Druck auf EZB-Geldpolitik Bundesbank erwartet höhere Inflation
Um bis zu fünf Prozent könnten die Verbraucherpreise in diesem Jahr steigen. Mit dieser Schätzung korrigierte die Bundesbank ihre bisherige Prognose erneut nach oben. Damit wächst der Druck auf die EZB, die Zinswende einzuleiten.
Die Bundesbank rechnet mit einem schnelleren Anstieg der Verbraucherpreise in diesem Jahr. "Ich erwarte, dass wir unsere Prognose für die Inflationsrate in Deutschland 2022 abermals anheben müssen", erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für das Jahr 2021. "Mittlerweile rechnen die Fachleute der Bundesbank damit, dass die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt fünf Prozent erreichen könnte."
Die Folgen des Ukraine-Krieges ließen sich noch nicht genau abschätzen. Klar sei aber, dass ein weiterer Anstieg der Energiepreise auch zu höheren Verbraucherpreisen führen werde.
Auch für den Euroraum sei mit einer höheren Inflationsrate zu rechnen, sagte der Bundesbankpräsident. Vor diesem Hintergrund fügte er mit Blick auf die laufende Debatte über eine Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) hinzu: "Wir müssen die Normalisierung unserer Geldpolitik im Blick behalten." Nagel ist Mitglied im EZB-Rat, dem obersten Entscheidungsgremium Notenbank.
EZB berät am 10. März über weiteren Kurs
Das mittelfristige Inflationsziel der EZB liegt bei zwei Prozent. Es ist aber mit dem jüngsten Preisschub im Euroraum noch stärker als bisher überschritten: Im Februar erreichte die Teuerungsrate in den Euro-Staaten eine Rekordmarke von 5,8 Prozent. Auch unter Europas Währungshütern herrscht inzwischen Einigkeit, dass man die hohe Inflation nicht aussitzen kann.
Mit einer Anhebung der Zinsen könnte die EZB gegensteuern. Allerdings erschwert der Krieg in der Ukraine der Notenbank die Entscheidung über den weiteren Kurs, der auf der nächsten geldpolitischen Sitzung am 10. März festgelegt werden soll.
In Deutschland war die Inflation im Februar auf 5,1 Prozent gestiegen. Für das Gesamtjahr 2021 hatte sie bei 3,1 Prozent gelegen und bereits den höchsten Stand seit 1993 erreicht. Vor diesem Hintergrund hatte der neue Bundesbankchef Nagel bereits deutlich gemacht, dass er bei einer anhaltend hohen Teuerungsrate Maßnahmen der EZB für erforderlich hält.
Keine Bundesbank-Überweisung an den Bund
Die Bundesbank selbst legte für das Jahr 2021 ein ausgeglichenes Ergebnis vor und überweist daher zum zweiten Mal hintereinander keine Gewinne an das Bundesfinanzministerium. Nagel begründete dies mit der notwendigen weiteren Aufstockung der Risikovorsorge aufgrund der geldpolitischen Notfallmaßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie. "In den Jahren 2020 und 2021 haben sich die Risiken in unserer Bilanz im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie insgesamt stark erhöht", sagte Nagel. Die EZB hatte in der Krise den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen deutlich ausgeweitet. Damit nahmen nach Einschätzung der Bundesbank die Ausfallrisiken zu.