Märkte schließen im Plus Börsen wieder auf Erholungskurs
Die Hoffnung auf mögliche Corona-Lockerungen in China hat den Börsen heute Auftrieb gegeben. Die Wall Street schloss deutlich im Plus. Der DAX ging auf dem höchsten Stand seit vier Wochen aus dem Handel.
Die Aussicht auf ein Ende der Lockdowns in China, die die Weltwirtschaft in den vergangenen Wochen ausgebremst hatten, und erfreuliche Konjunkturdaten haben die Anleger an den US-Börsen wieder ermutigt. Zum Wochenbeginn hatten sie sich angesichts hartnäckiger Wachstumssorgen noch schwer getan und der Dow Jones hatte sich kaum bewegt. Heute aber gewann der Leitindex 1,34 Prozent. Der marktbreite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 kletterten sogar noch deutlich stärker nach oben - am Ende teils um mehr als 2,6 Prozent.
Gute Nachrichten kamen zum einen aus den USA selbst: Der für die größte Volkswirtschaft der Welt so wichtige private Konsum zeigt keine Anzeichen von Schwäche. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im April erneut an, wenn auch geringfügig schwächer als erwartet. Außerdem steigerte die US-Industrie ihre Produktion im April erneut. Die gesamte Herstellung lag 1,1 Prozent höher als im Vormonat, während Analysten im Schnitt mit plus 0,5 Prozent gerechnet hatten.
Zudem ermunterten starke Geschäftszahlen einiger Konzerne die Anleger zum Einstieg. Der Ausverkauf der vergangenen Wochen habe die Verkäufer erschöpft, sagte Finanzmarkt-Expertin Mimi Duff von der Beratungsfirma GenTrust. "Daher ist bei jedem Anzeichen guter Nachrichten eine Erholung möglich." Zu den Favoriten am US-Aktienmarkt zählte etwa United Airlines. Die Fluggesellschaft korrigierte ihre Umsatzprognose nach oben. Die Aktien von United sowie der Rivalen Delta und American Airlines stiegen daraufhin zeitweise um bis zu sechs Prozent.
Zum anderen gab die Hoffnung auf eine Lockerung der chinesischen Corona-Politik und damit einer Erholung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft den Märkten heute viel Schwung. Auch an der Frankfurter Börse ließ der DAX die viel beachtete 14.000-Punkte-Marke klar hinter sich und ging mit einem Plus von 1,59 Prozent bei 14.186 Punkten aus dem Handel - der höchste Schlusskurs seit vier Wochen. Damit konnte der deutsche Leitindex seinen Erholungsversuch von Freitag fortsetzen. Gestern hatte er noch 0,5 Prozent verloren und war unter 14.000 Zähler gerutscht.
Experten zufolge steigt die Zuversicht, dass der Corona-Lockdown in der Wirtschaftsmetropole Shanghai gelockert werden könnte. In der chinesischen Metropole wurden den dritten Tag in Folge keine Neuinfektionen gemeldet, was als Bedingung für eine Milderung der scharfen Virus-Maßnahmen gilt. Die harten Einschränkungen zur Eindämmung des Virus mit der Abriegelung ganzer Bezirke gelten als ein Grund für die globalen Lieferkettenprobleme, die das Wachstum gefährden.
"Die Märkte waren wie besessen von den Ereignissen in China, und das ist im Grunde der einzige große Katalysator", sagte Keith Temperton, Händler bei Forte Securities. Angesichts der niedrigen Handelsumsätze an den Börsen brauche es aktuell nicht viel, um die Märkte zu bewegen. Unterstützung kommt auch von der Charttechnik. Die Experten von HSBC sehen einen technischen Widerstand bei etwa 14.037 Punkten: "Im März, im April und Anfang Mai ist der DAX bereits an diesen Hürden gescheitert." Sollte sich dieser Befreiungsschlag in den kommenden Tagen festigen, könnten weitere Kursgewinne wahrscheinlicher werden.
Zumindest tendenziell positive Signale sendet darüber hinaus die Wirtschaft der Eurozone. Im ersten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent. In einer ersten Schätzung war nur ein Wachstum von 0,2 Prozent ermittelt worden. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer Bestätigung gerechnet. Zudem schwächte sich in Italien die Inflation auf hohem Niveau etwas ab. Gestern hatte die EU ihre Konjunkturprognose wegen des Ukraine-Kriegs noch drastisch nach unten korrigiert.
