Höchste Kartellstrafe der Geschichte Milliardenstrafe gegen Bildröhrenkartell
Die EU-Kommission hat eine Kartellstrafe in Höhe von 1,47 Milliarden Euro gegen sieben Technikkonzerne wegen illegaler Preisabsprachen bei TV-Röhren verhängt. Betroffen sind unter anderem Philips, Panasonic und LG. Sie hatten über Jahre hinweg Preise abgesprochen und so die Verbraucher abgezockt.
Von Martin Bohne, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Selten habe es die EU-Kommission mit so gut organisierten Kartellen zu tun gehabt, berichtete Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia. Das so genannte Bildröhrenkartell sei eins wie aus dem Bilderbuch: "Die beteiligten sieben Unternehmen haben gemeinsam die Preise festgelegt, sie haben ihre Produktionsmengen koordiniert, und sie haben sich die Märkte und die Kunden untereinander aufgeteilt."
Geheime Treffen in Asien und Europa
Die obersten Führungskräfte der Unternehmen trafen sich dazu regelmäßig an verschiedenen Orten in Asien und Europa. Gerne wurde im Anschluss ans Geschäftliche ein gemeinsames Golfspiel absolviert. Auf der Sünderbank findet sich die Crème de la Crème der internationalen Unterhaltungselektronik wieder: Philips, Samsung, LG, Toshiba, Panasonic und Technicolor. Dazu die taiwanesische Firma Chungwha, die die Brüsseler Wettbewerbshüter auf die Spur des Bilderbuchkartells brachte.
Genauer gesagt handelt es sich um zwei Kartelle. Eins agierte im Bereich der Bildröhren für Fernsehgeräte, das andere im Sektor Bildröhren für Computerbildschirme. Einige Unternehmen wie Philips waren an beiden Kartellen beteiligt, andere nur an einem, erklärt Wettbewerbskommissar Almunia: "Die Kathodenstrahlröhren machten 50 bis 70 Prozent der Preise für den gesamten Bildschirm aus. Das verdeutlicht, welch enormen Schaden die Kartelle den Herstellern von Fernsehgeräten und Computern zugefügt haben. Und letztlich natürlich den Verbrauchern, die einen überhöhten Preis für die Geräte zahlen mussten."
Höchste je verhängte Kartellstrafe
Und das über ein Jahrzehnt hinweg, von Mitte der 90er Jahre bis 2006. Aber nun bekommen die Unternehmen von EU-Kommissar Almunia doch noch die Rechnung dafür präsentiert: "Wir haben Geldbußen in einer Gesamthöhe von 1,47 Milliarden Euro verhängt. Das ist die bisher höchste Strafe überhaupt in einem Kartellverfahren."
Die Ermittlungen kamen 2007, nachdem das taiwanesische Unternehmen Chungwha ausgepackt hatte. Chungwha wurde deshalb aufgrund der Kronzeugenregelung die Geldbuße erlassen. Mittlerweile werden Kathodenstrahlröhren kaum noch hergestellt. Heutzutage dominieren Flachbildschirme mit LCD- und Plasmatechnik. Aber in Millionen Haushalten dürften sie immer noch im Gebrauch sein, die bauchigen - und wie man nun weiß: überteuerten - Röhrenbildschirme.