Ein Auto der UNIFIL-Mission mit einer UN-Fahne. (Archiv)
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Krieg in Nahost ++ Mitglieder von UN-Friedenstruppe verletzt ++

Stand: 19.11.2024 23:28 Uhr

Die UN-Friedensmission UNIFIL ist im Libanon erneut unter Beschuss geraten. Laut dem US-Gesandten Hochstein ist eine Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah "in Reichweite". Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

19.11.2024 • 23:28 Uhr

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Im Gazastreifen werden nach Angaben aus dem Büro von UN-Generalsekretär António Guterres Hilfsgüterlieferungen für die Zivilbevölkerung "systematisch" geplündert. "Plünderungen durch bewaffnete Gruppen sind zur Regel geworden und müssen sofort aufhören. Sie behindern lebensrettende Hilfsmaßnahmen und gefährden das Leben unserer Mitarbeiter zusätzlich", sagte Guterres' Sprecher Stéphane Dujarric. Einsätze von Sicherheitskräften gegen die Übergriffe müssten aber "rechtmäßig, erforderlich und verhältnismäßig sein", fügte er hinzu.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat eine Prämie von fünf Millionen US-Dollar für jede aus dem Gazastreifen freigekommene israelische Geisel versprochen. "Jeder, der uns eine Geisel zurückbringt, wird bei uns einen sicheren Weg aus dem Gazastreifen heraus für ihn und seine Familie finden", sagte der Premierminister in einem im Gazastreifen gedrehten Video. "Wir werden auch eine Belohnung von fünf Millionen Dollar für jede Geisel auszahlen", fügte er hinzu.

Die Hamas und andere Gruppen hatten bei ihrem Überfall auf den Süden Israels am 7. Oktober des Vorjahres 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Von den 101 Geiseln, die sich noch in der Gewalt ihrer Entführer befinden, dürften viele nach mehr als einem Jahr Krieg nicht mehr am Leben sein.

Die UN-Friedensmission UNIFIL ist im Libanon erneut unter Beschuss geraten. Eine Rakete habe einen Stützpunkt im Süden des Landes getroffen, teilte UNIFIL mit. Vier Soldaten aus Ghana seien verletzt worden. Die Rakete stammte höchstwahrscheinlich von "nichtstaatlichen Akteuren". Gemeint sind damit Milizen wie die proiranische Hisbollah, gegen die Israel im Libanon Krieg führt.

Laut UNIFIL gab es am Dienstag insgesamt drei Vorfälle. So sind acht 107-Millimeter-Geschosse auf einem Stützpunkt in Schama im Südlibanon eingeschlagen. Zudem gab es einen Angriff auf eine Patrouille, bei dem eine bewaffnete Person das Feuer eröffnete. In beiden Fällen gab es keine Verletzten.

Die Friedenstruppe wurde 1978 vom UN-Sicherheitsrat eingerichtet. Das Mandat wurde nach dem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon 2006 verstärkt. Seit Beginn der Bodenoffensive Israels gegen die libanesische Hisbollah-Miliz im Oktober sind UNIFIL-Soldaten wiederholt angegriffen worden. Israel hat den Vereinten Nationen vorgeworfen, sie hielten die UNIFIL an der Grenze, um seine Militäraktionen zu behindern.

In Israel drohen Medienberichten zufolge vielen ultraorthodoxen Männern, die ihre Einberufungsbefehle ignoriert haben, Strafen. 1.126 streng religiöse Männer seien betroffen, weil sie auf zwei Anweisungen der Armee nicht reagiert hätten, berichteten mehrere Medien unter Berufung auf einen hochrangigen Offizier der israelischen Armee.

Er sprach demnach von ausgestellten "Haftbefehlen". Theoretisch könnte die Militärpolizei die Männer also festnehmen. Laut der Zeitung Times of Israel plant die Militärbehörde dies aber nicht.

Israels Militär hat Berichten zufolge Ziele nahe der libanesischen Hafenstadt Tyros bombardiert. Mehr als sechs Luftschläge trafen Häuser und Gebäude im Ort Husch rund vier Kilometer von der Küstenstadt entfernt, wie die Zeitung L'Orient Le Jour berichtete. Sicherheitskreise berichteten von schweren Attacken und schwarzem Rauch.

Das israelische Militär hat laut eigenen Angaben die Lieferung von Blutkonserven an ein Krankenhaus im Norden des Gazastreifens ermöglicht. Die für zivile Angelegenheiten der Palästinenser zuständige Militärbehörde Cogat teilte mit, sie habe 1.000 Blutkonserven über einen Grenzübergang im Norden geschickt. Nach Angaben der UN-Gesundheitsbehörde gingen die Konserven an das Kamal-Adwan-Krankenhaus in Beit Lahija.