Allerdings gab es auch weiter warnende Stimmen. Trotz einer Lockerung der Corona-Maßnahmen in China seien die Lieferkettenprobleme noch nicht vom Tisch, betonte etwa Christian Henke, Analyst vom Brokerhaus IG. "Zudem belastet weiterhin die strikte Zinspolitik der US-Notenbank Fed die Stimmung." Auch Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets bleibt noch skeptisch: "Offen bleibt weiterhin die Frage, ob der Markt den ultimativen Ausverkauf tatsächlich schon erlebt hat, um den Tiefpunkt dieses Zyklus wirklich ausrufen zu können."
Die Spekulation auf ein Auslaufen der Corona-Beschränkungen in China sorgt ebenfalls für eine Erholung der Nachfrage nach Industriemetallen. Kupfer verteuerte sich um 1,4 Prozent auf 9367 Dollar je Tonne. "Das Tempo der Zinserhöhungen ist inzwischen mehr oder weniger eingepreist. Das nächste, woran der Markt denkt, ist die Wiedereröffnung in Shanghai, da die Fälle in den Kommunen seit drei Tagen bei Null liegen", sagte ein Metallhändler.
Auch beim Rohöl trieben die positiven Signale aus der Volksrepublik den Preis. Die Sorten Brent und WTI zogen zeitweise jeweils knapp ein Prozent auf 115,15 und 114,94 Dollar je Barrel an. "Der seit Ende März währende Lockdown in Shanghai war ein spürbarer Belastungsfaktor für die Ölnachfrage", erläuterte Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank. Entsprechend günstig dürfte sich ein Ende der Maßnahmen auswirken.
Nachdem gestern ein mögliches Verbot russischer Ölimporte in die EU am Widerstand Ungarns gescheitert war, hatte der Ölpreis zunächst leicht nachgegeben. Eine Einigung auf ein sechstes Sanktionspakt gegen Russland wird nun für Ende Mai angestrebt.
Der Euro hat heute spürbar zugelegt. Am Nachmittag stieg die Gemeinschaftswährung zeitweise um 1,2 Prozent auf 1,0555 US-Dollar. Im US-Handel bezahlten Anleger noch 1,0523 US-Dollar. Damit erholt sie sich weiter von den herben Verlusten in den vergangenen Wochen. Vor wenigen Tagen hatte die Gemeinschaftswährung mit 1,0350 Dollar noch einen fünfjährigen Tiefstand markiert.
Wesentlicher Grund ist der aufwertende Dollar, der seit längerem von den jüngsten Zinserhöhungen und der Aussicht auf weiter deutlich steigende Leitzinsen profitiert. Nun kommen auch steigende Zinserwartungen aus der Eurozone hinzu. Genährt wurden diese Spekulationen heute vom EZB-Ratsmitglied Klaas Knot, der eine Anhebung der Schlüsselsatzes um einen halben Prozentpunkt nicht ausschließt, sollte der Teuerungsdruck zunehmen.
Es sei aber nicht sicher, ob die EZB ihren Worten auch Taten folgen lasse, gab Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger zu bedenken. Am Bondmarkt verstärkten Knots Aussagen dennoch den Verkaufsdruck. Dadurch stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen auf 1,004 Prozent.
Die Allianz-Papiere haben heute positiv auf die Nachricht reagiert, dass die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) nach Investorenklagen wegen hoher Verluste einen milliardenschweren Vergleich mit US-Behörden akzeptiert hat. Insgesamt zahlt die Allianz bei den nun vereinbarten US-Vergleichen mehr als fünf Milliarden US-Dollar, den Löwenanteil davon an geschädigte Großanleger. Die Summe ist dem Unternehmen zufolge komplett durch Rückstellungen gedeckt. Letztlich stiegen die Allianz-Aktien um 1,7 Prozent.
