Finanzberatung auf Social Media Was können "Finfluencer" - und was nicht?
Geld anlegen, Geld sparen, überhaupt mit Geld umgehen: Wie das geht, wollen sogenannte Finfluencer auf Instagram, TikTok oder YouTube zeigen. Sie bedienen einen Markt, der immer größer wird.
Was erwarten Follower von Finfluencern?
Finfluencer treffen einerseits auf den Wunsch vieler Follower, Geld zu verdienen, vielleicht sogar reich zu werden. Auf der anderen Seite hat die Angst vor Armut im Alter und vor zu wenig Vorsorge gerade bei vielen jungen Leuten das Bewusstsein geschärft: "Ich muss was tun."
Ihr Interesse an Aktien und Altersvorsorge hat seit dem Börsenboom im Jahr 2020 stark zugenommen. In Zahlen ausgedrückt: 2017 gab es nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts 905.000 junge Aktionäre zwischen 14 und 29 Jahren in Deutschland. Vier Jahre später, im Jahr 2021, waren es schon 1,49 Millionen unter 30-Jährige, die an der Börse investieren.
Wer sind die Finfluencer?
Die Finfluencer sind meist junge Leute, sie treffen auf eine junge Zielgruppe - sie sprechen sozusagen die gleiche Sprache, benutzen die gleichen Medien. Viele Finfluencer sind aber nicht erst seit dem Börsenboom aktiv. Oft steigen sie ein, indem sie neben Studium oder Job einen eigenen Blog oder eigenen Video-Channel aufziehen.
Einige sind am Markt inzwischen so etabliert, dass sie Mitarbeiter beschäftigen und ein tragfähiges Geschäftsmodell haben.
Welches Wissen bringen Finfluencer mit?
Es gibt diplomierte Betriebswirte oder ehemalige Mitarbeiter aus der Finanzbranche, die ihr Fachwissen weitergeben und sich selbständig gemacht haben. Viele Finfluencer sind Frauen, die explizit weibliche Follower ansprechen. Oft handelt es sich zudem um Quereinsteiger, die sich in die Materie eingearbeitet haben.
Was können Finfluencer leisten?
Das Niveau der Informationen ist enorm unterschiedlich. Viele Finfluencer vermitteln auf TikTok oder Instagram, in Workshops und bei Vorträgen solides Basiswissen. Themen wie: Wie eröffnet man ein Depot, was ist ein ETF, was sind Sparpläne, warum ist Vorsorge wichtig - Basiswissen lässt sich in Videos, Podcasts und Texten gut vermitteln.
Welche Fallstricke gibt es?
Nicht alle Finfluencer sind seriös. Es gibt Anbieter, an die man monatlich hohe Beträge bezahlt für angebliche Tipps und Strategien, um in wenigen Wochen Millionär zu werden. Zum Teil handelt es sich um regelrechte Schneeball-Systeme: Wer diesen Anbietern neue Kunden vermittelt, bekommt dafür Geld. Manche Angebote sind klar Betrug.
Und es gibt diejenigen, die explizit Aktien oder andere Anlageklassen empfehlen. Anlagestrategien sind aber zu individuell und auch komplex, als dass sie in ein kurzes Reel oder eine Caption passen - also einen kleinen Text unter einem Bild. Sie erfordern viel Detailwissen, über das einige Finfluencer selbst gar nicht verfügen.
Woran erkennt man seriöse Angebote?
Man sollte hinterfragen, womit die Finanz-Influencer ihr Geld verdienen. Positiv zu werten ist zum Beispiel, wenn Anbieter sämtliche Kursgebühren für solide, durchdachte Seminare transparent machen.
Ein Warnsignal sind Werbepartnerschaften - gerade mit Finanzpartnern. Es kostet Glaubwürdigkeit, wenn Finfluencer dann die Partner-Produkte empfehlen und ihre Unabhängigkeit aufs Spiel setzen. Schwierig sind auch sogenannte Affiliate-Links - also Verlinkungen zu Produkt-Anbietern. Der Finfluencer verdient mit, wenn Anleger über diesen Link etwas kaufen. Mit viel Reichweite kann man viel Geld verdienen.
Außerdem sollte man sich immer fragen: Wer gibt die Tipps? Was kann ein Finfluencer darüber wissen? Warum empfiehlt er oder sie das? Immer sinnvoll ist es, Informationen selbst gegenzuchecken und auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Man kann auch mehreren Finfluencern folgen, um sich ein umfassenderes Bild zu machen. Gerade in schlechten Börsenzeiten - wenn das Depot im Minus ist - empfiehlt es sich, angeblich "heißen Tipps" zu misstrauen - und sich nicht verrückt machen zu lassen.