
Festakt in Weimar Wulff warnt vor Erstarken des Rechtspopulismus
Am 11. April 1945 sind die NS-Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora durch US-Truppen befreit worden. Daran wurde am Sonntag in Weimar erinnert - mit einer Festveranstaltung am Vormittag in der Weimarhalle und einem Gedenken am Nachmittag in der KZ-Gedenkstätte auf dem Ettersberg.
Mit einem Festakt und Kranzniederlegungen ist am Sonntag in Weimar an die NS-Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 80 Jahren erinnert worden.
Naftali Fürst: Stab der Erinnerung an die Jungen weiterreichen
Um 15:15 Uhr betraten am 11. April 1945 erstmals US-Soldaten das Lagergelände des KZ Buchenwald. Ein Moment, der auch Naftali Fürst, Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, in Erinnerung geblieben ist. Genauso wie die Bilder von Leichen, die auf Karren zu den Krematorien gebracht wurden, sagte Fürst am Nachmittag bei der Zeremonie der Kranzniederlegung. Jetzt, da die letzten Zeitzeugen langsam aussterben, werde der Stab der Erinnerung an die Jungen weitergereicht, so der slowakisch-israelische Holocaustüberlebende. Er appellierte: "Bleibt - jede, jeder von euch - ein Mensch." Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) hatte Naftali am Samstagabend mit dem Thüringer Verdienstorden ausgezeichnet.
Wagner: Erinnerung an das Grauen weitertragen
Bei der Veranstaltung am Vormittag in der Weimarhalle, an der mehrere KZ-Überlebende und Nachkommen von Überlebenden aus Israel, Polen, Frankreich, Rumänien und Belarus teilnahmen, forderte der Direktor der Stiftung KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, die Erinnerung an das Grauen der Konzentrationslager an alle folgenden Generationen weiterzutragen. Die Gesellschaft müsse sich allen Formen der Holocaust-Verleugnung, des Antisemitismus oder auch der Hetze gegen Muslime und andere Religionsgemeinschaften entgegenstellen. Dieser Tag sei nicht nur ein Tag des Gedenkens, sondern auch ein Tag des Nachdenkens, was die Lehren aus den Nazi-Verbrechen von damals für heute bedeuteten, sagte Wagner.
Voigt: Hochkultur macht nicht immun gegen Barbarei
Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt erinnerte daran, dass das Lager Buchenwald in unmittelbarer Nähe der Stadt Weimar gebaut wurde - jener Stadt, die als Ort der deutschen Klassik und des Humanismus gilt. Auch Hochkultur und humanistische Bildung machten nicht immun gegen Barbarei. Oftmals sei es vom Einen zum Anderen nur ein kleiner Schritt.

Auch Hochkultur und Bildung machen nicht immun gegen Barbarei: Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU)
Wulff: Völkische und ausgrenzende Rhetorik der AfD
Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff warnte in seiner Rede vor einem Erstarken des Rechtspopulismus. Die völkische und ausgrenzende Rhetorik etwa der AfD sei geeignet, den Boden für eine neue Barbarei zu bereiten. Wulff forderte zum aktiven Engagement für die Demokratie auf und dazu, sich Menschlichkeit zu bewahren.

Bundespräsident a.D. Christian Wulff warnte in seiner Rede vor einem wachsenden rechten Populismus.
Aufgrund der Verrohung und der Radikalisierung und eines weltweiten Rechtsrucks kann ich mir inzwischen - und das macht mich beklommen - deutlicher vorstellen, wie das damals geschehen konnte. Altbundespräsident Christian Wulff |
Am 11. April 1945 hatten amerikanische Truppen das KZ Buchenwald befreit und fanden dort noch 21.000 überlebende Häftlinge vor. In Buchenwald waren während der NS-Zeit insgesamt fast 280.000 Menschen inhaftiert. Jeder fünfte von ihnen fand den Tod.
MDR (dr), dpa, epd