Alternativen zu Erdgas und Öl Wann Holz- und Pelletheizungen sinnvoll sind
Auch wenn das umstritten ist: Holz- und Pelletheizungen werden als nachhaltig eingestuft. Doch nicht in jeder Immobilie ergeben sie Sinn. Und für viele ältere Öfen gelten bald verschärfte Emmissionswerte.
Pelletheizungen und Holzöfen sind noch einmal glimpflich davongekommen: Beim neuen Gebäudeenergiegesetz werden sie als "erneuerbar" eingestuft - zumindest vorerst. Im Fokus der auch als "Heizungsgesetz" firmierenden Neuregelung stehen reine Öl- und Gasheizungen; sie dürfen von 2024 an nur noch in bestimmten Neubauten eingebaut werden. Im Grundsatz sieht das Gebäudeenergiegesetz vor, dass die Pflicht zum Einbau einer Heizung besteht, die zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird.
Holz- und Pelletheizungen sind also zunächst außen vor: "Wenn Verbraucher bereits eine Pellet-Heizung nutzen, erfüllen sie die Vorgaben für das Heizen mit Erneuerbaren Energien", bestätigt die Pressereferentin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Susanne Ungrad.
Verwirrung um Holzheizungen
Aber die Verwirrung im Frühjahr - die Diskussion, ob Holz- und Pelletheizungen wegen ihres CO2-Ausstoßes nicht vielleicht auch irgendwann verboten würden - habe der Branche geschadet, so der Geschäftsführer der Deutschen Pelletinstitut GmbH, Martin Bentele: "Diese Verunsicherung, die es vorher gab, die legt sich nicht so schnell." Auch bei der zukünftigen Förderung gebe es noch viele Unklarheiten, kritisiert er.
Die Furcht vor Gasmangel und steigenden Energiekosten hatte im vergangenen Jahr besonders das Heizen mit Pellets oder Holz in Öfen attraktiv gemacht. Viele Bürgerinnen und Bürger hatten sich für einen Ofen entschieden, oft auch zur Sicherheit als zusätzliche Heizquelle.
Preise für Pellets wieder stabil
Im Sommer 2022 konnte ein Anstieg der Preise beobachtet werden. Das lag hauptsächlich daran, dass sich die Besitzer von Pelletheizungen und -öfen verstärkt mit der Ware eindeckten. Gleichzeitig gab es laut Bentele auch Angst vor einer Knappheit. "Im letzten Jahr hatten wir bei allen Energien Bunkersituationen, sprich: Alle haben sich mit Pellets und Co. eingedeckt und haben sich betanken lassen und zudem noch Säcke mit Pellets gehortet."
Deshalb sei der Preis sprunghaft gestiegen. "Wir hatten zehn Jahre einen stabilen Preis, und so etwas hatten wir noch nie gesehen", so Bentele. Derzeit sei der Preis aber wieder stabil bei sieben bis acht Cent pro Kilowattstunde - und damit günstiger im Vergleich zu Gas und Öl, bei denen der Preis derzeit zwischen zwölf und 13 Cent liege.
Förderung an Mindestanforderungen geknüpft
Bis dato wird eine Pelletheizung vom Bund mit 20 Prozent der Investitionskosten bis zu einer Höhe von 60.000 Euro pro Wohneinheit gefördert. Im kommenden Jahr soll die Investitionssumme aber nur noch 30.000 Euro betragen bei 30 Prozent Grundförderung. "Das hört sich zwar gut an, ist aber in der Summe nicht so toll, wie es kommuniziert wurde", sagt Institutsgeschäftsführer Bentele. Dennoch sei er froh, dass es weiterhin eine Förderung gebe.
Ministeriumssprecherin Ungrad sagt dazu: "Um sich für die Förderung zu qualifizieren, muss die Pelletheizung technische Mindestanforderungen - beispielsweise bezüglich Emissionen und Energieeffizienz - einhalten, und die Anlage mit einem Pufferspeicher versehen sein." Dass Pelletheizungen als Erneuerbare Energiequellen angesehen werden, sei korrekt.
Nur bedingt klimaneutral
Sowohl Bentele, als auch Georg Bitterberg, Energieberater der Verbraucherzentrale Hessen, vertreten die Ansicht, Biomasseheizungen seien klimaneutral, denn das CO2, das ausgestoßen werde, sei irgendwann mal im Holz gebunden worden. Nach dieser Argumentation ist es richtig, von einem CO2-Kreislauf zu sprechen.
