Elektromobilität Deutsche Autolobby trommelt gegen China-Autozölle
Bereits am Freitag könnten die EU-Strafzölle gegen Elektroautos aus China greifen. Die deutsche Autoindustrie warnt erneut vor den Folgen. Ein Positionspapier beschreibt, wie die Zölle zum Bumerang werden könnten.
Kurz vor dem erwarteten Inkrafttreten vorläufiger EU-Strafzölle auf chinesische E-Autos warnt der Verband der Automobilindustrie (VDA) vehement vor den Folgen für die heimische Wirtschaft. In einem Positionspapier heißt es, die geplanten Zölle erschwerten den Hochlauf der Elektromobilität und somit das Erreichen der Pariser CO2-Klimaziele: "Das erklärte Ziel, faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten und die heimische Industrie vor unfairen Praktiken zu schützen, wird damit nicht erreicht werden."
Der VDA beschreibt in seinem Positionspapier, wie die Zölle zum Bumerang für die europäische Industrie werden könnten - auf zweierlei Arten. Zum einen weist der Verband darauf hin, dass die aus China importierten Autos zum großen Teil aus der Produktion europäischer Konzerne stammten. Diese Autos würden nun ebenfalls teurer. Zum anderen sei mit Vergeltungsmaßnahmen der Regierung in Peking zu rechnen. So könne China die Preise für Rohstoffe und Batterien, die für E-Autos notwendig sind, anheben.
Von den Zöllen wären auch die in China produzierten Elektroautos deutscher Konzerne betroffen. BMW lässt den iX3 in Shenyang bauen und führt ihn in die EU ein.
Die Kommission hatte kürzlich erhöhte Zollsätze für in China produzierte Elektroautos angekündigt. Hintergrund sind Vorwürfe, dass chinesische Hersteller von umfassenden Subventionen profitieren und dies zulasten europäischer Hersteller geht. Am Freitag - also übermorgen - könnten die erhöhten Zölle greifen - bis dahin soll noch mit chinesischen Behörden und Unternehmen verhandelt werden.
Die laufenden Gespräche begrüßte auch der VDA, forderte aber zugleich, sie auszuweiten und auf die angekündigten Maßnahmen zu verzichten. Die Zölle könnten europäische Unternehmen und Gemeinschaftsunternehmen, die in China produzieren, teils stärker treffen als chinesische Produzenten. Eine mögliche Folge wäre, dass neue Elektrofahrzeuge aufgrund der hohen Kosten gar nicht erst auf den europäischen Markt kämen.
Ökonomen halten Zoll für gerechtfertigt
Nach einer Umfrage des ifo-Instituts ist nur ein Drittel der 162 befragten deutschen Volkswirte gegen Ausgleichszölle. Die Hälfte der Professorinnen und Professoren hält den EU-Vorschlag für passend oder sprach sich für niedrigere wie höhere Sätze aus. Fast drei von vier Ökonomen sehen das Risiko, dass China die wirtschaftliche Abhängigkeit Deutschlands von dem Land ausnutzen wird, um außenpolitische Ziele durchzusetzen. Für ein De-Risking - also die Suche nach alternativen Märkten, aber keine Entkoppelung von China - sprachen sich 69 Prozent der Befragten aus.
VDA erwartet keine Flut an E-Autos aus China
Derweil rechnet die deutsche Autoindustrie nicht damit, dass chinesische E-Autos den europäischen Markt überschwemmen werden. Deren Anteil am gesamten Pkw-Markt dürfe sich bis 2030 bei etwa fünf bis zehn Prozent einpendeln, schätzt der Verband. Das liege auch an der Markenbindung der Verbraucher, die bei Autos sehr ausgeprägt sei. Zum Vergleich stellt der VDA fest, dass im Jahr 2023 die deutschen Hersteller etwa zehnmal so viele E-Autos in China verkauft haben wie chinesische Produzenten in Deutschland.