Der größte US-Einzelhändler Walmart ächzt angesichts von Inflationsdruck und Lieferkettenproblemen unter hohen Kosten. Nach einem deutlichen Gewinnrückgang im Auftaktquartal kürzte der Shopping-Riese heute seine Jahresziele. In den drei Monaten bis Ende April verdiente Walmart unterm Strich 2,1 Milliarden Dollar (2,0 Mrd Euro) und damit knapp ein Viertel weniger als vor einem Jahr. Das hohe US-Inflationsniveau belaste das Geschäft, erklärte Konzernchef Doug McMillon. Steigende Ausgaben, etwa für Kraftstoff und Löhne, trieben die Betriebskosten stärker als erwartet nach oben. Trotz eines Umsatzwachstums von gut zwei Prozent kam der Geschäftsbericht bei den Anlegern nicht gut an: Der Aktienkurs fiel auf den tiefsten Stand seit März 2021. Im Dow Jones waren die Titel der mit Abstand schwächste Wert und verbuchten mit minus 11,4 Prozent ihren größten Tagesverlust seit 1987.
Die US-Baumarktkette profitiert vom anhaltenden Trend zum Heimwerken und hat ihre Jahresziele daher angehoben. Der Vorstand erwartet für 2022 nun ein dreiprozentiges Umsatzplus. Analysten rechneten bisher mit einem Zuwachs um 1,4 Prozent. Der Gewinn je Aktie soll im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen statt im niedrigen einstelligen Bereich. Im ersten Quartal stiegen die Erlöse um 2,2 Prozent, Analysten hatten mit einem Rückgang um 2,7 Prozent gerechnet. Der Gewinn je Aktie erreichte 4,09 Dollar und übertraf die Schätzungen von 3,68 Dollar. Die Zuwächse von Home Depot dürften die Bedenken des Marktes, die Inflation könnte die Verbraucherausgaben bremsen, für eine Weile zerstreuen, kommentierte Oppenheimer-Analyst Brian Nagel. Die Aktien legten zeitweise deutlich zu.
Der Streaming-Dienst hat die Entlassung von 150 Mitarbeitern angekündigt, die meisten davon in den USA. Dies entspricht etwa zwei Prozent der Angestellten auf dem Heimatmarkt. "Diese Veränderungen sind in erster Linie geschäftlichen Erfordernissen geschuldet und nicht den Einzelleistungen", hieß es in einer Erklärung. Dies mache den Schritt besonders schwierig. Netflix hatte zuletzt zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt einen Rückgang der Kundenzahl hinnehmen müssen. Der weltgrößte Streaming-Anbieter verwies zur Begründung auf den Krieg in der Ukraine, die Inflation und einen scharfen Wettbewerb.
Im DAX haben die Investoren besonders bei den Aktien von Daimler Truck zugegriffen. Sie stiegen dank eines Umsatz- und Gewinnanstiegs um 7,6 Prozent. Der Lkw-Bauer hat im ersten Quartal gute Geschäfte gemacht und schraubt die Jahreserwartungen nach oben. Der Umsatz kletterte um 17 Prozent auf 10,55 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr rechnet das Management nun mit 48 bis 50 Milliarden Euro Erlös statt 45,5 bis 47,5 Milliarden. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern erwartet Daimler Truck auf Vorjahresniveau statt leicht darunter. Vor Zinsen und Steuern sowie bereinigt um Sondereffekte stieg das Ergebnis im ersten Quartal um elf Prozent auf 651 Millionen Euro. Im Windschatten von Daimler Truck rückte auch der Rivale Traton 2,3 Prozent vor.
Die Anleger der Adler Group reagieren weiter sehr nervös auf jede Nachricht aus dem Umfeld des angeschlagenen Immobilienkonzerns. Heute Vormittag gab es zunächst deutliche Kursverluste wegen drohender Abschreibungen der Tochtergesellschaft Consus, die im Verlauf aber aufgeholt wurden. Am Nachmittag folgte der nächste Kursrutsch wegen der Meldung, dass KPMG für 2022 nicht als Abschlussprüfer zur Verfügung steht. Zuletzt brach der Kurs um 12 Prozent ein. Mit 5,065 Euro erreichte er das niedrigste Niveau seit Anfang Mai.
Der deutsch-britische Reisekonzern TUI will für die Rückzahlung von Staatshilfen aus der Corona-Krise über Nacht mehr als 400 Millionen Euro frisches Kapital einsammeln. Das Unternehmen aus Hannover kündigte heute Abend eine Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent an, bei der innerhalb weniger Stunden 162,3 Millionen neue Aktien bei Investoren platziert werden sollen. Mit dem frischen Geld und verfügbaren Barmitteln wolle TUI eine der beiden Stillen Einlagen des staatlichen Corona-Hilfsfonds WSF im Volumen von 671 Millionen Euro tilgen, hieß es in der Mitteilung. Zum Xetra-Schlusskurs vom Dienstag von 2,89 Euro würde die Platzierung 469 Millionen Euro bringen, normalerweise werden die Aktien dabei aber mit einem Abschlag verkauft.