Aber auch Pellets müssen getrocknet und gepresst werden, und das kostet Energie. Pellets aus Abfallholz haben laut Bentele und Bitterberg hierbei eine bessere Bilanz als Pellets aus eigens dafür geschlagenen Bäumen. Schadstoffemissionen wie zum Beispiel Feinstaub könnten durch Filtersysteme geringgehalten werden.
Damit nicht unnötig Energie verschwendet werde, sei ein Pufferpeicher nötig. Damit lasse man die Heizungen nur einmal am Tag auf Hochtouren fahren und speichere diese Energie dann, um damit Heizsystem und Warmwasser den ganzen Tag über bedienen zu können.
Was zu beachten ist
Wer eine Pelletheizung einbauen möchte, sollte ein paar Punkte vorab beachten, rät Bitterberg. So sollte man sich vor dem Kauf vom Schornsteinfeger beraten lassen und Kontakt zu einem Energieberater aufnehmen.
Die Heizungen seien im Einbau nicht ganz kostengünstig, aber dafür seien die Energiekosten gering. Zudem müsse der Platz für eine solche Heizung vorhanden sein, denn man benötige einen geeigneten Lagerraum für die Pellets sowie Platz für Brennofen und Pufferspeicher. "Hierfür reichen oft die Kellerräume aber nicht aus oder sind zu feucht", so Bitterberg.
Idealerweise sollte man die Pellets in den Keller pumpen können: "Ansonsten muss man auf Sackware ausweichen, und das ist teurer und nicht so umweltfreundlich, weil Verpackungsmüll anfällt." Zudem müsse man darauf achten, die Pellets rechtzeitig zu bestellen, so dass kein Mangel entsteht.
Alte Öfen müssen nachgerüstet werden
Auch neue Pellet- und Kaminöfen seien in Zukunft noch einsetzbar, sagen die Experten. Energieberater Bitterberg warnt aber vor Online-Käufen: "Wenn man im Internet bestellt, könnte es zum Beispiel ein Produkt aus dem Ausland sein, was die deutsche Zulassung nicht hat. Man hätte es dann gekauft, aber dürfte es nicht in Betrieb nehmen, weil nach der Prüfung des Schornsteinfegers die Vorgaben nicht erfüllt würden, und das Geld wäre umsonst ausgeben."
Bei alten Öfen sehe das anders aus: "Wenn jemand einen alten Kamin betreibt, gibt es eine Nachrüstpflicht, so dass die Emissionen im Feinstaubbereich nicht die Vorgaben übersteigen. Andernfalls muss der Kamin stillgelegt werden." Und eine Nachrüstung kann die Verbraucher teuer zu stehen kommen, sagt Bentele: "Wenn man über die Frist weiter mit Öfen heizen will, dann muss man die Grenzwerte erfüllen. Aber das erfüllen 99 Prozent der alten Öfen nicht. Und neue Filter kosten, da lohnt sich eher ein neuer Ofen." Ältere Öfen mussten bereits mit Rußfiltern nachgerüstet werden - für Kamin- oder Kachelöfen, die seit 1995 eingebaut worden sind, läuft die Frist noch bis Ende 2024.
Pellets am besten aus der Region
Auch wenn das Heizen mit Holz als Erneuerbare Energie deklariert wird, sei es keine Heizungslösung, die für jeden Sinn ergebe, erläutert Ministeriumssprecherin Ungrad: "Da aber nachhaltig erzeugte Biomasse nur begrenzt verfügbar ist und voraussichtlich aufgrund der Nachfrage in verschiedenen Sektoren teurer wird, empfiehlt sich diese Option vor allem in Bestandsgebäuden, in denen andere Lösungen nicht sinnvoll oder machbar sind." Dies könne beispielsweise für Gebäude gelten, die schwer zu sanieren seien oder unter Denkmalschutz stünden.
Auch das Umweltbundesamt rät: "Beziehen Sie die Holzpellets aus Ihrer Region, denn der Transport der Pellets zu Ihnen verbraucht Benzin und Diesel. Achten Sie zudem darauf, dass die Pellets aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen." Das klimafreundliche Potenzial zur Nutzung von Holz sei aber begrenzt. "Ein zusätzlicher Zugriff auf die Ressource Holz setzt Wälder, die gegenwärtig bereits intensiv zur Brennholzgewinnung genutzt werden und gleichzeitig wachsenden klimatischen Herausforderungen ausgesetzt sind, weiter unter Druck", so das Bundesamt.
"Die vermehrte Entnahme von Brennholz ist ein großes Risiko für den Erhalt und Aufbau des Kohlenstoffspeichers des Waldes, wie er aus guten Gründen in den Klimaschutzzielen der EU vorgesehen ist", merkt Jan Seven vom Umweltbundesamt an.