Hürden bei qualifizierter Zuwanderung Das lange Warten auf vier Köche aus Indonesien
Deutsche Unternehmen suchen auf der ganzen Welt nach geeigneten Fachkräften, werden aber von der Bürokratie ausgebremst. Ein Gastronom versucht seit fast einem Jahr, Köche aus Indonesien nach Köln zu bringen.
Dass er für sein neues Restaurant viel Personal brauchen würde, war Mikko Bayer früh klar. Für seine Suche ging er deshalb wortwörtlich bis ans andere Ende der Welt. In Indonesien wurde der Kölner Gastronom fündig: vier Köchinnen und Köche, zwei Frauen, zwei Männer. Seiner Einschätzung nach bestens qualifiziert.
Was sollte da noch schiefgehen? Die Bundesregierung hatte mit der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes schließlich versprochen, es solle leichter werden, Fachkräfte ins Land zu holen. Und so stellte der Gastronom im August vergangenen Jahres einen Antrag auf das beschleunigte Fachkräfteverfahren.
Warten auf Anerkennung - seit fast einem Jahr
Fast ein Jahr später ist die Anerkennung der Qualifikationen noch immer nicht erfolgt. Die Wohnung, die Bayer extra für die Indonesier angemietet hat, steht die meiste Zeit leer. Sein neues Restaurant hat er vor wenigen Wochen dennoch eröffnet, aber mit weniger Gerichten als geplant und mit kürzeren Öffnungszeiten. Es fehlt das Personal.
Am anderen Ende der Welt sitzen die Indonesier und warten ebenfalls. Bayer ist erstaunt über ihre Geduld. Er merke aber, dass mittlerweile auch sie kein Verständnis mehr für die Langsamkeit der deutschen Bürokratie haben. "Eine der vier will sich für ein Visum in den USA bewerben, wenn sich das Anerkennungsverfahren in Deutschland weiter hinzieht." Wie Deutschland mit ihren Existenzen umgeht, macht ihn wütend. "Hinter dem Papier stehen Menschen", sagt Bayer.
Vorwürfe gegen IHK FOSA
Zuständig für die Anerkennung der Qualifikationen ist in seinem Fall die IHK FOSA (Foreign Skills Approval). Sie beschreibt sich als "das bundesweite Kompetenzzentrum deutscher Industrie- und Handelskammern zur Feststellung der Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse". Eine Organisation, die also eigentlich im Interesse der Arbeitgeber handeln soll.
Der Gastronom empfindet das aber überhaupt nicht so. "Die arbeiten, als wären sie selber das Ausländeramt", sagt er und meint das nicht als Kompliment. "Es werden Sachen nachgefordert bis zum Gehtnichtmehr" Teilweise handele es sich dabei um Unterlagen, von denen zu Beginn des Verfahrens noch überhaupt keine Rede gewesen sei. Bayer nennt das "Verzögerungstaktik".
Gastronom Mikko Bayer wartet seit einem Jahr auf die Zulassung seiner Köchinnen und Köche. Der zuständigen Stelle wirft er Verzögerungstaktik vor.
Zuständige Stelle wehrt sich gegen Vorwürfe
Die IHK FOSA weist diese Vorwürfe zurück. Man kommuniziere alle für das Verfahren einzureichenden Dokumente transparent und tue alles, um eine schnelle Anerkennung zu ermöglichen. Wie lange die Anerkennungsverfahren in der Regel dauern, kann oder will die IHK FOSA auf Nachfrage aber nicht beantworten.
Die IHK Köln, die Bayer und anderen Unternehmern beratend zur Seite steht, will sich zu den konkreten Vorwürfen des Kölner Gastronoms nicht äußern. Allerdings zeigt sich Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein grundsätzlich unzufrieden mit dem Tempo der Anerkennungsverfahren. "Es gibt verschiedene Fälle mit langen Bearbeitungsdauern", berichtet er aus der Beratungspraxis.
Wirtschaftliche Kosten durch Fachkräftemangel
Ökonomen warnen vor den wirtschaftlichen Folgen. "Es besteht die Gefahr, dass sich qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland für Länder mit schnelleren Verfahren entscheiden", befürchtet Axel Plünnecke vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Ob die "viel zu langsamen Verwaltungsprozesse" beschleunigt werden können, werde entscheidend für den Erfolg des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes sein.
Laut IW fehlen auf dem deutschen Arbeitsmarkt mehr als eine halbe Million Fachkräfte. Diese "Fachkräftelücke" beschreibt offene Stellen, für die es keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt. Nach Schätzung des Instituts entstehen der deutschen Wirtschaft dadurch Kosten von rund 50 Milliarden Euro pro Jahr.
"Reine Zeit- und Geldverschwendung"
Mikko Bayer ist vom Anerkennungsprozess dermaßen frustriert, dass er es inzwischen bereut, sich überhaupt dafür entschieden zu haben. "Wenn sich an den Verfahren nichts ändert, würde ich jedem Unternehmer dringend davon abraten", sagt er. So sei es eine reine Zeit- und Geldverschwendung.
Vor wenigen Tagen erreichte ihn immerhin die Nachricht, dass die Anträge von zwei seiner indonesischen Köche durch die IHK FOSA bewilligt worden sind. Seine Freude hält sich aber in Grenzen. "Die IHK FOSA hat uns mitgeteilt, dass bei der Botschaft in Jakarta alle Unterlagen nochmal im Original vorgelegt werden müssen und dort im Grunde nochmal eine weitere Prüfung stattfindet", sagt Bayer. Nach fast einem Jahr Wartezeit sind er und seine indonesischen Köche noch immer nicht am Ziel.