Börsen ohne klare Richtung Europawahl und Fed-Sitzung verunsichern die Märkte
Vor den Inflationsdaten und Zinssignalen der US-Notenbank Fed zur Wochenmitte sind die Anleger an der Wall Street heute kein großes Risiko eingegangen. Die Wahlergebnisse in Europa belasteten den DAX.
Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen in der vergangenen Woche das erste Mal seit 2019 senkte, trifft zur Wochenmitte auch die Federal Reserve in den Vereinigten Staaten ihre Zinsentscheidung. Ein paar Stunden zuvor werden außerdem neue Inflationsdaten veröffentlicht. An den US-Börsen hielten sich die Anlegerinnen und Anleger mit Blick auf die beiden wichtigen Termine am Mittwoch schon heute weitestgehend zurück.
Am Freitag hatte ein robuster Arbeitsmarktbericht in den USA "alle Erwartungen übertroffen", wie die Experten der Bank ING schreiben. Baldige Zinssenkungen sind daher kaum zu erwarten, eine schnelle Zinswende wird immer unwahrscheinlicher. Dagegen wurde die Sorge über eine mögliche allgemeine Konjunkturabschwächung gemildert. "Ein stärkeres Wirtschaftswachstum ist für die Märkte solange eine gute Situation, wie sich die Inflation dabei in Grenzen hält", erklärte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets.
Die wichtigsten Indizes in New York zeigten sich heute weitestgehend richtungslos. Sie pendelten mit wenig Veränderung zwischen leichten Verlusten und leichten Gewinnen. Der Dow Jones stieg zum Handelsschluss um 0,18 Prozent auf 38.868 Punkte. Auch der marktbreite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 legten um 0,26 Prozent beziehungsweise 0,39 Prozent zu. Beide hatten erst am Freitag neue Bestmarken erklommen und schlossen nun dicht darunter.
Am deutschen Aktienmarkt waren die Anlegerinnen und Anleger am Tag nach der Europawahl noch vorsichtiger. "Der Rechtsruck in Europa bringt politische Unsicherheit zurück auf das Börsenparkett", erklärte Jochen Stanzl, Marktbeobachter beim Broker CMC Markets. Das seien eher schlechte Nachrichten für die Märkte, sagte auch Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding. "Es führt ein unerwartetes Element der Unsicherheit ein."
Der DAX fiel heute zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Anfang Mai. Vor allem die Aussicht auf baldige Neuwahlen zur Nationalversammlung in Frankreich sorgte für Verunsicherung unter Investoren und belastete die Aktienkurse. Letztlich schloss der deutsche Leitindex 0,34 Prozent niedriger bei 18.495 Punkten. Damit konnte er immerhin die anfänglich höheren Verluste im späten Handel noch etwas eingrenzen.
In Deutschland sorgte das schlechte Abschneiden der Ampelkoalition für Aufsehen. So litten zum Beispiel die Aktienkurse im Energiesektor unter der politischen Unsicherheit, denn die Grünen als Förderer der Energiewende mussten bei der Europawahl deutlich Federn lassen. Insgesamt ging der Druck auf die Kurse zum Wochenbeginn aber von Paris aus, wo der Leitindex CAC 40 auf den tiefsten Stand seit Februar absackte. Präsident Emmanuel Macron wagt nach der krachenden Niederlage seines Mitte-Lagers bei der Europawahl die Flucht nach vorn.
Mit der Neuwahl der Nationalversammlung will der Liberale klare politische Verhältnisse schaffen und hofft wohl, seine Mehrheit in der Parlamentskammer auszubauen. "Eine gewagte Wette", findet Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank. Die politische Unsicherheit brachte vor allem französische Banken aus dem Tritt. Die Anteilsscheine von BNP Paribas , Societe Generale und Credit Agricole stürzten zwischen 3,6 und 7,5 Prozent ab.
Die Entscheidung sei ein "Schockfaktor" für die Märkte, kommentierte Kathleen Brooks von der Handelsplattform XTB. Noch größeres Gewicht habe jedoch, wer bei der vorgezogenen Parlamentswahl nun die Nase vorn haben werde. Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets sprach von einem "politischen Paukenschlag in Paris".
