Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Zweites Halbjahr beginnt ruhig Wall Street vor Feiertag ohne Schwung

Stand: 03.07.2023 21:49 Uhr

Am Dienstag fällt die Wall Street als Impulsgeber aus. Das trug zu einem unentschlossenen Start in das zweite Börsenhalbjahr bei. Die technische Lage bleibt aber nach Ansicht von Experten günstig.

Häufig ist am ersten Handelstag eines neuen Monats ein überdurchschnittliches Kaufinteresse an den Aktienmärkten zu beobachten. Das war an diesem Montag nicht der Fall. In ihrer verkürzten Sitzung vor dem amerikanischen Unabhängigkeitstag schafften die New Yorker Aktienmärkte nur leichte Zuwächse. Während der Dow Jones nur zehn Punkte oder 0,03 Prozent gewann, verbuchte der Technologieindex Nasdaq 100 ein Plus von 0,19 Prozent.

Im ersten Halbjahr hatte der Nasdaq 100 ein Plus von 39 Prozent geschafft und damit deutlich besser abgeschnitten als der Dow, der nur um sechs Prozent zulegen konnte.

Der unerwartet deutliche Stimmungsabschwung in der US-Industrie im Juni wirkte wegen seiner möglichen Implikationen für die Geldpolitik eher stützend. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 0,9 Zähler auf 46,0 Punkte, wie das Institute for Supply Management (ISM) mitteilte. Das war nicht nur der achte Rückgang in Folge, sondern auch der schlechteste Wert seit mehr als drei Jahren. Das Barometer entfernt sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die US-Baubranche entwickelt sich dagegen trotz der hohen Zinsen etwas besser als erwartet. Die Bauausgaben stiegen im Mai um 0,9 Prozent zum Vormonat. Im April hatte es nur zu einem Wachstum von 0,4 Prozent gereicht.

Wegen des anstehenden Independence Day (Unabhängigkeitstag) wurde in New York nur bis 19 Uhr MESZ gehandelt. Am Dienstag bleiben die US-Börsen komplett geschlossen.

Der DAX ist nach den jüngsten Zuwächsen kraftlos in das zweite Halbjahr gestartet. Nach einem Tageshoch bei 16.209 Punkten setzten schon am Vormittag Gewinnmitnahmen ein. Da auch von der Wall Street keine Unterstützung kam, schloss der deutsche Leitindex 0,4 Prozent tiefer bei 16.081 Punkten. Nach der Kursrally von 16 Prozent im ersten Halbjahr sehen Experten aber Chancen auf weitere Kursgewinne.

Gedämpft wurde die Stimmung im Handelsverlauf von einer eingetrübten Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone. So fiel der Einkaufsmanagerindex von S&P Global im Juni zum Vormonat um 1,4 Punkte auf 43,4 Zähler. Das ist der tiefste Stand des Indikators seit gut drei Jahren.

Aus charttechnischer Perspektive hatte sich das Bild im DAX zuletzt deutlich aufgehellt. Um der Kursrally neuen Schwung zu verleihen, wäre allerdings ein Sprung über das erst vor zwei Wochen aufgestellte Rekordhoch (16.427 Zähler) vonnöten. Doch nicht nur von der Charttechnik, auch von der Statistik kommen positive Impulse für den DAX. Schließlich hat mit dem 1. Juli eine saisonale Erholungsphase am deutschen Aktienmarkt begonnen, wie IG-Experte Christian Henke herausstreicht.

Update Wirtschaft vom 03.07.2023

Antje Erhard, HR, tagesschau24, 03.07.2023 09:00 Uhr

Wie der heutige Handelsverlauf unterstreicht, stehen Konjunkturdaten und ihre Implikationen für die Geldpolitik der großen Zentralbanken dies- wie jenseits des Atlantik am Markt weiterhin im Fokus. Vor allem in den USA dreht sich alles um die Frage, wann die Federal Reserve (Fed) den Zinsgipfel erreicht. Vor diesem Hintergrund dürfte der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht für den Juni der wohl wichtigste Termin der laufenden Börsenwoche sein.

In den USA war die Arbeitslosigkeit zuletzt niedrig, die Beschäftigung wuchs solide - bei gleichzeitig deutlich steigenden Löhnen. Für die Fed ist das eine giftige Mischung, weil die ohnehin hohe Inflation durch den engen Arbeitsmarkt zusätzlich angefacht wird.

Der Euro konnte seine zwischenzeitlichen Verluste im Verlauf wieder aufholen. Zur Stunde notiert die Gemeinschaftswährung wieder knapp über 1,09 Dollar.

Der Goldpreis zog leicht an. Eine Feinunze Gold kostete am späten Abend 1921 Dollar.

