Chanukka-Feier in Berlin Scholz fordert Solidarität mit Juden in Deutschland
Zu Beginn des Lichterfests Chanukka hat Kanzler Scholz Mitgefühl und Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in Deutschland eingefordert. Dies sei in diesen Tagen besonders wichtig, sagte er vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat betont, dass jüdisches Leben "untrennbar" zu Deutschland gehört. Der Staat werde jüdische Gemeinden in Deutschland schützen, sagt der Kanzler bei einer Chanukka-Veranstaltung am Brandenburger Tor in Berlin.
"Dass dies nach den Terrorangriffen der Hamas und den Reaktionen darauf nötig ist, ist traurig und erschreckend zugleich", sagte der SPD-Politiker mit Blick auf den Anstieg antisemitischer Straftaten.
Wir nehmen es nicht hin, wenn jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger Angst haben müssen, offen ihre Religion, ihre Kultur, ihren Alltag zu leben, wenn sie ihr grundlegendes Recht wahrnehmen, sichtbar zu sein - ein Recht, das alle Menschen in unserer Gesellschaft haben, ohne Unterschied.
Die Chanukka-Kerzen am Brandenburger Tor seien "Symbol der untrennbaren Zugehörigkeit jüdischen Glaubens, jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu diesem, unserem Land".
Mitgefühl und Solidarität "in diesen Tagen besonders wichtig"
Scholz zündete am Nachmittag die erste Kerze des großen Chanukka-Leuchters am Brandenburger Tor an. Zu den Gästen der Zeremonie gehörten unter anderem Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, und die Familie des von Hamas-Terroristen entführten Israeli Itai Svirsky.
"Chanukka steht für Hoffnung und Zuversicht - beides brauchen wir in diesen Tagen ganz besonders", sagte Scholz. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel "hat uns alle tief erschüttert". Er richte sich "gegen die Menschlichkeit selbst". Die Hamas versuche, ihre Opfer "zu entwürdigen, zu dehumanisieren". Daran gebe es nichts zu rechtfertigen oder zu relativieren. Der Bundeskanzler betonte, Mitgefühl und Solidarität mit Israel und der jüdischen Gemeinschaft zu zeigen, sei in diesen Tagen besonders wichtig. So könne "jede und jeder von uns den Worten 'Nie wieder!' Kraft verleihen".
Rabbiner Teichtal: "Dunkelheit des Terrors mit Licht begegnen"
Rabbiner Yehuda Teichtal von der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin, sagte, "gerade in diesem Jahr, nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober, ist es wichtiger denn je, eine Einheit zu sein und der Dunkelheit des Terrors mit Licht zu begegnen". Er würdigte Deutschland und auch Scholz als Leuchtturm der Demokratie und forderte: "Mehr Licht, mehr Freude, mehr jüdisches Bewusstsein, das ist unsere Antwort."
Der rund zehn Meter hohe Leuchter wird seit 2008 vor dem Brandenburger Tor aufgestellt. Während der Dauer der Feiertage wird dort täglich mit Einbruch der Dunkelheit eine neue Kerze angezündet. Das Fest beginnt an diesem Donnerstagabend und endet am 15. Dezember.
In den vergangenen Wochen waren Hunderte antisemitische Vorfälle in Deutschland registriert worden. Viele Jüdinnen und Juden berichten von Ängsten. Für die Zeremonie galten strenge Sicherheitsvorkehrungen, der Pariser Platz war weiträumig abgesperrt.