Tech-Aktien gesucht Rückenwind für die Nasdaq
Unter der Führung der Nasdaq haben sich die US-Anleger vor den morgigen Arbeitsmarktdaten in Position gebracht. Für Aufregung sorgte Softwareriese Microsoft - aber nur kurzzeitig.
Die US-Aktienindizes haben anfängliche Verluste im Verlauf hinter sich gelassen und freundlich geschlossen. Vor allem bei Technologieaktien griffen die Anleger stärker zu, die Computerbörse Nasdaq stieg deutlich. Am Ende schloss der Dow Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, 1,33 Prozent höher bei 33.248 Zählern. Der marktbreite S&P-500-Index, in dem sowohl Technologie- als auch Standardwerte enthalten sind, rückte um 1,84 Prozent vor auf 4176 Punkte.
Am stärksten präsentierte sich die Nasdaq. Der Composite-Index legte zu auf 12.316 Zähler, ein Tagesgewinn von 2,69 Prozent. Auch der wichtige Auswahlindex Nasdaq 100 kletterte in ähnlicher Größenordnung und schloss bei 12.892 Zählern.
Marktbeobachter nannten als Gründe für den Aufschwung jeweils schwächer als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten aus der Privatwirtschaft und Auftragsdaten aus der Industrie, die die Anleger mit Blick auf die Zinspolitik der Notenbank (Fed) etwas beruhigen dürften. Allerdings fielen die Daten vom Arbeitsmarkt gemischt aus, denn die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung lagen mit 200.000 Anträgen unter den Erwartungen und fielen damit besser aus als erwartet. Morgen veröffentlicht die Regierung die offiziellen Daten für den Mai.
Hinzu kam, dass die Ölallianz Opec+ ihre Fördermenge im Sommer deutlich erhöhen will. Dieser Beschluss hatte zuvor schon die europäischen Märkte gestützt. Laut Andreas Lipkow, Marktexperte bei Comdirect, kann dies dazu beitragen, die Inflationsdynamik zu reduzieren und den Kostendruck der Unternehmen zu mindern. Für die Notenbank könnte es bedeuten, dass die Zinswende eher behutsam voranschreitet.
Die stellvertretende Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Lael Brainard, hat allerdings für die kommenden Zinssitzungen weitere Zinserhöhungen auch für den September in Aussicht gestellt. Das wichtigste Ziel der Fed sei es, die Inflation zu bekämpfen. Es sei vernünftig, dass die Finanzmärkte eine Zinserhöhung um jeweils 0,50 Prozentpunkte für den Juni und Juli erwarteten, sagte Brainard heute in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC.
Es sei "sehr schwer, ein Argument für eine Pause" im September zu sehen. Wenn es keine Verlangsamung der Inflationsdrucks gebe, könne es durchaus angemessen sein, dann den Leitzins erneut um 0,50 Prozentpunkte anzuheben. Es sei aber auch ein kleinerer Zinsschritt denkbar.
Negativ für den Gesamtmarkt war zunächst eine Prognosewarnung von Schwergewicht Microsoft, dessen Aktie sowohl im Dow Jones, als auch im Nasdaq 100-Index vertreten ist. Vor allem ungünstige Wechselkurse stimmen den Softwarekonzern für das vierte Quartal vorsichtiger.
Wegen zusätzlicher Belastungen durch Währungseffekte von fast einer halben Milliarde US-Dollar kalkuliert der Konzern laut einer Mitteilung nun im letzten Quartal des laufenden Geschäftsjahres mit einem Umsatz von 51,94 bis 52,74 Milliarden Dollar (bis zu 49,3 Milliarden Euro). Bislang waren 52,40 bis 53,2 Milliarden Dollar avisiert worden. Der Überschuss dürfte nun 16,85 bis 17,43 Milliarden Dollar erreichen, nachdem bisher bestenfalls 17,1 bis 17,67 Milliarden in Aussicht gestellt worden waren.
Die vorsichtigeren Ziele für das laufende Quartal haben am Donnerstag die Aktien des US-Softwareriesen aber nur kurzfristig belastet. Nach Verlusten von knapp vier Prozent zum Handelsstart verringerte sich das Minus im weiteren Verlauf stetig. Analysten sprachen von einer "übertriebenen anfänglichen Kursreaktion", da Microsoft für die nach unten hin angepassten Prognosen Währungseffekte verantwortlich machte. Am Ende des Tages legte die Aktie 0,79 Prozent zu auf 274,58 Dollar.
Der heimische Handel stand heute im Zeichen der neuesten Bewegungen an den Ölmärkten. Eine beschlossene Ausweitung der Fördermenge durch das Ölkartell OPEC+, über das bereits im Vorfeld spekuliert worden war, beflügelte den Markt.