Seit der Eskalation der Gewalt zwischen Israel und der radikalislamischen Hisbollah sind laut den UN mehr als 200 Kinder im Libanon getötet worden. Für die Kinder im Libanon sei die Gewalt gleichbedeutend mit einer „stillen Normalisierung des Schreckens“, sagte der Sprecher des Hilfswerks Unicef, James Elder, am Dienstag in Genf.

Die Führung der Terrororganisation Hamas hat Katars Hauptstadt Doha verlassen. Das teilte das Außenministerium des Emirats mit. Zugleich dementierte es Berichte, wonach die katarische Regierung die dauerhafte Schließung des Politbüros der Hamas angeordnet oder die bislang in Doha ansässige Führungsspitze der Gruppe ausgewiesen habe.

Sollte doch eine Entscheidung fallen, das Büro dauerhaft zu schließen, "werden Sie diese Neuigkeit von dieser Bühne oder in einer offiziellen Stellungnahme des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten erfahren", betonte Sprecher Madsched bin Mohammed al-Ansari vor Reportern.

Katar hatte als Vermittler in den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine mögliche Feuerpause und einen Deal zur Freilassung von Geiseln fungiert,

19.11.2024 • 14:12 Uhr

Israelische Angriffe bei Dschenin

Israelische Einsatzkräfte haben bei einer Razzia im nördlichen Westjordanland drei Bewaffnete getötet. Das teilte die Armee auf Anfrage mit. Zuvor hatten palästinensische und israelische Medien berichtet. Demnach feuerten israelische Kräfte bei dem Einsatz in einem Dorf nahe der Stadt Dschenin auf ein Haus, in dem sich gesuchte Palästinenser aufgehalten hätten, um diese aus dem Gebäude zu treiben. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah sind die drei dabei getöteten Männer zwischen 24 und 32 Jahre alt. Ob sie Mitglieder militanter Gruppierungen waren, war zunächst unklar. Palästinensischen Medien zufolge ist Israels Armee seit dem Morgen auch wieder in der Stadt Dschenin selbst im Einsatz. Bulldozer hätten unter anderem Straßen zerstört.

Zwei Mikrofone mit dem Logo vom Ersten
Informationsquellen bei der Nahost-Berichterstattung

Die ARD berichtet aus mehreren Studios über die Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten. In Tel Aviv verfolgen insgesamt fünf Korrespondentinnen und Korrespondenten für TV und Hörfunk die Entwicklung in Israel und den palästinensischen Gebieten. Aus Kairo berichten ebenfalls insgesamt fünf Korrespondentinnen und Korrespondenten über die Lage in den Nachbarstaaten Israels. Die Berichterstattung über den Iran, der ebenfalls eine wichtige Rolle im Nahost-Konflikt spielt, wird vom ARD-Studio Istanbul wahrgenommen. Die Einschätzung der Korrespondentinnen und Korrespondenten fußt neben eigenem Erleben vor Ort auf einer Vielzahl von Gesprächen mit regionalen Experten und der Beobachtung regionaler Medien und Agenturen. In den einzelnen Ländern, über die die Studios berichten, und den palästinensischen Gebieten sind überdies lokale freie Mitarbeiter, sogenannte "Stringer", für die ARD tätig, die die Studios mit zusätzlichen Informationen über die jüngsten Entwicklungen versorgen, den Korrespondentinnen und Korrespondenten Gesprächspartner vermitteln, O-Töne besorgen und sie bei Reportagereisen begleiten.

Der US-Vermittler für den Nahen Osten, Amos Hochstein, ist erneut zu Gesprächen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah in den Libanon gereist. Er traf sich erneut mit Parlamentspräsident Nabih Berri, einem Verbündeten der Terror-Miliz Hisbollah, der ein wichtiger Gesprächspartner für Spitzenvertreter westlicher Regierungen ist.

Bis zu einer Einigung seien noch "Lücken zu schließen", sagte Hochstein. Aber es sei gelungen, die Kluft erheblich zu verkleinern, erklärte er nach einem zweistündigen Treffen mit Berri.

Das Gespräch mit Berri bezeichnete er als "konstruktiv". Man nähere sich an. Es gebe jetzt eine "echte Möglichkeit", eine Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien zu erreichen - hoffentlich "in den kommenden Tagen". Er sei nach Beirut gekommen, um diese Entscheidung zu erleichtern, die jetzt "in Reichweite" liege.

