,2 Milliarden im vergangenen Jahr. Die Zahl der bedrohten oder weggefallenen Arbeitsplätze dürfte von 205.000 auf rund 320.000 steigen. Großinsolvenzen wie die von Galeria Karstadt Kaufhof und FTI Touristik hätten dazu beigetragen.

Hohe Kosten belasten auch Verbraucher

Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sei 2024 gestiegen, hieß es von Creditreform. Insgesamt wurden 72.100 neue Verfahren registriert, ein Plus von 8,5 Prozent. Hauptursachen dafür seien die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten und höhere Kreditzinsen, die die Verbraucher erheblich belasteten. Zusätzlich verschärft werde die Lage durch den zunehmenden Abbau von gut bezahlten Arbeitsplätzen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 16. Dezember 2024 um 13:00 Uhr in den Nachrichten.