Auch die heutige Schwäche des Euro zeigt die Rückkehr der Unsicherheit. "Wenn es den traditionellen, europafreundlichen Parteien immer schwerer fällt, die Wähler von ihren Positionen zu überzeugen, schwächt das grundsätzlich den Euro, auch gegenüber den anderen Währungen", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Zur Mittagszeit hatte die Gemeinschaftswährung mit 1,0733 Dollar auf dem tiefsten Stand seit dem 9. Mai notiert. Im US-Handels konnte sie sich leicht erholen und kostete 1,0758 US-Dollar. Am Vorabend war der Euro noch über 1,08 Dollar wert.
Die Erwartung eines Nachfrage-Booms während der Sommerurlaubssaison hat die Preise am Ölmarkt angetrieben. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils rund 2,5 Prozent auf 81,46 und 77,56 Dollar je Fass (159 Liter). "Die Anleger ignorieren angesichts der Erwartung der Sommerfahrsaison die Schwäche des Euros und die daraus resultierende Dollar-Stärke aufgrund der vorgezogenen Wahlen in Frankreich", konstatierte Analyst Tamas Varga vom Ölmakler PVM.
Apple wird seine Computerbrille Vision Pro bald auch in Deutschland verkaufen. Der Marktstart ist für den 12. Juli geplant, wie Apple-Chef Tim Cook auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC ankündigte. Der Kaufpreis startet bei 3.999 Euro. Mit der Vision Pro können Nutzer zum einen in digitale Welten eintauchen. Neben dieser virtuellen Realität (VR) ist das Apple-Headset aber auch ausgelegt, digitale Inhalte mit der realen Umgebung zu mischen. Apple will das Gerät unter anderem zur Nutzung mit seinen Mac-Computern etablieren: Die groß erscheinenden Displays werden dabei in der Brille eingeblendet, während man auf der sichtbaren echten Tastatur tippt.
Bei der hauseigenen WWDC-Konferenz gibt der Konzern traditionell einen Ausblick auf Software und Funktionen, die ab Herbst mit neuen Generationen eingeführt werden. So bekommen das iPhone und andere Geräte viele neue KI-Funktionen, die etwa die Sprachasssistentin Siri schlauer machen soll. Außerdem lässt Apple Nutzer künftig Kurznachrichten in Gebieten ohne Mobilfunk-Empfang über eine Satelliten-Verbindung verschicken. Das werde sowohl für iMessage-Chats zwischen Apple-Geräten als auch für klassische SMS funktionieren.
Der US-Arzneimittelhersteller Eli Lilly kann weiter auf eine Zulassung seines Alzheimermittels Donanemab in den USA hoffen. Ein Beratergremium bei der US-Gesundheitsbehörde FDA attestierte dem Medikament einen Nutzen bei Patienten in frühen Krankheitsstadien, wie die Behörde mitteilte. Eine Entscheidung über eine Zulassung von der FDA wird gegen Ende des Jahres erwartet. Zunächst will die Behörde prüfen, wie viele Patienten von dem Mittel profitieren könnten und ob der Nutzen die Risiken überwiegt.
Die Aktien des Halbleiter-Ausrüsters Süss Microtec sind an der Börse weiter gefragt. Die Kurs-Rally der Oberbayern nahm nach einer kleinen Delle Ende Mai zuletzt wieder Fahrt auf. Heute ging es für die im Nebenwerte-Index SDAX notierten Papiere zeitweise auf bis zu 62,40 Euro nach oben. Die Aktie übertraf damit das alte Rekordhoch aus den Zeiten des Techbooms zur Jahrtausendwende. Damit bringt es Süss mittlerweile auf einen Börsenwert von fast 1,2 Milliarden Euro. Anleger setzen weiter auf Geschäftsaussichten des Tech-Unternehmens in Sachen Künstliche Intelligenz (KI).
Der Tech-Konzern Meta arbeitet an einer auf Europa zugeschnittenen Künstlichen Intelligenz (KI). Sie solle sprachliche, geografische und kulturelle Besonderheiten der Region widerspiegeln, teilte die Facebook-Mutter mit. Dieses neue sogenannte große Sprachmodell werde unter anderem mit Beiträgen trainiert, die Nutzer der Meta-Netzwerke Facebook und Instagram öffentlich gepostet haben. Private, nur mit Freunden oder der Familie geteilte Inhalte würden hierfür nicht herangezogen.
Die Optikerkette Fielmann expandiert mit einer Übernahme weiter in den USA. Die US-Tochter von Fielmann übernehme die Kette Shopko Optical vom Investor Monarch Alternative Capital, teilte das Unternehmen in Hamburg mit. Die Optiker-Kette mit Sitz im US-Bundesstaat Wisconsin betreibe mehr als 140 Niederlassungen in 13 US-Bundesstaaten. Sie fuhr 2023 einen Umsatz von 168 Millionen Dollar ein. Fielmann ist seit dem vergangenen Jahr in den USA aktiv.
