EU bezieht Luftverkehr in Emissionshandel ein Auktion über den Wolken
Der Klimaschutz macht vor dem Luftverkehr nicht mehr Halt. Auch Fluggesellschaften müssen EU-Plänen zufolge ab 2012 ihre Rechte zum Ausstoß von Treibhausgasen teilweise ersteigern. Die Ticketpreise könnten dadurch um bis zu 40 Euro steigen. Die Luftfahrtbranche übte scharfe Kritik.
Der Ausstoß von Treibhausgasen kommt die Fluggesellschaften künftig teuer zu stehen. Die Branche soll laut EU-Plänen ab 2012 am europäischen Handel mit Verschmutzungsrechten teilnehmen. Die Airlines müssten dann für 15 Prozent ihrer Abgase CO2-Zertifikate in Auktionen kaufen. Der Rest wird kostenlos zugeteilt. Auf diesen Kompromiss einigten sich nach Angaben des Bundesumweltministeriums die EU-Staaten, das Europaparlament und die EU-Kommission in Brüssel. Die Pläne sehen zudem ab 2012 die Einführung von Obergrenzen für den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase durch den Flugverkehr vor. "Diese Einigung ist ein großer Erfolg", sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. Das Europäische Parlament und der EU-Ministerrat müssen den Kompromiss noch beschließen.
Scharfe Kritik der Lufthansa
Die Luftfahrtbranche übte scharfe Kritik an den Plänen. Der internationale Verband der Ferienflieger IACA erklärte, die Kosten für die Ersteigerung von 15 Prozent der Emissionsrechte seien angesichts hoher Kerosinpreise nicht verkraftbar. "Wir haben in diesem Jahr schon 24 Pleiten im Luftfahrtsektor gesehen und erwarten weitere. Was brauchen Gesetzgeber noch, um zu erkennen, dass die Branche in schwierigen finanziellen Schwierigkeiten steckt?", sagte IACA-Präsident Christoph Mueller. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber sagte der "Bild"-Zeitung: "Was Brüssel vorhat, ist ein Irrsinn!" Bei Langstreckenflügen rechnet die Bundesregierung mit einem Preisaufschlag von bis zu 40 Euro auf Tickets, da die Fluggesellschaften die Kosten für die Emissionsrechte zumindest teilweise an die Kunden weitergeben werden.
Emissionen sollen um fünf Prozent sinken
Der Ausstoß an Treibhausgas im Luftverkehr soll bis 2012 auf 97 Prozent der jährlichen Emissionen im Bezugszeitraum 2004 bis 2006 sinken. Zwischen 2013 und 2020 ist eine Reduzierung auf 95 Prozent geplant. Zu beiden Punkten vereinbarten der EU-Ministerrat und das Europaparlament eine Revisionsklausel. Denn derzeit sind Verhandlungen über eine Neufassung der Richtlinie über den Emissionshandel im Gange, zu dem nach den Energiekonzernen auch andere Industriebranchen verpflichtet werden sollen. Würde für die meisten Industriezweige eine kostenlose Zuteilung der handelbaren Verschmutzungsrechte vereinbart, bliebe es für die Luftfahrt bei 15 Prozent. Falls die Industrie allerdings mehr Emissionszertfikate ersteigern müsste, solle dies auch für die Fluggesellschaften gelten.
Das Europäische Parlament kam den EU-Ländern bei wichtigen Punkten der Regelung weit entgegen. Es hatte als Startdatum das Jahr 2011 gefordert. Dafür sollen jetzt aber sowohl Flüge innerhalb Europas als auch Interkontinentalflüge von oder nach Europa von Anfang an dem Emissionshandel unterliegen. Die EU-Kommission wollte den ausländischen Airlines länger Zeit geben. Das Parlament hatte zudem gefordert, die Fluggesellschaften für 25 Prozent der Zertifikate bezahlen lassen, die EU-Länder wollten nur zehn Prozent.