Nahaufnahme der Dax-Kurstafel an der Börse Frankfurt.
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Deutscher Aktienindex auf Rekord Warum der DAX die 20.000 Punkte knackt

Stand: 03.12.2024 15:33 Uhr

Am Aktienmarkt knackt der DAX erstmals die 20.000 Punkten, während die deutsche Wirtschaft in einer Herbst-Tristesse steckt. Woher kommt die aktuelle Stärke am Aktienmarkt? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist der DAX?

Der DAX, kurz für Deutscher Aktienindex, ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland und spiegelt die Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes wider. Wichtiges Maß dafür ist die Marktkapitalisierung: Sie gibt den aktuellen Börsenwert eines Unternehmens wieder und errechnet sich aus der Multiplikation des Aktienkurses mit der Zahl der ausgegebenen Aktien. Die Marktkapitalisierung entspricht also auch dem Preis, den ein Käufer für sämtliche umlaufenden Aktien eines Unternehmens - also eine komplette Übernahme - bezahlen müsste.

Schwergewicht im DAX ist SAP: Der Softwarehersteller ist mit 238.914 Millionen Euro Marktkapitalisierung (Stand: September 2024) das wertvollste Unternehmen im DAX. Danach folgen Siemens, die Deutsche Telekom, die Allianz und Airbus. Ebenfalls im DAX vertreten sind außerdem die deutschen Autobauer, große deutsche Banken und Konsumgüterhersteller wie Adidas oder Zalando.

Rekorde und kein Ende in Sicht?

Der Deutsche Aktienindex hat jetzt erstmals überhaupt den Wert von 20.000 Punkten überstiegen. Für das Börsenjahr 2024 steht im DAX damit jetzt schon ein Gewinn von knapp 20 Prozent zu Buche. Innerhalb nur eines Jahres ist der Leitindex um rund 3.000 Zähler gestiegen - erst im September hatte er die Marke von 19.000 Punkten geknackt.

Die starke Jahresbilanz dürfte weitere Käufer anlocken, meinen Marktteilnehmer. Denn es gelte, "den fahrenden Zug nicht gänzlich zu verpassen". Steigende Kurse zum Jahresausklang sind typisch: An der Börse spricht man von der "Jahresendrally".

So schnell wie aktuell erzielte der DAX in der Vergangenheit Rekorde aber nicht: Aus der Taufe gehoben wurde der DAX von der Frankfurter Börse, der Börsen-Zeitung und der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen. Als Startzeitpunkt bei 1.000 Punkten wurde der 30. Dezember 1987 festgelegt. Es dauerte von da an gerechnet gut zehn Jahre, bis der DAX am 20. März 1998 die markante Marke von 5.000 Punkten knackte. Als Anschub diente die große Begeisterung rund um das Internet und den Neuen Markt Ende der 90er Jahre.

Was sind die Gründe für die aktuelle Stärke?

Investoren setzen vor allem darauf, dass die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen weiter senken. In der Eurozone ebbt die Inflation ab, während die Sorgen um die schwache Wirtschaft wachsen. Unter Ökonomen gelten Zinssenkungen der EZB bei ihrem nächsten Entscheid am 12. Dezember als ausgemacht - und auch im nächsten Jahr.

Für Aktienanleger sind Aussichten auf sinkende Zinsen positiv: Aktien werden dann gegenüber festverzinslichen Papieren attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich so leichter finanzieren, Investitionen werden erschwinglicher. 

Rückenwind für den DAX kommt von den US-Börsen, wo der marktbreite Index S&P 500 ebenfalls ein Rekordhoch erreicht hat. Dort hat der Wahlsieg von Donald Trump die Kurse beflügelt. Denn der designierte US-Präsident hat Steuersenkungen, weniger Regulierung und hohe Zölle auf Importe versprochen. Davon dürfte die heimische Wirtschaft profitieren. "Es hat diesmal lange gedauert, bis die große Wallstreet-Euphorie in Deutschland angekommen ist", meint Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Jetzt sei die Euphorie aber auch hierzulande richtig spürbar.

Wie passt das mit der aktuellen Schwäche der deutschen Wirtschaft zusammen?

Zwar steht die deutsche Wirtschaft am Rande der Rezession. Doch der DAX ist alles andere als ein "Spiegel der deutschen Wirtschaft": Die 40 größten börsennotierten Konzerne Deutschlands, die hier versammelt sind, erwirtschaften weite Teile ihrer Geschäfte im Ausland, wo die Wirtschaft stärker wächst als im Heimatmarkt - zum Beispiel in den USA und in China, aber auch in Eurostaaten wie Frankreich und Spanien.

Hinzu kommt: Schon seit langem mehren sich die negativen Signale aus der Industrie, die hierzulande mit rund einem Viertel einen enorm hohen Anteil an der Wirtschaftsleistung hat. Dass die deutsche Wirtschaft aller Voraussicht nach auch in diesem Jahr schrumpft, kommt für die Börsen also keineswegs überraschend und ist in den Aktienkursen längst "eingepreist".

Und auch wenn es zuletzt reihenweise Hiobsbotschaften aus der Autoindustrie gab: Für einige DAX-Konzerne läuft es rund. Versicherer wie die Allianz und Munich Re fahren Rekordgewinne ein, ebenso der Industriekonzern Siemens. Banken profitieren von gestiegenen Zinsen, und die Aktie des wertvollsten DAX-Konzerns SAP hat ein Rekordhoch erreicht. Ohnehin richten sich die Blicke von Aktienanlegern oft nicht auf die aktuelle Lage, sondern auf künftige Gewinne.

Wer profitiert von der DAX-Stärke?

Besonders Investoren profitieren von steigenden Kursen. Wenn die Aktienkurse steigen, erhöht sich der Wert der Investitionen der Anleger. Sie können ihre Aktien zu einem höheren Preis verkaufen, als sie sie gekauft haben und somit Kapitalgewinne realisieren. Aber auch Unternehmen selbst können profitieren: Sie sehen durch steigende Aktienkurse einen Anstieg ihrer Marktkapitalisierung, was ihre finanzielle Stabilität und die Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung verbessert.

Wie geht es 2025 weiter?

Börsenrekorde hin oder her: 2025 stehen dem DAX Belastungsproben bevor. So dürften sich Investoren rund um die Bundestagswahl am 23. Februar zurückhalten. Bis eine neue Bundesregierung steht, die mit Reformen die schwache deutsche Wirtschaft ankurbeln könnte, werden Monate vergehen.

Ein großes Risiko sind zudem Handelskonflikte. Trump hat hohe Zölle auf Importe aus Europa angekündigt. Ökonomen fürchten einen Handelskrieg mit der EU, die mit Gegenmaßnahmen reagieren könnte. Besonders betroffen wäre wohl die exportstarke deutsche Wirtschaft. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt, die Zollpläne von Trump könnten Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 03. Dezember 2024 um 12:00 Uhr.