Marten Reiß wurde 2022 bei Thomas Gottschalk vor mehr als zehn Millionen Zuschauern Wettkönig und stellte seinen Gewinn für das Braunkohle-Dorf Lützerath zur Verfügung. RWE erwirkte daraufhin einen Strafbefehl in Höhe von 2.000 Euro gegen den Klimaaktivisten wegen Hausfriedensbruchs - denn Lützerath gehörte bereits dem Energiekonzern. Kurz vor einer geplanten Verhandlung am Amtsgericht Erkelenz wurde der Antrag jedoch von RWE zurückgezogen. Seit der "rechtswidrigen Handlung" seien fast 20 Monate vergangen, teilte ein RWE-Sprecher mit. "Die Besetzung von Lützerath wurde bereits Anfang des vergangenen Jahres durch die Polizei beendet. Mit der Rücknahme wollen wir zu einer weiteren Befriedung der Situation beitragen."
Zwei landeseigene Unternehmen in Berlin dürfen vom Immobilienkonzern Vonovia große Wohnungs- und Grundstücksbestände kaufen. Das Bundeskartellamt hat den geplanten Erwerb freigegeben. Das teilte das Kartellamt mit. "In Berlin sind inzwischen rund 22 Prozent der rund 1,7 Millionen Mietwohnungen in der Hand des Landes", argumentierte Bundeskartellamt-Präsident Andreas Mundt. "Das Vorhaben des Landes Berlin, rund 4.500 Wohnungen vor allem im Bezirk Lichtenberg von der Vonovia zu erwerben, ist aber wettbewerblich unbedenklich."
Die Deutsche Telekom hat den Anteil an ihrer Tochter T-Mobile US aufgestockt. Das DAX-Unternehmen kaufte rund 6,7 Millionen T-Mobile-Aktien für je 99,51 Dollar (92,51 Euro) vom japanischen Softbank-Konzern. Vor dem Wochenende wurden die T-Mobile-Papiere in den USA per Handelsschluss zu 179,82 Dollar gehandelt - die Telekom musste also rund 45 Prozent weniger für die Aktien zahlen. Der Grund: Die Telekom nutzte für den Kauf die verbliebenen Optionen, die bereits 2020 mit Softbank ausgehandelt worden waren.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnt angesichts der anstehenden Entscheidung der EU-Kommission über höhere Einfuhrzölle auf chinesische E-Autos vor schweren Folgen für Verbraucher und die Antriebswende. Höhere Zölle würden die Preise für E-Autos in Deutschland spürbar erhöhen, erklärte Dudenhöffer. Sie "gefährden nicht nur die Versorgung der deutschen Autokäufer mit preiswerten Elektroautos, sie schädigen auch die Transformation in CO2-freundlichen Konsum und europäische Autobauer wie BMW, Mercedes und Renault".
Tesla wird in diesem Jahr laut Unternehmens-Chef Elon Musk kein modernisiertes Model Y auf den Markt bringen. Der E-Autobauer hat seine in die Jahre gekommenen Modelle nur langsam aufgefrischt, da die hohen Zinssätze den Appetit der Verbraucher auf große Anschaffungen gedämpft haben. Die weltweiten Fahrzeugauslieferungen des E-Auto-Pioniers sind im ersten Quartal zum ersten Mal seit fast vier Jahren zurückgegangen. Konkurrenten in China, dem größten Automarkt der Welt, bieten dagegen günstigere Modelle an.
Microsoft nimmt nach Kritik von IT-Sicherheitsforschern Änderungen an einer neuen Funktion vor, die mit Hilfe von KI die Suche auf Windows-PCs verbessern soll. Das "Recall"-Programm macht alle paar Sekunden Bildschirmaufnahmen. Die Software erkennt, was in diesen Screenshots zu sehen ist, später können Nutzer danach suchen. Experten hatten nach der Ankündigung kritisiert, dass sich in der ersten Ausführung der Funktion Angreifer Zugriff auf die Daten verschaffen könnten. Microsoft kündigte an, dass "Recall" nicht mehr automatisch bei der Einrichtung von Windows-Software aktiviert werden soll, sondern erst bewusst von den Nutzern eingeschaltet werden müsse.