Statistisches Bundesamt Hausarbeit weiterhin überwiegend Frauensache
Haushalt, Kinderbetreuung, Pflege - unbezahlte Arbeit, die einer Studie zufolge weiterhin zum Großteil von Frauen geleistet wird. Damit arbeiten Frauen im Schnitt auch insgesamt mehr als Männer.
In Deutschland leisten Frauen einer Studie zufolge weiterhin deutlich mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Im Schnitt verbringen Frauen demnach rund 44 Prozent mehr Zeit mit sogenannter Sorgearbeit. "Damit leisten Frauen am Tag durchschnittlich eine Stunde und siebzehn Minuten mehr unbezahlte Arbeit", sagte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand. Vor zehn Jahren waren es noch 52 Prozent mehr unbezahlte Arbeit. Die Lücke werde kleiner, so Brand - "sie ist aber nach wie vor beträchtlich".
Basis ist die Zeitverwendungserhebung 2022. Alle zehn Jahre untersucht das Statistische Bundesamt, wie Menschen ihre Zeit aufteilen, die aktuelle Studie hat die Verteilung unbezahlter und bezahlter Arbeit zum Schwerpunkt. Unbezahlte Arbeit bezieht sich dabei etwa auf Haushaltsführung, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und soziales Engagement sowie die Unterstützung von Menschen außerhalb des eigenen Haushalts.
Viel klassische Hausarbeit
Laut der Studie arbeiten Frauen somit insgesamt mehr als Männer. Sie verbringen im Schnitt fast 45,5 Stunden pro Woche mit Arbeit, knapp 30 Stunden davon unbezahlt. Bei Männern sieht das anders aus: Sie verbringen mit knapp 21 Stunden weniger als die Hälfte ihrer 44-Stunden-Woche mit unbezahlter Arbeit.
Fast die Hälfte der unbezahlten Tätigkeit setzt sich bei Frauen dabei aus klassischer Hausarbeit wie Kochen, Putzen und Wäsche waschen zusammen. In die Kinderbetreuung investieren Frauen den Ergebnissen zufolge fast doppelt so viel Zeit wie Männer. Dabei würden sich Mütter gern mehr mit bezahlter Arbeit beschäftigen: Jede vierte erwerbstätige Mutter gab an, dass sie gern mehr Zeit für ihre Erwerbstätigkeit hätte. Demgegenüber würde jeder vierte Vater lieber weniger Zeit mit der Erwerbstätigkeit verbringen und sich stattdessen lieber anderen Dingen widmen.
"Diese Rollenaufteilung, bei der Mütter sich vorrangig um den Haushalt und die Kinder kümmern und Väter die Haupterwerbstätigen sind, hat sich im Zeitvergleich kaum verändert", erklärte Brand. Zuletzt war die Studie im Jahr 2012/2013 durchgeführt worden.
"Deutlich zu viel"
Bundesfamilienministerin Lisa Paus bezeichnete die Mehrarbeit der Frauen als "deutlich zu viel". Einen Tag vor dem Equal Care Day, der alle vier Jahre am 29. Februar auf die ungleiche Verteilung aufmerksam machen soll, erklärte die Ministerin, der faire Ausgleich bei unbezahlter Sorgearbeit sei ihr ein wichtiges Anliegen. Die Ungleichheit bedeute für Frauen meist ein geringeres Gehalt, weniger berufliche Chancen und eine prekäre Alterssicherung.
Das Statistische Bundesamt erfasst im zehnjährigen Turnus, wie die Menschen in Deutschland ihre Zeit verbringen. Bei der Erhebung 2022 wurden rund 10.000 Haushalte mit 20.000 Menschen ab zehn Jahren auf freiwilliger Basis an drei vorgegebenen Tagen (davon zwei Wochentage und ein Tag am Wochenende) aufgefordert, ihre verbrachte Zeit in Zehn-Minuten-Schritten in einem Zeit-Tagebuch oder in einer App festzuhalten. Die aktuelle Erhebung ist die vierte seit Beginn der 1990er Jahre.
Weniger Wegezeiten
Die Menschen werden aber nicht nur gefragt, wie sie ihre Zeit tatsächlich verwenden, sondern auch danach, wie sie sie empfinden und was sie sich wünschen. Erstmals wurde nach Einsamkeit gefragt. Jede sechste Person über zehn Jahre gab an, sich oft einsam zu fühlen. Am häufigsten ist Einsamkeit unter den 18- bis 29-Jährigen: Jede und jeder Vierte fühlt sich oft einsam. Naheliegend ist aus Sicht der Forscher, dieses Ergebnis im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu sehen.
In diesem Zusammenhang dürfte auch stehen, dass der Zeitaufwand für die bezahlte Arbeit, inklusive der Wegezeiten, abgenommen hat im Vergleich zur Erhebung vor zehn Jahren, und zwar um durchschnittlich 18 Minuten pro Tag. Es könnten sich darin bereits die Auswirkungen auf die Berufsarbeit in Folge der Pandemie spiegeln, etwa durch mehr Homeoffice, erklärte Brand. Ob dies eine langfristige Entwicklung sei, werde man aber erst bei der nächsten Zeitverwendungserhebung in voraussichtlich zehn Jahren sagen können.