Der DAX legte am Ende eines freundlichen Handelstages um 1,01 Prozent zu auf 14.485 Punkte. Er schloss damit nahe seines Tageshochs, das bei 14.492 Punkten lag. Die steigenden Energiepreise gelten als Haupttreiber der zuletzt hohen Inflationsraten und als Konjunkturbremse, weshalb die Entspannung an der Börse hochwillkommen war.
Wegen der Feierlichkeiten zum 70. Thronjubiläum der britischen Königen war der größte europäische Markt in London heute allerdings geschlossen. Auch morgen fehlen die britischen Investoren, so dass die Umsätze geringer ausfallen.
Hintergrund des heutigen Zwischenhochs am Aktienmarkt waren Spekulationen über eine Erhöhung der Fördermenge und um die zukünftige Rolle Russlands im Ölkartell OPEC+. Saudi-Arabien hatte vor einem regulären Treffen des Ölförderverbundes offenbar zugesagt, die Ölproduktion zu erhöhen, wenn die russische Produktion aufgrund der westlichen Sanktionen erheblich zurückgeht, wie die "Financial Times" (FT) berichtet hatte.
Wie am Nachmittag nach einer Online-Sitzung bekannt wurde, weitet das Kartell seine Fördermenge im Sommer deutlich aus. Statt der zusätzlichen 430.000 Barrel (je 159 Liter), die im Juni in den Markt gepumpt werden sollen, soll die Tagesproduktion im Juli und August um jeweils rund 650.000 Barrel steigen. Der Mitteilung war zu entnehmen, dass Russland trotz des angekündigten EU-Embargos auf russisches Öl auch weiterhin an den Fördervereinbarungen teilnimmt. Zuletzt wurde darüber spekuliert, ob Russland das Ölkartell verlassen muss.
Laut dem Comdirect-Marktexperten Andreas Lipkow kann solch eine Maßnahme dazu beitragen, die Inflationsdynamik zu reduzieren und den Kostendruck der Unternehmen zu mindern. Bei volatilem Handelsverlauf holten die Ölpreise größere Verluste im Verlauf wieder auf und drehten wieder ins Plus. Sie bleiben damit auf hohem Niveau.
Getrübt wurde die Stimmung durch Aussagen des Privatbankenverbandes BdB, wonach sich die Menschen in Deutschland langfristiger auf höhere Teuerungsraten einstellen müssen. Der BdB fordert deshalb von der EZB mehr Tempo bei der Zinswende.
"Die hohe Inflation belastet die Verbraucher und verunsichert die Wirtschaft. Auch die Inflationserwartungen steigen deutlich. Zu dieser Lage passt ein negativer Leitzins schon lange nicht mehr", sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig.
Am Markt gilt eine erste Zinserhöhung der EZB im Juli nach der jahrelangen Nullzinspolitik als ausgemachte Sache. In Anbetracht von Inflationsraten von rund acht Prozent in der Eurozone dürfte dies aber nicht mehr als ein erster Schritt sein.
Am Devisenmarkt erholt sich der Euro und wird im US-Handel bei 1,0747 Dollar wieder deutlich bei über 1,07 Dollar gehandelt. Am Morgen hatte die Gemeinschaftswährung fast einen Cent niedriger notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0692 (Mittwoch: 1,0712) Dollar fest.
Die Ölspekulationen und die daraus resultierende höhere Risikoneigung der Anleger stärkte zumindest heute den Euro. Zuletzt hatte aber der Greenback vom immer größer werdenden Zinsvoraus in den USA profitiert.
Am DAX-Ende fielen Fresenius Medical Care (FMC) negativ auf, die gegen den Trend 3,5 Prozent nachgaben. Die Aktie setzt damit ihren im April begonnenen negativen Trend weiter fort. Auch das Papier der Konzernmutter Fresenius gab 1,4 Prozent nach.
Beide Unternehmen durchlaufen derzeit einen Umbauprozess und wollen nach einem Pressebericht Tausende von Stellen streichen. Bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care hat der Konzern den Abbau von weltweit 5000 Stellen angekündigt, beim Infusionshersteller Kabi will Fresenius nach einem Bericht des Handelsblatt 2000 Stellen streichen. Die konkreten Maßnahmen des Kosten- und Effizienzprogramms bei Fresenius Kabi würden gerade erarbeitet, zitiert das Blatt den DAX-Konzern
Gefragt waren hingegen die Sportausrüster Adidas und Puma. Die Papiere des Adidas-Konzerns, die als potenzieller Abstiegskandidat aus dem Stoxx Europe 50 gehandelt worden waren, bleiben vorerst in dem Leitindex. Zudem waren europaweit Konsumwerte heute gefragt. Tagessieger im DAX waren Sartorius, die über 5 Prozent zulegten.
