Wirtschaftswachstum verlangsamt sich erneut 7,5 % - für chinesische Verhältnisse wenig
Das Wachstum in China hat sich weiter abgeschwächt - auf 7,5 Prozent. Für europäische Ohren klingt das nach viel, für chinesische Verhältnisse ist es aber wenig: Ein geringeres Wachstum gab es zuletzt vor 20 Jahren. Experten und Börsen bleiben dennoch gelassen.
Chinas Wachstum verliert weiter an Schwung. Die Wirtschaftsleistung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde hat im zweiten Quartal 2013 nur noch um 7,5 Prozent zugelegt, wie das chinesische Statistikamt mitteilte. In den ersten drei Monaten des Jahres war das Wachstum bereits auf 7,7 Prozent gefallen.
Das Wirtschaftswachstum lag damit gerade noch auf dem Jahresziel der Regierung, das in den vergangenen Jahren aber immer sehr vorsichtig gesetzt und meist deutlich übertroffen worden war. Das Ziel von 7,5 Prozent Jahreswachstum hört sich für europäische Ohren mächtig an. Für China bedeutet es jedoch die schwächste Entwicklung in mehr als 20 Jahren.
Rückgang war erwartet worden
Die Zahlen zum zweiten Quartal deckten sich mit den Erwartungen der Analysten. Viele Investoren hatten sich allerdings sogar darauf eingerichtet, dass das Wachstum noch schwächer ausfallen könnte. Entsprechend fielen die Reaktionen an den asiatischen Aktienmärkten aus: Trotz der schwächelnden Konjunktur gingen die wichtigsten Indizes leicht nach oben. Vor allem die chinesischen Märkte legten zu.
Auch Wirtschaftsprofessor He Xiaoyu von der Zentralen Hochschule für Wirtschaft und Finanzen in Peking sieht die Zahlen gelassen. "Es ist normal, dass sich das Wachstum abschwächt", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Schließlich seien seit der wirtschaftlichen Öffnung mehr als 30 Jahre vergangen, und viele Jahre habe das Wachstum über zehn Prozent gelegen.
Ostasienwissenschaftler Thomas Heberer wertete die Zahlen als "Traumergebnis auf der internationalen Bühne". Grundsätzlich sei ein Wachstum zwischen fünf und sechs Prozent notwendig, um Arbeitsplätze zu schaffen und Einnahmen für den Staat zu generieren. "Unter diese Grenze zu fallen, davon ist China noch weit entfernt", sagte Heberer im Deutschlandradio Kultur.
Neue Regierung setzt auf Binnennachfrage
Die neue Regierung unter Ministerpräsident Li Keqiang will die Wirtschaft reformieren und setzt dabei weniger stark auf Exporte, sondern auf die Binnennachfrage. Dafür ist die Staatsführung bereit, kurzfristig auf Wachstum zu verzichten. Ihre größte Sorge ist, dass die Arbeitslosigkeit ansteigen und es zu Unruhen kommen könnte. Der kommunistischen Führung in Peking zufolge ist die Beschäftigung bislang aber stabil.
Die schwächelnde Konjunktur hatte sich bereits in den vergangenen Wochen angedeutet. Im Juni waren die Exporte überraschend eingebrochen. Auf 3,1 Prozent bezifferte die Zollverwaltung den Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat. Experten hatten im Juni eigentlich einen Exportzuwachs von drei bis vier Prozent erwartet.