Am Dienstag soll Hochstein auch mit dem geschäftsführenden libanesischen Ministerpräsidenten Nadschib Mikati und weiteren Regierungsvertretern zusammenkommen.

Bei den Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon sind nach UN-Angaben in den vergangenen zwei Monaten mehr als 200 Kinder getötet worden. 1.100 weitere Kinder seien verletzt worden, teilte ein Sprecher des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) mit. Die Zahl von über 200 getöteten Kindern beziehe sich allein auf die vergangenen zwei Monate, betont der Sprecher. Seit Ausbruch der Kämpfe im Zuge des Kriegs im Gazastreifen im vergangenen Jahr seien es mindestens 231 Kinder.

Der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati hält beim aktuellen US-Vorschlag für eine Waffenruhe zwischen der Schiitenmiliz Hisbollah und Israel weitere Verhandlungen für notwendig. "Bei einigen Punkten gibt es Diskussionsbedarf", sagte Mikati dem katarischen Fernsehsender Al-Araby. Beim Besuch des US-Vermittlers Amos Hochstein würden "strittige Fragen persönlich gelöst". 

Ungeachtet der Gespräche über eine Waffenruhe dauern die Kämpfe und Angriffe zwischen Israel und der Hisbollah an. Bei Beschuss aus dem Libanon wurden am Morgen vier Menschen im Zentrum Israels leicht verletzt, wie der israelische Rettungsdienst Magen David Adom mitteilte. Nach Angaben der israelischen Armee wurden bei dem Angriff fünf Geschosse aus dem Libanon registriert, einige seien abgefangen worden. In mehreren Gegenden nördlich der Küstenstadt Tel Aviv gab es demnach Raketenalarm. Auch auf den Norden Israels wurden laut Israels Militär wieder etliche Geschosse aus dem Libanon abgefeuert.

Aus dem Libanon gab es Berichte über israelische Angriffe, darunter auf ein Gebäude im Süden der Hauptstadt Beirut. Auch dabei gab es laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA in der Nacht Verletzte.

Ein Mann schaut in Karmiel (Nordisrael) auf ein beschädigtes Gebäude nach Angriffen aus dem Libanon.

Beschädigte Gebäude in Karmiel in Nordisrael

Der US-Vermittler für den Nahen Osten, Amos Hochstein, ist erneut zu Gesprächen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah in den Libanon gereist. Hochstein soll sich erneut mit Parlamentspräsident Nabih Berri treffen, einem Verbündeten der Hisbollah, der ein wichtiger Gesprächspartner für Spitzenvertreter westlicher Regierungen ist.

Seit Wochen zirkulieren in Medien Details über einen vermeintlichen US-Vorschlag. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge sollen Israel und die Hisbollah ihre Angriffe demnach zunächst 60 Tage lang aussetzen.

Die USA warnen die Türkei davor, führende Kräfte der militant-islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen aufzunehmen. "Wir glauben nicht, dass die Anführer einer bösartigen terroristischen Organisation irgendwo komfortabel leben sollten, und das schließt mit Sicherheit eine Großstadt eines unserer wichtigsten Verbündeten und Partner ein", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, in Washington. Er reagierte damit auf Berichte, Hamas-Spitzenfunktionäre würden von Katar in die Türkei umziehen.

Ein hochrangiger Mitarbeiter der türkischen Regierung wies Berichte zurück, die Hamas habe ihre Vertretung von Katar in die Türkei verlegt. Er räumte aber ein, Hamas-Mitglieder würden von Zeit zu Zeit in die Türkei reisen. Die Türkei wertet die Hamas im Gegensatz zu vielen westlichen Staaten nicht als terroristisch.

19.11.2024 • 00:45 Uhr

G20 rufen zu Nahost-Waffenruhe auf

Die Staaten der G20-Gruppe haben in einer gemeinsamen Erklärung zu einem "umfassenden" Waffenstillstand sowohl im Gazastreifen als auch im Libanon aufgerufen.

Die Staats- und Regierungschefs forderten in der Erklärung eine von den USA vorgeschlagenen dauerhaften Waffenruhe im Gazastreifen im Gegenzug für die Freilassung aller Geiseln. Überdies riefen sie zu einer Waffenruhe im Libanon auf.

Israel hat laut Ministerpräsident Netanyahu bei den Angriffen auf den Iran vergangenen Monat auch Atomanlagen getroffen. Ein UN-Hilfskonvoi ist nach der Einreise in den Gazastreifen offenbar geplündert worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. November 2024 um 18:00 Uhr.