Der Energiekonzern RWE will ein Gaskraftwerk von Vattenfall in den Niederlanden übernehmen und damit sein Wasserstoffgeschäft ausbauen. RWE teilte mit, das Gaskraftwerk "Magnum" im niederländischen Eemshaven zu einem Preis entsprechend dem Unternehmenswert von 500 Millionen Euro zu erwerben. Die seit 2013 betriebene Anlage habe eine Kapazität von 1,4 Gigawatt. Sie lasse sich technisch so umrüsten, dass sie anteilig mit bis zu 30 Prozent Wasserstoff betrieben werden könne. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, das Gaskraftwerk bis zum Ende des Jahrzehnts vollständig auf Wasserstoff umzustellen.
Rheinmetall bereitet sich aufgrund der steigenden Nachfrage nach Rüstungsgütern im Zuge des Ukraine-Krieges auf einen deutlichen Umsatzschub vor. "Über die kommenden Jahre sollte eine Wachstumsrate von 20 Prozent möglich sein", sagte der Chef des Rüstungskonzerns und Autozulieferers, Armin Papperger, dem "Handelsblatt". Der Umsatz mit Produkten aus dem Verteidigungsbereich solle auf über zehn Milliarden Euro steigen, ergänzte er. Dies wäre mehr als eine Verdoppelung.
Die Trennung von Trainer Marco Rose treibt den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund noch tiefer in die roten Zahlen. Die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA teilte am Nachmittag mit, sie rechne im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 mit einem Fehlbetrag im Konzern zwischen 25 Millionen und 29 Millionen Euro. Hintergrund sei im Wesentlichen die vorzeitige Trennung vom bisherigen Cheftrainer und seinem Team.
Laut Mitteilung einigten sich der BVB und das Trainerteam heute über die finanziellen Inhalte der vorzeitigen Aufhebung der ursprünglich bis Ende Juni 2024 bestehenden Arbeitsverträge. Dies führe zu einer Sonderabschreibung im mittleren einstelligen Millionenbereich. Bereits Ende Februar hatte der Club nach dem Ausscheiden aus dem Europa-League-Wettbewerb seine Prognose nach unten korrigieren müssen. War bis dahin ein Fehlbetrag bis zu 17 Millionen Euro erwartet worden, wurde seitdem mit einem Minus bis zu 24 Millionen Euro gerechnet.
Eine starke Nachfrage nach Premium-Cognac in den USA und China sowie Sparmaßnahmen haben den Gewinn des französischen Spirituosenkonzerns Remy Cointreau angekurbelt. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 sei der organische, operative Gewinn um knapp 40 Prozent auf 334,4 Millionen Euro geklettert, teilte der Hersteller von Remy-Martin-Cognac und Metaxa-Weinbrand mit. Den Aktionären wolle man eine Dividende von 1,85 Euro je Aktie plus eine außerordentliche Dividende von einem Euro zahlen.
Der SAP-Rivale Oracle kann die größte Übernahme seiner Geschichte abhaken. Alle für den Kauf des Gesundheitssoftware-Spezialisten Cerner notwendigen kartellrechtlichen Genehmigungen seien erteilt worden, teilte das Unternehmen mit. Mit dem formellen Abschluss der Transaktion rechnet Oracle am kommenden Montag. Der Konzern hatte den Kauf von Cerner in den letzten Tagen des vergangenen Jahres bekanntgegeben. Der Preis liegt insgesamt bei 28,3 Milliarden US-Dollar.
Ford beschleunigt den Wechsel in die Elektromobilität und folgt damit den Zielen von US-Präsident Joe Biden. Der zweitgrößte US-Autobauer kündigte am Donnerstag an, in seine Montagewerke in Michigan, Ohio und Missouri insgesamt 3,7 Milliarden Dollar für die Produktion von E-Autos und Benzinfahrzeugen zu investieren. Mit 2,3 Milliarden Dollar entfällt davon der größte Teil auf Elektrofahrzeuge.
Die Summe ist Teil der bis 2026 angekündigten Ausgaben von 50 Milliarden Dollar, mit denen Ford zum Elektroautobauer Tesla aufschließen will. Die US-Regierung hat den Autobauern vorgegeben, bis zum Ende des Jahrzehnts die Hälfte der Neuwagen als Elektro- oder Plug-in-Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Im Gegenzug fließen millionenschwere Staatshilfen. Die Anleger begrüßten den Schritt, Ford-Papiere legten an der New Yorker Börse zu.