Am späten Abend gaben die Ölpreise ihre Tagesgewinne wieder ab. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September kostete 74,82 Dollar. Das waren 0,15 Prozent weniger als am Freitag. Damit blieben die angekündigten Förderkürzungen von Saudi-Arabien und Russland vorerst wirkungslos. Das saudische Energieministerium teilte mit, die für Juli angekündigte Kürzung um eine Million Barrel pro Tag werde auch im August beibehalten. Russland kündigte dagegen an, es werde seine Förderung im August um zusätzliche 500.000 Barrel kürzen, wie russische Medien berichteten. Die Entscheidungen erfolgten zusätzlich zu den vom Ölkartell Opec und seinen Verbündeten vereinbarten Kürzungen, die bis ins kommende Jahr anhalten sollen.

Starke Gewinne verbuchte die Tesla-Aktie. Der weltgrößte E-Autobauer hat mit einem Auslieferungsrekord im zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten übertroffen. Das US-Unternehmen übergab im Berichtszeitraum 466.140 Autos an seine Kunden. Der Elektroauto-Pionier hatte Anfang des Jahres die Preise für seine Elektroautos weltweit gesenkt und damit die Konkurrenz unter Druck gesetzt.

Die Apple-Aktie stand leicht unter Druck. Wegen technischer Probleme streicht der Technologiekonzern die Produktionsziele für die neue Datenbrille "Vision Pro" von einer Million auf weniger als 400.000 Einheiten zusammen, wie die "Financial Times" unter Berufung auf Insider berichtete. Als Grund für die Prognosesenkung nannte das Blatt die Komplexität des Produktes. Diese erschwere die Massenproduktion.

Im Tarifstreit der Lufthansa mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) stehen die Zeichen kurz vor Ablauf der Friedenspflicht für die Gewerkschaft nicht unmittelbar auf Streik. Die Tarifverhandlungen für die rund 5200 Cockpit-Beschäftigten von Lufthansa und ihrer Frachttochter Lufthansa Cargo würden heute fortgesetzt, erklärte ein VC-Sprecher. Zum Verhandlungsstand gab es bis zum Abend keine Angaben.

Die Post heißt nur noch DHL Group

Seit Monatsbeginn firmiert die "Deutsche Post DHL Group" nur noch als "DHL Group". Die Marke Deutsche Post samt Posthorn im Logo wird es allerdings weiterhin geben, sie steht für das nationale Briefgeschäft. Das macht aber nur noch sieben Prozent des Konzernumsatzes aus, die verschiedenen DHL-Dienste inklusive Paketversand kommen hingegen auf 93 Prozent. "Was draufsteht, sollte drin sein", begründet Konzernchef Tobias Meyer die Umbenennung.

Der Regensburger Autozulieferer Vitesco steigt in den Ersatzteilmarkt ein. Das Unternehmen kündigte an, eigene Vertriebskanäle mit Original-Ersatzteilen aufzubauen. Zunächst sollen Stickoxid-Sensoren vertrieben werden, später solle das Angebot ausgebaut werden. Ziel sei es, letztlich auch Ersatzteile für Elektroautos zu vertreiben.

Bei AstraZeneca haben Daten aus einer Phase-III-Studie zu einem neuen Medikament gegen Lungenkrebs die Anleger enttäuscht. Peter Welford vom Analysehaus Jefferies monierte fehlende Details und wies auf Sorgen rund um das Sicherheitsprofil des Medikaments hin, weil der britisch-schwedische Pharmakonzern auch von Todesfällen berichtete.

Mehrere US-Banken habe nach dem bestandenen Stresstest der Federal Reserve höhere Dividenden angekündigt. Experten rechnen mit weiteren Mitteilungen, nachdem alle 23 untersuchten Geldhäuser erfolgreich waren. JPMorgan will seine Quartalsausschüttung um fünf Prozent auf 1,05 Dollar je Aktie anheben. Goldman Sachs plant, die bisherige Dividende um 25 Cent auf 2,75 Dollar zu erhöhen.

Die österreichische Bank Bawag hat nach Vorwürfen des aktivistischen Hedgefonds Petrus Advisers zu mutmaßlichen Mängeln im Kreditbuch erste Schätzungen zum zweiten Quartal präsentiert. Das Konzernergebnis dürfte demnach in den drei Monaten von April bis Juni mehr als 180 Millionen Euro betragen, teilte die Bank am Sonntagabend mit. Im selben Vorjahreszeitraum hatte das Geldhaus einen Überschuss von 134 Millionen Euro erwirtschaftet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. Juli 2023 um 09:00 Uhr.