Konjunktur BDI erwartet drittes Rezessionsjahr in Folge
Der BDI geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft auch 2025 wieder schrumpft, selbst wenn neue Sonderzölle der USA ausbleiben. Der neue Verbandspräsident Leibinger sieht "hausgemachte Probleme" und mahnt Reformen an.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht den Standort Deutschland in einer "tiefen Krise". Die Wirtschaftsleistung dürfte um 0,1 Prozent zurückgehen, während die Weltwirtschaft wohl um 3,2 Prozent wachse und die Eurozone noch um 1,1 Prozent, so der BDI auf seiner Jahresauftakt-Pressekonferenz in Berlin.
"Die Lage ist sehr ernst. Die Stimmung ist miserabel", sagte der neue BDI-Präsident Peter Leibinger. Es wäre für Deutschland bereits das dritte Rezessionsjahr in Folge, eine in der Bundesrepublik bisher noch nie dagewesene Flaute.
Im Fall neuer Sonderzölle der US-Regierung drohe ein stärkerer Rückgang, warnte BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner: "Die deutsche Wirtschaft könnte statt um minus 0,1 Prozent um fast ein halbes Prozent schrumpfen."
Exporterwartungen weiter negativ
Schon jetzt sei die Industrie tief verunsichert. "Seit mittlerweile 20 Monaten werden die Exporterwartungen von den Unternehmen mehrheitlich negativ eingeschätzt", so Gönner. "Dies hat es über einen so langen Zeitraum noch nicht gegeben."
Das Münchner ifo-Institut teilte zudem mit, das Barometer für die Exporterwartungen der Industrie sei im Januar mit minus 7,3 Punkten auf den tiefsten Stand seit einem Jahr gefallen. Demnach rechnen die Industriebetriebe mit sinkenden Ausfuhren. "Die positive Dynamik im Ausland bleibt für die heimischen Exporteure bisher ohne nennenswerte Wirkung", sagte ifo-Experte Klaus Wohlrabe.
Erneut strukturelle Reformen gefordert
Die wirtschaftliche Krise sei mehr als die Konsequenz der Pandemie und des Angriffskriegs auf die Ukraine, so der BDI. Die Probleme seien "hausgemacht" und das Ergebnis einer strukturellen Schwäche am Standort, mit der die Wirtschaft bereits seit 2018 zu kämpfen habe: "Jahrelang haben Regierungen wichtige Reformen hinausgeschoben, Investitionen zurückgehalten und sich mit dem Status Quo begnügt."
Von der künftigen Regierung forderte der Verband erneut zeitnahe Entlastungssignale und eine entschlossene Agenda für mehr Wachstum. Die finanziellen Spielräume seien begrenzt, weswegen im Haushalt klare Prioritäten gesetzt werden müssten, sagte Leibinger. "Was Wachstum stärkt, muss Priorität bekommen." Es brauche vor allem einen Bürokratierückbau, niedrigere Energiepreise sowie Investitionen in die Infrastruktur.
"Wirtschaftswarntag" am Mittwoch
Die deutsche Wirtschaftsleistung war 2023 um 0,3 Prozent im Vorjahresvergleich und 2024 erneut um 0,2 Prozent geschrumpft. Für das laufende Jahr rechnet die Regierung nach Medienberichten mit einem Plus von 0,3 Prozent. Davon geht auch der Internationale Währungsfonds in seiner jüngsten Prognose aus.
Am Mittwoch wollen mehr als 100 Verbände und Unternehmen am "Wirtschaftswarntag" auf die "dramatische Lage" der deutschen Wirtschaft aufmerksam machen und Druck auf die nächste Bundesregierung ausüben, Reformen anzugehen. Dazu gehören Bürokratieabbau und Steuersenkungen. Der BDI gehört nicht zu diesem Bündnis.