Der Elektronikhändler Ceconomy bringt die Komplettübernahme der Tochter Media-Saturn-Holding (MSH) früher als gedacht unter Dach und Fach. Der Vollzug der Convergenta-Transaktion, mit der die Gesellschafterstruktur vereinfacht werden soll, werde für Anfang Juni erwartet, teilte das Unternehmen heute mit. Mit dem Vollzug wird Ceconomy alleiniger Gesellschafter der größten deutschen Elektronikmarktkette MediaMarktSaturn. Im Gegenzug wird der bisherige MediaMarktSaturn-Minderheitsaktionär Convergenta ein Ankeraktionär von Ceconomy. Hierfür soll voraussichtlich Ende Mai die Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien wirksam werden.
Der Konsumgüterhersteller Henkel will bis 2025 über alle Management-Ebenen hinweg ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis herstellen. "Wir sind davon überzeugt, dass Geschlechtervielfalt eine entscheidende Rolle für unseren zukünftigen Geschäftserfolg spielt", sagte Konzernchef Carsten Knobel. Sowohl auf den Top-Management-Ebenen als auch im unteren und mittleren Management solle der Anteil von Frauen deshalb signifikant erhöht werden. Aktuell liegt der Anteil der Frauen im Henkel-Management nach Unternehmensangaben bei 38 Prozent.
In dem im März abgelaufenen Geschäftsjahr legte das Ergebnis von Vodafone dank eines starken Deutschlandgeschäfts um fünf Prozent auf knapp 15,21 Milliarden Euro zu. Allerdings lag das am unteren Ende der vom Unternehmen selbst ausgegebenen Spanne und auch unter den Erwartungen von Analysten. Der Umsatz kletterte um vier Prozent auf 45,58 Milliarden Euro.
Der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties hat im ersten Quartal von einer starken Nachfrage nach Wohnungen sowie den jüngsten Zukäufen profitiert. Das operative Ergebnis (FFO I) legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 48,4 Millionen Euro zu. Die Nettomieteinnahmen zogen in den ersten drei Monaten um sieben Prozent auf 97,1 Millionen Euro an. Der Großteil des Plus stammt aus den jüngsten Zukäufen, der Rest von Mietsteigerungen.
Das wirtschaftlich unsichere Umfeld könnte den Baumarktbetreiber Hornbach im laufenden Jahr belasten. "Obwohl wir weitere Schließungen im Zuge von Corona-Verordnungen für unwahrscheinlich halten, haben die Herausforderungen im Hinblick auf Inflation, Lieferkette und Produktverfügbarkeit in den letzten Monaten weiter zugenommen", sagte Karin Dohm, Finanzchefin der Dachgesellschaft Hornbach Holding. So dürfte der Umsatz zwar leicht über dem Vorjahresniveau liegen. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) könnte hingegen unter dem Wert des abgeschlossenen Geschäftsjahres liegen.
Tech-Milliardär Elon Musk bringt einen günstigeren Preis für seinen Übernahmeversuch bei Twitter ins Gespräch. Ein Deal zu einem niedrigeren Gebot sei "nicht außer Frage", sagte Musk. Die Twitter-Aktie beendete den Tag im US-Handel mit einem Minus von gut acht Prozent bei 37,38 Dollar. Das ist weit entfernt von den 54,20 Dollar je Aktie, die der Chef des Elektroautobauers Tesla bisher den Anteilseignern von Twitter in Aussicht stellt.
RWE hat eine weitere grüne Anleihe mit einem Gesamtvolumen von zwei Milliarden Euro emittiert. Die Anleihe wurde in zwei Tranchen von jeweils einer Milliarden Euro mit Laufzeiten bis 2026 und 2030 begeben, wie der Energiekonzern mitteilte. Für die erste Tranche beträgt die Rendite bis zur Fälligkeit 2,2 Prozent. Für die zweite Tranche beläuft sich die Rendite bis zur Fälligkeit auf 2,9 Prozent. Die Emission sei bei den Investoren auf starkes Interesse gestoßen. RWE hatte bereits letztes Jahr zwei Green Bonds mit einem Volumen von insgesamt 1,85 Milliarden Euro begeben.