Ein mit der Blauzungenkrankheit infiziertes Schaf mit Schwellungen und Geschwülsten am Maul.

Schleswig-Holstein Blauzungenkrankheit: Warum Tierärzte dieses Jahr mehr Fälle erwarten

Stand: 10.04.2025 12:45 Uhr

Im vergangenen Jahr hat die Blauzungenkrankheit in Schleswig-Holstein Hunderten Schafen, Ziegen und Rindern das Leben gekostet. In diesem Jahr könnte das Virus noch größere Folgen haben, befürchten Tierärzte.

Von Hauke von Hallern

Für Schafe ist das Virus besonders schnell tödlich. Nach Studien aus den Niederlanden sterben bis zu 70 Prozent daran. Im vergangenen Jahr kam der besonders gefährliche Serotyp 3 des Blauzungenvirus von den Niederlanden aus auch nach Schleswig-Holstein.

In diesem Jahr ist das Virus schon da - die Tierärztekammer Schleswig Holstein rechnet deshalb damit, dass sich die Seuche schneller und früher ausbreitet. "Sobald die Bartmücken fliegen, was bei diesem Wetter fast überall schon möglich ist, haben wir das Virus sofort vor Ort und haben sofort eine Infektionsgefahr", Gero Masekowsky von der Tierärztekammer Schleswig Holstein.

Die drei Haupt-Symptome der Blauzungenkrankheit:

  • Fieber
  • eine geschwollene Zunge
  • Schaum vorm Mund

Für Hunderte Schafe war die Blauzungenkrankheit bereits tödlich

Masekowsky hofft, dass man durch Impfungen die Gefahr minimieren kann. "Aber wenn das Virus auf ungeimpfte Tiere fällt, können die Schäden groß sein und viel früher auftreten als im letzten Jahr." Hunderte Schafe sind in Schleswig-Holstein bereits an dem Virus verendet. Genaue Zahlen gibt es nicht.

Impfung für Schaf, Ziege und Rind schützt vor schweren Symptomen

Seit vergangenen Jahr gibt es einen Impfung, diese wird vom Land auch bezuschusst. Dieser beträgt auch in diesem Jahr ein Euro pro Schaf oder Ziege und zwei Euro pro Rind. Je nach Impfstoff schützt schon eine einmalige Impfung Schafe und Ziegen vor schweren Krankheitssymptomen und Tod. Dagegen müssen Rinder zweimal geimpft werden.

Ein Schaf, das mit der Blauzungenkrankheit infiziert ist.

Die Blauzungenkrankheit lässt die Zunge der Tiere anschwellen.

Weniger Osterlämmer in diesem Jahr

Eine Impfung könne auch die Chancen erhöhen, dass überlebende Tiere Nachwuchs bekommen, erklärt die Bad Oldesloer Tierärztin Lucie Grimm. Durch die Impfung können zum Beispiel Symptome wie Fieber verringert werden. "Tiere, die die Erkrankungen durchmachen, haben eine lange Phase mit hohem Fieber. Und hohes Fieber ist nie gut, sowohl für die Trächtigkeit als auch für das Sperma des Bockes." Im vergangenen Jahr habe das dazu geführt, dass die Aufnahmeraten nicht so gut waren, berichtet Grimm. Heißt: In diesem Jahr gibt es wohl weniger Lämmer.

Impfen gegen Blauzungenkrankheit: Landwirte in Sorge um Vieh

Zu wenig Impfstoff gegen Blauzungenkrankheit verfügbar

Auch wenn die Nachfrage nach Impfungen nach Angaben des Gesundheitsministeriums Schleswig-Holstein gerade hoch ist, sind viele Tiere immer noch nicht geimpft. Das liegt laut Tierärztekammer auch daran, dass der Impfstoff nicht immer und überall verfügbar ist. Tierärtztin Lucie Grimm selbst schätzt die Quote auf etwa 20 Prozent. Das könnte in diesem Jahr ein noch größeres Problem werden. "Ich denke, dass es uns diese Saison noch härter treffen wird als letztes Jahr", erklärt die Tierärztin.

Das Land und die Tierärztekammer rufen Viehalter weiter dazu auf ihre Tiere impfen zu lassen. Wenn denn genug Impfstoff da ist. Nur so könne die Blauzungenkrankheit effektiv eingedämmt werden. Von der Möglichkeit einer Herdenimmunität sei man aber noch weit entfernt.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 08.04.2025 | 19:30 Uhr