Briten dürfen Kabel Deutschland übernehmen Brüssel billigt Vodafones Milliardendeal
Mobilfunk, Festnetz und superschnelles Internet aus einer Hand - das ist Vodafones Vision für den deutschen Markt. Die letzte Hürde ist nun aus dem Weg geräumt: Die EU billigt die fast 11 Milliarden Euro teure Übernahme von Kabel Deutschland.
Die EU-Kommission gibt dem britischen Mobilfunkriesen Vodafone grünes Licht für die Übernahme von Kabel Deutschland. Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia genehmigte den 10,7 Milliarden Euro schweren Deal ohne Auflagen. Der Wettbewerb werde durch die Transaktion nicht nennenswert beeinträchtigt, teilte die Kommission mit.
Damit ist der Weg für Vodafone endgültig frei. Anfang der Woche hatt das Unternehmen mitgeteilt, 76,5 Prozent der Aktien an dem größten deutschen Kabelnetzbetreiber zu halten. Die Briten hatten sich 75 Prozent als Minimum gesetzt, damit die Offerte erfolgreich ist. Kabel Deutschland soll nun in der deutschen Tochter von Vodafone aufgehen. Diese war vor 13 Jahren aus der Mobilfunksparte von Mannesmann (D2) entstanden.
Frontalangriff auf die Telekom
Mit der Übernahme greift Vodafone die Deutsche Telekom auf deren Heimatmarkt frontal an: Die Briten können in Deutschland künftig Mobilfunk, Festnetztelefonie und superschnelles Internet per Kabel anbieten. "Die stärkere Marktposition eines kombinierten Unternehmens dürfte mehr oder weniger alle DSL-Wettbewerber treffen und zu einer weiteren Konsolidierung der DSL-Netze führen", schreibt der Branchenexperte Stefan Borscheid von der Landesbank LBBW in einer Analyse des Deals.
DSL ist die Technik, mit der das alte Telefonnetz für schnelle Internetverbindungen aufgerüstet wurde. Bisher war Vodafone auf die Telekom angewiesen, um seine Kunden auch im Festnetz telefonieren zu lassen. Künftig können mehr als zwölf Millionen der 40 Millionen Vodafone-Kunden auch über das Kabelnetz telefonieren.
150 Megabit pro Sekunde
Kabel Deutschland, der mit 8,5 Millionen Haushalten größte Netzbetreiber Deutschlands, bietet schon heute Verbindungsgeschwindigkeiten, von denen die Telekom nur träumen kann. Die Kabelnetze erlauben Geschwindigkeiten von 150 Megabit pro Sekunde - ohne großen Aufwand wären auch 400 möglich. Selbst nach dem Ausbau des alten Netzes mit DSL-Technik, der Milliarden verschlingen würde, könnte die Telekom höchstens 100 Megabit erreichen.
Geschwindigkeit ist für viele Kunden mittlerweile ein wichtiger Faktor bei der Auswahl des Internetanschlusses, da immer mehr Filme und Serien in HD-Qualität verfügbar sind. Die Telekom musste ihr TV-Kabelnetz auf politischen Druck hin Anfang des Jahrtausends verkaufen. Kabel Deutschland dagegen wächst seit Jahren rapide.